Über Quasi-Eigenkapital und Hybridanleihen können sich Unternehmen Mittel beschaffen, ohne das Kapital ihrer Anteilseigner zu verwässern.
Quasi-Eigenkapital ist ein bedingtes Beteiligungsdarlehen. Die Verzinsung ist abhängig vom Erfolg des Unternehmens. Kapitalgeber tragen ein Verlustrisiko, partizipieren aber auch an Gewinnen.
Hybridanleihen von Unternehmen weisen Merkmale von Eigenkapital und von Fremdkapital auf, sodass sie in der Bilanz zum Teil als Eigenkapital ausgewiesen werden können. Dadurch bleibt die Bonitätsbewertung stabil, obwohl das Unternehmen mehr Fremdkapital aufnimmt.
Quasi-Eigenkapital ist ein innovatives Fremdkapitalinstrument, das auch Merkmale von Eigenkapital aufweist. Es ist ein bisschen wie moderne Kunst.
So jedenfalls sieht es Hristo Stoykov, der bei der Europäischen Investitionsbank für Wachstumskapital und Innovationsfinanzierung zuständig ist. „Es ist wie moderne Kunst: Wir müssen sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten, und jeder sieht etwas anderes darin“, sagt Hristo im Podcast „A Dictionary of Finance“.
Hristo erklärt, wozu Unternehmen Quasi-Eigenkapital aufnehmen, das er auch als Venture Debt bezeichnet. Hat ein Unternehmen gezeigt, dass seine Produkte gut sind und die Kunden Interesse daran haben, muss es investieren und mehr produzieren. Wenn es dazu neues Eigenkapital aufnimmt, verwässert es die vorhandenen Anteile. Und bei den Banken stößt es vielleicht auf Skepsis, weil es seine Seriosität noch nicht unter Beweis gestellt hat. Quasi-Eigenkapital ist mit dem gleichen Risiko verbunden wie Eigenkapital, aber es verwässert das Kapital der Anteilseigner nicht. Für die Anleger ist es daher lukrativer als herkömmliches Fremdkapital.
Die EIB ist neben der Silicon Valley Bank und Kreos Capital einer der wenigen Akteure im Markt für Quasi-Eigenkapital.
Pilar Solano ist unser zweiter Gast im heutigen Podcast. Sie ist bei der EIB für Infrastruktur, neue Produkte und besondere Operationen zuständig. Pilar weist darauf hin, dass Quasi-Eigenkapital ein hybrides Instrument ist – eine Art Mischling. Ihr Team nutzt ein anderes Instrument zur Finanzierung großer Versorgungsunternehmen: Hybridanleihen.
Hybridanleihen können am Kapitalmarkt gehandelt oder privat platziert werden. Sie weisen Merkmale von Eigenkapital und von Fremdkapital auf, sodass sie zum Teil als Eigenkapital in der Unternehmensbilanz ausgewiesen werden können. Für große Versorger ist das hilfreich, weil sie das nötige Kapital für ihre gewaltigen Investitionen aufnehmen können, ohne dass die Ratingagenturen sie herabstufen.
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