Würden Sie ein Eis kaufen, wenn Sie erst später erfahren, was es kostet? Ja? Dann haben wir genau das Richtige für Sie! In unserer neuen Folge von „A Dictionary of Finance“ erfahren Sie, wie derivative Finanzinstrumente funktionieren.
Ein Derivat ist ein Finanzprodukt, dessen Preis und Rendite von Basiswerten abhängen.
Wenn Sie heute versprechen müssten, mir in einem Monat eine Kugel Eis abzukaufen, und zwar für 90 Prozent von dem, was ein Laib Brot an dem Tag kostet, würden Sie sich darauf einlassen? Wenn ja, dann sind wir gerade ins Derivategeschäft eingestiegen. Jedenfalls, wenn ich Julien Glachon in unserer neuen Folge von „A Dictionary of Finance“ richtig verstanden habe. Julien ist Risikomanager in der Derivateabteilung der Europäischen Investitionsbank.
Er spricht über Plain-Vanilla-Derivate, die leider nichts mit Vanilleeis zu tun haben. Die einfachsten Derivatearten sind Kaufoptionen und Verkaufsoptionen. (Das Eis, zum Beispiel, würde bestimmt unter die Kaufoption fallen.)
Aber Derivate dienen natürlich nicht nur dazu, Ihre Gelüste auf Frozen Yoghurt zu stillen. Man kann mit Derivaten auch Wetten auf den Markt abschließen (Wie wird sich der Brotpreis entwickeln?) oder bereits eingegangene Wetten besichern. Wenn Sie zum Beispiel jede Menge Brot backen und Angst haben, dass der Milchpreis in den Keller geht, könnte Ihnen ein Derivat helfen. Denn wenn der Preis fällt, bekommen Sie immerhin noch reichlich günstiges Eis.
Julien erzählt uns außerdem, wie Banker mit mathematischen Formeln Derivate berechnen und die zugrunde liegenden Konditionen (z. B. den Preis der Basiswerte, an die das Derivat gekoppelt ist) beobachten, um den Preis für das Derivat laufend neu zu bestimmen.
Hier kommt das replizierende Portfolio ins Spiel. Damit kann Ihr Handelspartner Ihnen die Kugel Eis unter den verschiedensten Marktbedingungen verkaufen. (Die Bank könnte sich also in den nächsten Wochen – solange der Preis noch hoch ist – verpflichten, jemandem zu dem Zeitpunkt einen Laib Brot zu verkaufen, an dem die Kugel Eis geliefert wird.) Friert Ihnen bereits das Gehirn ein? Nein?
Dann hören Sie sich an, was Julien uns über Zinsswaps erzählt: Ein Unternehmen nimmt ein Darlehen bei einer Bank auf, die nur einen variablen Zinssatz anbietet. Das passt ihm aber nicht, und deshalb kauft es bei einer zweiten Bank ein Derivat auf das ursprüngliche Darlehen. Das Unternehmen zahlt dieser Bank einen festen Zinssatz und erhält dafür den Betrag des aktuellen variablen Zinssatzes, den es an den ursprünglichen Darlehensgeber weitergibt.
Spätestens jetzt haben Sie sich Ihr Eis verdient.
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