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Von Stéphane Petti und Birgitte Keulen

Der Verkehr ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Wir müssen zuverlässig von A nach B gelangen, um zur Arbeit zu kommen, Freunde und Verwandte zu besuchen oder auf öffentliche Dienste zuzugreifen. Er ermöglicht die freie Bewegung von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Arbeitnehmenden über Ländergrenzen: Verkehr ist das Rückgrat unserer modernen Wirtschaft. Ohne entsprechende Infrastruktur rollt kein freier Personen- und Warenverkehr.

Aber der Verkehr ist auch der größte Verursacher von Treibhausgasen in der EU. Rund 31 Prozent der Gesamtemissionen in der Europäischen Union und 24 Prozent weltweit stammten 2019 vom Verkehr. Und er ist der einzige Wirtschaftssektor, in dem die Emissionen bis zum Coronaausbruch weiter anstiegen. Mit dem Neustart nach der Pandemie dürfte der Personen- und Warenverkehr erneut zunehmen. Regierungen und Unternehmen wollen diese Entwicklung mit Innovationen und neuen Mobilitätslösungen stoppen – Lösungen, die nicht nur bezahlbar, sondern auch sicher, zugänglich, effizient und grün sind.

Laut Global Infrastructure Outlook braucht die weltweite Verkehrsinfrastruktur bis 2040 Investitionen von rund 50 Billionen US-Dollar – und die Investitionslücke wird auf zehn Billionen US-Dollar geschätzt. Diese Zahl lässt einen zusammenzucken. Sie eröffnet aber auch die Möglichkeit, Forschung und Entwicklung von Technologien am Puls der Zeit zu fördern: alternative Brennstoffe, grüne Batterien oder neue Infrastrukturlösungen wie Wasserstoff- und E-Ladenetze.

Als großer Kreditgeber im Verkehrssektor mobilisiert die EIB Investitionen in grünen und innovativen Verkehr. Sie finanziert unterschiedlichste Projekte und Initiativen rund um den Globus und zeigt damit, wie sich die steigende Nachfrage nach Verkehrsleistungen und Nachhaltigkeit unter einen Hut bringen lassen. Wie können Kredite für Innovation und die Energiewende den Verkehrssektor wirklich nachhaltig verändern?

Geld für intelligente und nachhaltige Innovationen

Investitionen in Innovation machen den Verkehr intelligenter (sprich: digitaler), sauberer (durch öffentliche Verkehrsmittel und E-Autos) und sicherer (z. B. mit automatisierten Systemen zur Verkehrsüberwachung). Allerdings sind die Mittel noch sehr ungleich verteilt. Für Climatetech-Start-ups und kleinere Unternehmen stellt die Finanzierung beim Markteintritt häufig eine gewaltige Hürde dar. Sie konkurrieren mit größeren Unternehmen, müssen hohe Anfangsinvestitionen stemmen und leiden unter dem schwachen Momentum der Klimainvestitionen im Verkehrssektor.

Daher finanziert die EIB-Gruppe neben großen Infrastrukturprojekten mittlerweile auch kleinere Vorhaben

© Shutterstock

Neue Instrumente der Bank der EU wie weitergeleitete Darlehen, Garantien und Venture Debt öffnen den Unternehmen die Tür zu erschwinglichen Finanzierungen, konkurrenzfähigen Preisen und weiteren Investoren. 2018 unterzeichnete die EIB beispielsweise ein Darlehen über 30 Millionen Euro für ein französisches Unternehmen, das autonome Elektro-Shuttles und -Taxis entwickelt und herstellt.

Über kommissionsgeförderte Initiativen wie Mobilität der Zukunft, InnovFin oder InvestEU befähigt die Bank Unternehmerinnen und Unternehmer, ihre Ideen auf den Markt zu bringen und sich im weltweiten Wettbewerb zu messen. So unterzeichnete die EIB 2018 einen Kreditvertrag über 350 Millionen US-Dollar mit Northvolt zum Bau der ersten europäischen Gigafabrik für Lithium-Ionen-Akkus. Dieser Kredit, ermöglicht durch „InnovFin – Demonstrationsprojekte im Energiesektor“, brachte die Entwicklung von E-Fahrzeugen in Europa einen entscheidenden Schritt weiter: Ende 2021 konnte Northvolt die erste Produktionslinie in Betrieb nehmen. 2020 förderte die EIB unter der Fazilität „Mobilität der Zukunft“ mit einem 15-Millionen-Euro-Kredit eine Plattform für geteilte Mobilität.

Die Bank bietet auch technische Hilfe und Beratung für kleinere Akteure des Sektors, damit sie an die wichtigen Gelder kommen. Vergangenes Jahr unterzeichnete die Bank eine Vereinbarung mit Hydrogen Europe, um finanzielle Beratung für Wasserstoffprojekte zu leisten und quer durch Europa mehr Geld für grünen Wasserstoff loszueisen.

Heute die Weichen für morgen stellen

Der Verkehr lässt sich nicht von den entscheidenden Themen unserer Zeit trennen. Er trägt zum Wohlbefinden der Menschen bei und sorgt dafür, dass wir alle Waren und Dienstleistungen haben, die wir für mehr Lebensqualität brauchen. Gleichzeitig wächst aber die Sorge wegen der CO2-Emissionen und anderer negativer externer Effekte.

Verstärkte Mobilität und das Erreichen der Klimaziele schließen sich nicht aus. Investitionen in einen grüneren Verkehr adressieren den wachsenden Mobilitätsbedarf und tragen zu den Entwicklungszielen bei. Mit Finanzierungen für neue, innovative Lösungen und Technologien wird der Verkehr intelligenter, grüner, sicherer und effizienter. Höchste Zeit, dass sich etwas bewegt!