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Von Soazic Elise Wang Sonne, Timothy Kinoti, Nina Fenton und Claudio Cali

Schmuck aus Afrika gefällt Menschen in aller Welt, aber die fernen Märkte sind für die Hersteller oft unerreichbar. Das Modelabel SOKO will diesen Schritt nun schaffen, mit fair produziertem Schmuck für eine ethisch verantwortungsbewusste Kundschaft. Profitieren sollen davon vor allem die Menschen in Kenia, die die Ware fertigen. Lesen Sie, was diese Form der Entwicklungsarbeit bewirkt.

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SOKO1 ist seit 2012 auf dem Markt. Das Label für Schmuck und modische Accessoires unterstützt damit ein wachsendes Netzwerk einkommensschwacher Handwerkerinnen und Handwerker in Kenia, die nur fair und nachhaltig beschaffte Materialien verarbeiten. Die Produkte sind weltweit in Geschäften und über Onlineshops erhältlich. SOKO hat Investitionshilfen von Novastar Ventures erhalten – einem Risikokapitalfonds, an dem sich die Europäische Investitionsbank (EIB) mit Geldern aus ihrem Sonderfinanzierungsrahmen für Afrika, die Karibik und den Pazifik beteiligt.

Soazic Elise Wang Sonne und Timothy Kinoti befragten Menschen im kenianischen Kibera, einem der größten Slums in Afrika südlich der Sahara. Hintergrund ist das EIB-GDN-Programm zur Erforschung der Wirkung von Entwicklungsfinanzierungen. Sie wollten herausfinden, wie SOKO seinen Partnern dort hilft, sich handwerklich weiterzuentwickeln und ihre Existenz besser zu sichern. Dazu verglichen die beiden die Antworten derer, die mit SOKO zusammenarbeiten, mit denen anderer Schmuckhersteller, die dem Netzwerk nicht angehören.2 Insgesamt wurden 192 Personen befragt. Die Analyse gibt Aufschluss darüber, welchen Einfluss SOKO auf die Menschen hat, die für das Unternehmen arbeiten – und was dies für den Handwerkssektor in Kenia bedeuten könnte.3

Wer arbeitet für SOKO?

Das Kunsthandwerk bietet jungen Menschen eine Existenzgrundlage. Etwa 75 Prozent der Frauen und Männer im SOKO-Netzwerk sind unter 36. Die Altersverteilung bei denen, die nicht für SOKO produzieren, ist vergleichbar, mit einer wichtigen Ausnahme: SOKO arbeitet nicht mit Jugendlichen unter 18 zusammen, während einige Befragte aus der anderen Gruppe unter diesem Mindestalter lagen.

Nur wenige Frauen machen ihr Kunsthandwerk zum Beruf. Insgesamt 95 Prozent der Befragten sind männlich, im Netzwerk von SOKO sind es 90 Prozent.

Eine höhere Schulbildung ist nicht erforderlich. Rund 60 Prozent der Handwerkskräfte haben zumindest eine mehrjährige Grundschulbildung genossen, aber nur 10 Prozent haben ein Berufskolleg besucht oder einen höheren Bildungsabschluss erreicht.

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Was ist für die SOKO-Partner anders?

Die Anbindung an eine globale Lieferkette könnte sich auszahlen: Diejenigen, die für SOKO arbeiten, verdienen monatlich etwa 37 Prozent mehr als die Vergleichsgruppe – ein statistisch signifikanter Unterschied. Besonders groß ist der Einkommensunterschied bei Frauen. Eine genauere Analyse deutet allerdings darauf hin, dass Unterschiede zwischen denjenigen, die für SOKO arbeiten, und denen, die nicht zum Netzwerk gehören, Grund für das Einkommensgefälle sind. Um schlüssig nachzuweisen, welche Rolle SOKO bei der Einkommenssteigerung spielt, wären weitere Untersuchungen erforderlich.

Armutsgefährdung. Sowohl den Werkstattleitenden als auch den übrigen Partnern von SOKO geht es finanziell etwas besser als den Handwerkskräften außerhalb des Netzwerks. Das gilt selbst dann, wenn man die Statistik um Unterschiede zwischen den beiden Gruppen bereinigt. Der Unterschied in der Wahrscheinlichkeit, die landesweite Armutsgrenze zu unterschreiten, ist allerdings nur bei den Werkstattleitenden statistisch signifikant. Aufgrund der geringen Stichprobengröße sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen. Die Daten zeigen auch, dass Arbeiterinnen stärker armutsgefährdet sind als Männer, und zwar in SOKO-Werkstätten ebenso wie in SOKO-unabhängigen Betrieben.

