Ein Plan, der die Bank auf unbekanntes Terrain führen würde. Molterer und seine Leute machten sich an die Arbeit. Allen war klar: Das würde eine gewaltige Herausforderung! Denn das Ziel – in dreieinhalb Jahren Investitionen von 315 Milliarden Euro anzuschieben – war kühn. Später, als das Programm sich bewährte, legte man sogar noch eine Schippe drauf und peilte 500 Milliarden Euro über insgesamt fünfeinhalb Jahre an.
Für Molterer bedeutete dies eine Verschiebung im Geschäft der EIB, weg vom Volumen – große Darlehen für große Projekte – und hin zum Impact. Jeder Euro, den die Bank im Rahmen des Programms vergab, sollte zusammen mit den Mitteln anderer Geldgeber Investitionen von 15 Euro auf den Weg bringen. Was zählte, waren die konkreten Investitionen vor Ort.
Und es musste schnell gehen. Die Bank würde liefern müssen, sobald die Verordnung in Kraft trat. Es gab kein starres Konzept, keine Länder- oder Sektorquoten. Die Bank sollte sich am Markt orientieren. Maßgeblich war allein der Investitionsbedarf der Unternehmen. Danach sollte sich richten, wohin die Mittel fließen. Und all das sollte transparent ablaufen und für das Europäische Parlament nachvollziehbar sein.
Die Grundzüge des späteren Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) standen schnell fest: Die EIB-Gruppe (die Bank und der Europäische Investitionsfonds, ihre auf Kleinunternehmen spezialisierte Tochter) entwickelt marktgerechte Produkte, die mit einer Garantie aus dem EU-Haushalt abgesichert werden. Juncker hatte deutlich gemacht, dass die Kommission keine Bank sei und er diesen Teil des Plans der EIB überlassen wolle.
„Damit ist klar, dass wir gemeinsam die Verantwortung tragen und die Stärken der Kommission und der Bank bündeln“, dachte Molterer.
Wichtig war nun, eine schlanke Leitungsstruktur für diese neue, marktgetriebene Initiative zu schaffen. Die EIB würde die Finanzprodukte umsetzen, aber man brauchte ein unabhängiges Gremium, das grünes Licht für die Garantie gab. Nur so ließen sich die Vorschriften für den Einsatz der Garantie durch die EIB transparent und vertrauenswürdig anwenden.
Dies war die Stunde des Investitionsausschusses. Seine Arbeit und seine Rolle beim 500-Milliarden-Erfolg des Europäischen Fonds für strategische Investitionen sind das Thema dieser Reihe. Wir blicken hinter die Kulissen und erzählen, welche Lektionen der EFSI liefert und wie sie in künftige Konjunkturprogramme in Europa und weltweit einfließen könnten.