Dalia Dubovske, Investitionsausschuss
Der EFSI war nicht einfach ein weiterer Geldtopf. Er war verbunden mit der Forderung nach breiten Strukturreformen und wurde von der Europäischen Plattform für Investitionsberatung flankiert. Bei einem neuen Konjunkturprogramm muss man verstehen, wie es wirkt und umgesetzt wird – auch von wem –, und was dazu nötig ist. Die Verantwortlichen müssen vorausdenken und überlegen, wie Operationen durchgeführt werden sollten oder wie nicht, und welche Maßnahmen sie planen. Wenn die politische Entscheidung ungenau ist, kann die Realität nachher anders aussehen als die Planung.
Gordon Bajnai, Mitglied des Investitionsausschusses, ehemaliger ungarischer Ministerpräsident und Leiter Global Infrastructure bei Campbell Lutyens
Der EFSI ist ein bisher einmaliges Experiment – eine Kombination aus öffentlichem Konjunkturprogramm und privater Finanzierung, die mit einer erheblichen Multiplikatorwirkung verbunden ist. Der EFSI zeigt, wie man öffentliche Ziele am besten mit privaten Mitteln und Interessen verbindet. Er ist die Antwort auf die Frage: Wie lassen sich private Mittel für das Gemeinwohl mobilisieren?
Der EFSI wurde zu einem historischen Zeitpunkt für Europa konzipiert, als die Juncker-Kommission nach einem Plan suchte, um die Krise zu überwinden. Doch dann wandelte er sich: Aus einem Krisenplan und Konjunkturprogramm wurde ein Instrument der Wirtschaftsentwicklung mit den Schwerpunkten umweltfreundlicheres Europa, grüne Infrastruktur, Forschung und Innovation sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Hinzu kam ein übergeordnetes Kohäsionsziel. So entwickelte sich der EFSI zu einem Instrument der Wirtschaftspolitik. Durch Covid-19 kehrt er nun vielleicht zu seinen Wurzeln zurück. Europa braucht jetzt ein klassisches Konjunkturprogramm, und es ist gut, dass wir hier bereits über ein erprobtes Instrument verfügen.
Der Investitionsausschuss hat dafür zu sorgen, dass die Gemeinwohlziele bei jedem Projekt berücksichtigt und umgesetzt werden – und dass sie mit den Marktinteressen des Privatsektors in Einklang stehen. Der Ausschuss ist ein unabhängiges Organ, ohne die bürokratischen oder verwaltungstechnischen Beschränkungen einer EU-Einrichtung wie der EIB. Aber er orientiert sich auch nicht an den Gewinnzielen des Privatsektors.
Wie erreichen wir, dass die Gemeinwohlziele die Mobilisierung privater Mittel nicht ausbremsen? Durch das richtige Gleichgewicht. Wir waren als unabhängiger Ausschuss nicht Teil der Bank, hatten aber den Auftrag, stets die Gemeinwohlziele zu vertreten.
Die Zusätzlichkeit war eines der wichtigsten und meistdiskutierten Themen im Ausschuss. Es ist nicht leicht für die EIB, den Grundsatz der Zusätzlichkeit und eine optimale Mobilisierung privater Mittel unter einen Hut zu bringen, also das Gemeinwohlziel mit so wenig öffentlichen Mitteln wie möglich zu erreichen. Ich würde nicht behaupten, dass wir immer das bestmögliche Ergebnis erzielt haben. Aber insgesamt glaube ich, dass die Richtung stimmte.