Einige Daten legen nahe, dass SOKO-Partner besser in die Zukunft ihrer Kinder investieren können. Diejenigen, die für SOKO arbeiten, geben mehr Geld für die Gesundheit ihrer Kinder aus als ihre Pendants außerhalb des Netzwerks. Bei den Bildungsausgaben ergibt sich allerdings kein signifikanter Unterschied, wenn man die Ergebnisse mittels statistischer Matching-Verfahren um Unterschiede zwischen den Gruppen bereinigt.

SOKO-Partner profitieren offenkundig von Schulungen des Unternehmens. Fast alle Handwerkerinnen und Handwerker gaben an, besondere Fertigkeiten bei SOKO erworben zu haben. Von den 85 SOKO-Partnern, die dies erwähnten, war die Mehrzahl (66 Prozent) in leitender Funktion tätig. Diese Gruppe profitiert von direkten Schulungen durch SOKO. Weitere 15 Prozent derer, die für SOKO arbeiten, wurden nach eigenen Angaben in dezentralen Workshops („Freunde“)4  geschult und lobten den Austausch von Know-how zwischen den Workshops.

SOKO bestärkt seine Partner darin, auch eigenständig Geld zu verdienen. Insofern erzielt SOKO eine langfristige Wirkung, die über die Einkünfte aus der Zusammenarbeit mit dem Unternehmen hinausreicht. Die meisten Mitglieder des Netzwerks verkaufen ihre Erzeugnisse bevorzugt an SOKO, weil sie so einen besseren Preis erzielen. Sie versuchen aber auch, sich andere Märkte zu erschließen, was das Unternehmen unterstützt. Im Durchschnitt verdienen die SOKO-Partner jährlich rund 240 US-Dollar mit anderen Kunden. Den Befragten zufolge fehlt es häufig jedoch an der nötigen Marketingkompetenz. Außerdem halten die hohen Kosten für Produktausstellungen oder organisierte Marketingveranstaltungen viele davon ab, diesen Weg allein zu gehen.

Innovative Ansätze unter Nutzung neuer Technologien bringen nachhaltige Verbesserungen. SOKO hat eine Plattform geschaffen, die lokale Anbieter an globale Wertschöpfungsketten anbindet. Dafür nutzt das Unternehmen neue Technologien und soziale Medien – die Studie belegt, dass dies die Erwerbsgrundlage der Netzwerkpartner nachhaltig gestärkt hat.

Die Bank der EU fragt nach der Wirkung

Wirkungsmessungen sind für die Arbeit der EIB von zentraler Bedeutung. Die Bank verfolgt die Entwicklungsergebnisse jedes einzelnen Projekts. So kann sie besser verstehen, was funktioniert und wie sie noch mehr bewirken kann.

Gemeinsam mit dem Global Development Network leitet die EIB ein Programm für Wirkungsstudien zu Entwicklungsprojekten in der Privatwirtschaft. Die Studien reichen über die reine Ergebnismessung der Bank auf Projektebene hinaus und erheben Daten direkt bei den Menschen, die vor Ort von den Investitionen profitieren. Damit ermöglichen sie ein tieferes Verständnis der Wirkung solcher Entwicklungsprojekte.

Voraussetzung dafür sind lokale Informationsquellen. Deshalb führen 30 Forscherinnen und Forscher aus Entwicklungsländern die Wirkungsstudien für Impact-Investitionen in Afrika, der Karibik und im Pazifik durch. Die Ergebnisse der ersten Studienreihe sind hier veröffentlicht.

Das Programm zeigt, das wissenschaftlich fundierte Forschung konkret etwas bewirken kann. Die Partner haben weltweit renommierte Expertinnen und Experten als Impact-Berater für das Programm gewonnen. Dadurch ist gewährleistet, dass die Studien mit höchster Sorgfalt und nach den neuesten Methoden durchgeführt werden. Die Ergebnisse bieten deshalb eine verlässliche Entscheidungsgrundlage für Impact-Investitionen der EIB und ihrer Kunden.

Soazic Elise Wang Sonne ist Stipendiatin im Promotionsprogramm Innovation, Economics and Governance for Development an der Universität der Vereinten Nationen in Maastricht. Timothy Kinoti ist Evaluation and Learning Manager beim World University Service of Canada. Nina Fenton und Claudio Cali arbeiten als Wirtschaftswissenschaftler mit Schwerpunkt Impact Finance und Wirkungsmessung bei der Europäischen Investitionsbank.

[1] „Marktplatz“ auf Kisuaheli

[2] Die Vergleichsgruppe bestand aus potenziellen Werkstattleitenden und Arbeitskräften mit gleicher Qualifikation wie diejenigen, die derzeit mit SOKO zusammenarbeiten. Sie wurden mithilfe einer programmverantwortlichen Person ausgewählt, die Kibera und den dortigen Handwerkssektor am besten kennt.

[3] Allerdings ist die Stichprobe nicht repräsentativ für den gesamten Handwerkssektor in Kenia, sodass sich die Ergebnisse nicht generell übertragen lassen.