Bei einem Treffen im Juli 2014 sprachen wir über die Finanzkrise und ihre wirtschaftlichen Folgen. Es ging darum, wie die Europäische Kommission – die sich gerade auf die nächste fünfjährige Amtszeit vorbereitete – und die Europäische Investitionsbank-Gruppe gegensteuern könnten. Business as usual war keine Option, so viel war klar. Die Kassen der Mitgliedstaaten waren leer. Wir mussten also neue Wege auf europäischer Ebene finden, um die Investitionen wieder anzukurbeln, die auch Jahre nach der Krise noch schwächelten.
Ein Arbeitsessen und ein arbeitsreiches Wochenende später stand unser Konzept für den Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI), den sogenannten Juncker-Plan. Das Neue daran – und die große Herausforderung – war die besondere Rolle, die wir Finanzierungsinstrumenten zudachten. Mit einer Garantie der Europäischen Kommission wollten wir die Finanzkraft der Europäischen Investitionsbank-Gruppe hebeln, um mehr Investitionen anzuschieben und risikoreichere Projekte zu finanzieren. Denn das brauchte die Wirtschaft dringend.
Diese fruchtbare Kombination öffentlicher und privater Gelder bildet den Kern des EFSI. Mit weniger mehr erreichen, lautet die Devise.
Eine Erfolgsgeschichte
Der EFSI war eine echte Erfolgsgeschichte in einem Jahrzehnt der wirtschaftlichen Unsicherheit. Er hat sein kühnes Ziel weit übertroffen, Investitionen von 500 Milliarden Euro anzuschieben. Der Juncker-Plan hat großen Anteil daran, dass 2015 bis 2020 rund 14 Millionen neue Jobs in der EU entstanden.
Durch den EFSI konnten wir viele Projekte auf den Weg bringen, die sonst niemand angepackt hätte. Aber der Fonds war auch wegweisend für neue Formen der Finanzierung. Und das nicht nur in traditionellen Sektoren wie der Infrastruktur, sondern auch in der Forschung und Innovation oder im Klimaschutz. Das macht den EFSI so bahnbrechend: Er zeigt, wie wir durch Finanzinnovationen auf den Bedarf des Marktes reagieren können.
Ein Modell für die Zukunft
Der EFSI macht Schule. Er hat den Weg bereitet für den InvestEU, seinen Nachfolger im Mehrjährigen Finanzrahmen 2021–2027.
Heute sind wir stolz und dankbar zugleich. Stolz darauf, wie der EFSI vor allem in der Privatwirtschaft dringend benötigte Investitionen angestoßen hat. Und dankbar allen Kolleginnen und Kollegen bei der Europäischen Kommission und der EIB-Gruppe, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz den EFSI zum Erfolg führten. Unser besonderer Dank gilt Wilhelm Molterer, dem geschäftsführenden Direktor des Fonds, und seiner Stellvertreterin Iliyana Tsanova, die mit ihrem Unternehmergeist und beeindruckender Energie so viel für die europäische Wirtschaft und die Menschen in Europa bewegt haben. Zutiefst dankbar sind wir auch der Leitung des EFSI-Lenkungsrats, vor allem den Vorsitzenden Kerstin Jorna und Gerassimos Thomas, die die Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen der Kommission vertreten haben, und EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle.
In dieser Reihe schildern wir, wie der EFSI entstanden ist und warum seine schlanke Struktur – versinnbildlicht am Investitionsausschuss – mit erfolgsentscheidend war. Lernen Sie von den Köpfen hinter dem Fonds und lesen Sie die spannenden Geschichten von Menschen in Europa, die durch den EFSI einen neuen Job fanden. Erfahren Sie, wie der EFSI funktioniert und was der Juncker-Plan auch jetzt noch tagtäglich bewirkt.