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>> Die Reihe „Klimalösungen“ ist auch als Podcast und E-Book erhältlich.


Von Diego Ferrer, Birgitte Keulen und Meryn Martens

Für uns in den Industrieländern heißt Klimaschutz, auf Elektroautos umzusteigen, mit dem Fahrrad zu fahren oder den Bus zu nehmen. In den Entwicklungsländern geht es dagegen auch um bessere Straßen.

Aber nicht, weil die Menschen dort mehr mit dem Auto fahren sollen. Vielmehr, um sie vor den verheerenden persönlichen und wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels zu schützen, wenn Straßen überflutet werden, unter Erdrutschen verschwinden oder vor unbefahrbaren Brücken enden. Das ist eine wichtige Aufgabe im Kampf gegen den Klimawandel, die nur mit starker Unterstützung durch multinationale Entwicklungsbanken wie der Europäischen Investitionsbank (EIB) und supranationale Einrichtungen wie der Europäischen Union zu bewältigen ist.

Diese Anpassung an den Klimawandel ist eine wichtige Komponente der europäischen Klimapolitik. Sie soll die Infrastruktur und die Menschen besser für extreme Wetterereignisse wappnen und sie vor deren Folgen schützen. Die EIB wird mithilfe der Europäischen Kommission mehr in diesem Bereich tun und kann dabei auf die ganze Erfahrung zurückgreifen, die sie bei innovativen Klimaprojekten in Europa gesammelt hat. In Verbindung mit ihrer Finanzkraft kann sie damit in den ärmsten Ländern der Welt wirklich etwas bewirken.

Steigende Meeresspiegel und häufigere, stärkere Stürmen sind schon heute Realität in vielen Regionen – besonders in Entwicklungsländern und Inselstaaten.

Vielleicht gelingt es tatsächlich noch, den Temperaturanstieg unterhalb der Zielmarke des Pariser Abkommens von zwei Grad Celsius zu halten. Aber das Klima hat sich bereits stark verändert – so sehr, dass viele Länder und Regionen stärker von Extremwettern bedroht sind. Steigende Meeresspiegel und häufigere, stärkere Stürmen sind schon heute Realität in vielen Regionen – besonders in Entwicklungsländern und Inselstaaten.

Vor diesem Hintergrund sprechen auch klare wirtschaftliche und menschliche Gründe für Anpassungsmaßnahmen. Werden Straßen durch ein Unwetter weggeschwemmt, geht das auf Kosten der Wirtschaft. Der Handel erleidet Verluste, weil sie für Lastwagen unpassierbar geworden sind. Und nicht nur das: Sie sind auch für alle anderen unbefahrbar, auch für Hilfsdienste, die nach dem Unwetter im Einsatz sind. Später kommen Kinder nicht zur Schule und Patienten nicht zu geplanten Behandlungen ins Krankenhaus.

In Entwicklungsländern wird aufgrund knapper Budgets bisweilen weniger solide gebaut, und die Straßen werden nicht so gut instandgehalten. Die Bauvorgaben entsprechen auch nicht immer den neuesten Prognosen für Extremwetter.

Drei Klimalösungen für Entwicklungsländer

Warum sind Entwicklungsländer besonders gefährdet? Das hat mit ihren Straßen zu tun und wie sie gebaut sind.

Straßen sollen 20–50 Jahre halten und extremen Wetterereignissen standhalten, die nur einmal in 50–100 Jahren auftreten. Durch den Klimawandel werden diese Extremwetter heftiger und kommen häufiger vor. In Entwicklungsländern wird aufgrund knapper Budgets bisweilen weniger solide gebaut, und die Straßen werden nicht so gut instandgehalten. Die Bauvorgaben entsprechen auch nicht immer den neuesten Prognosen für Extremwetter. Gleichzeitig kann sich der Zustand der Straßen wetterbedingt schneller verschlechtern, sodass bestehende Infrastruktur früher erneuert oder ersetzt werden muss.

Drei aktuelle Projekte der EIB zeigen, was die Bank für die Anpassung an den Klimawandel tut.

Im Dezember 2018 unterzeichnete die Bank der EU ein Darlehen über 20 Millionen Euro an die Demokratische Volksrepublik Laos. Hinzu kommen fünf Millionen Euro aus der Investitionsfazilität der EU für Asien. Damit können 1 400 Kilometer gefährdete Landstraße in sechs laotischen Provinzen vor den Folgen der immer längeren und heftigeren Regenzeit geschützt werden.

Die stabileren, besseren Straßen gewährleisten, dass die 1,6 Millionen Menschen in diesen Provinzen nicht von der wirtschaftlichen Versorgung und ihrem sozialen Umfeld abgeschnitten werden.

Die EIB arbeitet eng mit dem Europäischen Auswärtigen Dienst, der Europäischen Kommission und der EU-Delegation bei der Demokratischen Volksrepublik Laos sowie mit anderen Entwicklungsbanken zusammen. Sie finanziert den Bau klimaresilienter Straßen und beteiligt sich mit anderen multilateralen Entwicklungsbanken an Projekten, die dem Kompetenzaufbau dienen.

Die Arbeit der Bank zur Klimaanpassung in Entwicklungsländern beinhaltet oftmals technische Hilfe und Projektberatung. So helfen die Expertinnen und Experten der Bank den einheimischen Ingenieuren, ihre Planung besser an ungewisse künftige Klimabedingungen anzupassen. Beispielsweise leistet die EIB Beratung beim Bau eines Küstenschutzsystems für die Hauptstadt von São Tomé. Das ist mit einem hohen Zeitaufwand und erheblichem Finanzierungs- und Abstimmungsbedarf verbunden. Aber langfristig wird die klimaangepasste Infrastruktur den Partnerländern von großem Nutzen sein.

Eine Brücke zur Entwicklung

Ähnliche Infrastrukturprojekte finanziert die EIB auch in Haiti und der Dominikanischen Republik. Beide Länder sind in den letzten Jahren Opfer von Naturkatastrophen geworden.

Für Haiti hat die Bank im April ein Darlehen über 25 Millionen Euro genehmigt, das für den Neu- und Wiederaufbau von Brücken bestimmt ist, die von Hurrikan Matthew zerstört wurden. Die Brücken liegen auf den Evakuierungsrouten bei Stürmen, die durch den Klimawandel häufiger auftreten. Außerdem können darüber Menschen versorgt werden, die heute bei Regenstürmen von der Außenwelt abgeschnitten sind. Finanziert werden die Maßnahmen mit dem Darlehen der EIB, Finanzhilfen der Interamerikanischen Entwicklungsbank und Geldern aus der Investitionsfazilität für die Karibik, einem Kombinationsinstrument der Europäischen Union für die Region.

Bei einem ähnlichen Wiederaufbauprojekt in der Dominikanischen Republik geht es um Sozialwohnungen, um den Schutz vor Überschwemmungen und auch um robustere Landstraßen. Die Mittel dafür kommen aus einem EIB-Darlehen und einem Zuschuss aus der Investitionsfazilität für die Karibik.

Klimaanpassung an künftige Extreme in Entwicklungsländern

Die Erfahrungen aus diesen Projekten helfen uns, wichtige Grundlagen für die künftige Entwicklung zu formulieren. In Abstimmung mit anderen multinationalen Finanzierungsinstitutionen haben wir eine Methodik zur Bewertung von Anpassungsinvestitionen entwickelt, die eine klare Linie in die Planung von Infrastrukturprojekten bringt. Dadurch können Investitionen eine stärkere und langfristigere Wirkung entfalten. Die EIB finanziert nicht nur die Reparatur beschädigter Straßen und Brücken, sondern achtet auch darauf, dass die instandgesetzte Infrastruktur stabiler ist und künftigen Extremwettern besser standhalten kann.

Das gilt auch für Verkehrsprojekte zur Senkung der Treibhausgasemissionen, wie die U-Bahnen in Lucknow und Kairo, und für Anpassungsprojekte wie die Straßenerneuerung in Laos.

Dazu arbeiten wir mit Partnern zusammen. Mit der Asiatischen Entwicklungsbank finanzieren wir ein Schnellbussystem in der laotischen Hauptstadt Vientiane, das die Lebensqualität in der Stadt spürbar verbessern wird. Darüber hinaus prüft die Bank weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit bei Infrastrukturprojekten in Laos – in Einklang mit der allgemeinen EU-Politik zur Minderung von Armut, die in der Agenda 2030 formuliert ist, und dem sozioökonomischen Entwicklungsplan von Laos.

Maßgeschneiderte Klimaanpassung in Städten

Landstraßen sind nicht das einzige Mobilitäts- und Entwicklungsfeld, in dem die Klimaanpassung an Bedeutung gewinnt. In Städten kommen die größten Klimaherausforderungen für internationale Einrichtungen zusammen. Der Klimawandel vollzieht sich parallel zu dem gewaltigen Bevölkerungswachstum in Städten, das für die nächsten Jahrzehnte vorhergesagt wird. Nach UN-Prognosen werden 2030 insgesamt 68 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben, gegenüber heute 55 Prozent. Ein Großteil des Wachstums wird auf die Entwicklungsländer entfallen, was mit allgemeinen demografischen Trends zusammenhängt. In einigen afrikanischen und asiatischen Ländern wird sich die Bevölkerung nach UN-Prognosen voraussichtlich verdoppeln, und das wird vor allem die Städte betreffen.

Verkehrslösungen für Städte unterscheiden sich von der interurbanen Mobilität. Städte in Asien, in den Vereinigten Staaten und in der EU brauchen maßgeschneiderte Lösungen, die auf die Bevölkerungsdichte abgestimmt sind. (Denken Sie an Tokio und Los Angeles. Es gibt kein Patentrezept, das für alle Städte passt.)

Wir müssen diese Lösungen weiterentwickeln und mehr Ressourcen dafür bereitstellen. Deshalb sollte die EIB den finanziellen Rückhalt bekommen, den sie für ihre Tätigkeit außerhalb der EU braucht. Und deshalb wollen wir auch eine Tochtergesellschaft für Entwicklungsfinanzierungen einrichten.

In Zusammenarbeit mit anderen europäischen Institutionen werden wir auf unsere Erfahrung aufbauen, um künftig noch mehr zu bewirken.

Klimalösungen im Verkehr

  • Klimalösungen für Entscheider:
    • Anpassungsmaßnahmen, die Infrastruktur klimaresilienter machen,
    • emissionsmindernde Maßnahmen, die den Ausstoß von Treibhausgasen vermeiden oder reduzieren, wie Teleworking, gute Nahverkehrsangebote, Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger sowie Elektroautos.
  • Klimalösungen für Bürgerinnen und Bürger: näher beim Arbeitsort wohnen; lange Fahrten gut überlegen; öffentlich fahren, das Fahrrad nehmen, zu Fuß gehen oder auf Elektrofahrzeuge umsteigen.
  • Klimalösungen für Finanzinstitutionen: Investitionen finanzieren, die der Klimaanpassung und Emissionsminderung dienen.

Diego Ferrer ist Lead Economist für strategische Straßen bei der EIB, Birgitte Keulen ist Senior Engineer für regionale Verkehrsprogramme bei der EIB und Meryn Martens ist Lead Engineer für nachhaltige Mobilität bei der EIB.


>> Die Reihe „Klimalösungen“ ist auch als Podcast und E-Book erhältlich.