Im Verkehr sind Klimalösungen wichtiger denn je. Es ist der einzige Sektor, in dem die CO2-Emissionen steigen. Erfahren Sie, wie Klimaschutz die Mobilität verändert
Wege aus der Klimakrise 2122 wird Sie umhauen. In diesem Podcast 100 Jahre aus der Zukunft erzählen wir Ihnen, wie Sie den Klimawandel in den Griff bekommen. Mit Technologien, die schon entwickelt werden, während Sie dies hören. Abonnieren Sie „Wege aus der Klimakrise 2122“ auf Apple Podcasts, Spotify, Amazon Music oder einer der anderen großen Podcast-Plattformen. Erfahren Sie, wie Sie überleben.
Im Jahr 2022 fahren in den meisten Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen immer mehr Autos mit Verbrennungsmotor. Die Menschen ziehen in die Städte. Sie sind besser ausgebildet und finden bessere Jobs. Und in den reicheren Ländern sind SUVs auf dem Vormarsch, die großen Benzinschlucker. Wenn die Volkswirtschaften wachsen, nimmt auch der Frachtverkehr zu. Und selbst die am weitesten entwickelten Länder sind beim Umstieg auf Biokraftstoffe und Elektroautos noch nicht so weit, dass sie die Umwelt wirklich schonen. Weil Menschen und Produkte ständig schneller rund um den Erdball unterwegs sind, hat sich die Belastung durch den Verkehr seit 1970 mehr als verdoppelt. Er ist für ein Viertel der weltweiten Emissionen verantwortlich. Die Fahrzeuge auf der Straße machen allein 15 Prozent aus. Der Verkehr ist der einzige Wirtschaftssektor, in dem die Emissionen weiter zunehmen.
Wenn wir die Erderwärmung stoppen wollen, muss sich da unbedingt was ändern. Aber wie?
Elektromobilität für ein besseres Klima
Die Elektrifizierung ist der wichtige Schritt. Wir müssen weg von fossilen Brennstoffen und sie durch Strom ersetzen, weil wir den sauber und grün erzeugen können. Im Verkehr sehen wir in den nächsten Jahren ein paar schnelle Erfolge – manche davon schon jetzt.
Eine Sache ist die Erkenntnis, dass es manchmal auch ohne geht. Wir müssen uns nur damit anfreunden und alte Gewohnheiten aufgeben. Das ist bei Geschäftsreisen ein großes Thema. Okay, in manchen Fällen lässt sich der persönliche Kontakt nicht ersetzen. Aber wir sparen eine Menge Zeit, wenn wir uns per Videokonferenz zusammenschalten und nicht den Flieger nehmen. Außerdem schrumpft die CO2-Bilanz. Was wiederum wichtig ist mit Blick auf die soziale Verantwortung von Unternehmen.
Und sonst?
Batterietechnologien sind ein Schlüssel zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs. Der Verkehrssektor trägt aktuell immerhin 25 Prozent zu den weltweiten CO2-Emissionen bei, die Fahrzeuge auf der Straße allein 15 Prozent. Batterien helfen uns langfristig, die Schwankungen bei erneuerbaren Energien in den Griff zu bekommen – weil ja der Wind nicht immer weht und die Sonne nicht immer scheint. Sie speichern Strom, wenn er im Überschuss da ist, und geben ihn ab, wenn die Nachfrage steigt.
All das ist jetzt auf dem Weg. Die Europäische Investitionsbank finanziert gerade eine Großfabrik von Northvolt in Schweden für Batterien, die überschüssigen Strom speichern. Die Energiedichte von Batterien – also wie viel Strom sie pro Kilogramm speichern – steigt Jahr für Jahr um etwa fünf bis acht Prozent.
Die Batterietechnologie selbst ist also wichtig. Genauso wichtig ist aber, wo und wie die Batterien hergestellt werden, und von wem. Optimal ist, wenn sie nah bei den Werken produziert werden, die die Autos bauen. Um Importzölle, Logistik- und Transportkosten zu vermeiden und das Geld für Containerschiffe zu sparen. Außerdem erhöht es die Versorgungssicherheit. Damit meinen die Fachleute: Was wir nicht selbst herstellen, macht uns erpressbar – durch die, die es produzieren. (Bei Batterien liegen asiatische Hersteller vorne.) Das ist der Grund, warum Europa auf Northvolt setzt.
Die Batterie macht bei Elektroautos ein Drittel der Kosten aus. Deshalb treibt die Europäische Union die Forschung und Entwicklung voran. Mit innovativen Batterietechnologien will sie die gesamte Lieferkette abdecken. Nach dem EU-Aktionsplan von 2017 sollen bis 2026 zehn bis zwanzig große Batteriefabriken entstehen, die möglichst 15 Prozent der globalen Fertigungskapazität anbieten.
Es gibt allerdings Bedenken wegen der Metalle, die man dafür braucht. Denn die Rohstoffe sind knapp. Sie werden nur in wenigen Ländern abgebaut und zum Teil unter schlechten Arbeitsbedingungen. Deshalb wird bald mehr recycelt. Dadurch sinkt der Bedarf an neuen Rohstoffen bis 2040 um 20 Prozent und bis 2050 um 40 Prozent.
Klimalösungen für die persönliche Mobilität
Was passiert sonst noch?
In Städten wird es leichter, zu Fuß zu gehen oder das Rad zu nehmen, Stichwort Mikromobilität. Dazu gehören auch Elektroscooter und Ähnliches. Die Menschen erobern sich die Straße zurück. Wie das? Wenn ein Mensch am Steuer sieht, dass jemand auf die Straße tritt, bremst er vielleicht. Vielleicht hält er an. Oder weicht aus und fährt weiter. Vielleicht bekommt er es auch gar nicht mit, weil er aufs Handy schaut oder am Radio spielt. Fußgänger wissen das. Sie wissen auch, dass manche Autofahrer aggressiver sind als andere. Die geben vielleicht sogar Gas und erwarten, dass die Fußgänger zurückweichen. Wer will schon von einem Auto umgemäht werden, das eine Tonne wiegt und mit 50 Sachen unterwegs ist?
Mit autonomen Fahrzeugen ändert sich das alles. Die haben überall Kameras und Sensoren, damit sie nirgendwo reinfahren. Läuft dann jemand auf die Straße, spart sich das Auto all die Überlegungen, die ein Mensch am Steuer anstellt. Das Auto denkt nicht: Die geht schon aus dem Weg, wenn ich nicht bremse. Es hupt nicht und fährt weiter, weil die Straße ihm gehört. Sondern es hält. Und jetzt stellen Sie sich das in London oder Paris vor: Autos, die jedes Mal anhalten, wenn jemand über die Straße geht. Da kommt in der Innenstadt der Verkehr zum Erliegen. Deshalb brauchen die Städte eine gute Infrastruktur für andere Formen der Fortbewegung.
Die Technologie für autonome Autos gibt es schon, zum Beispiel in den Google-Autos. In zehn Jahren werden Sie die überall auf den Straßen sehen.
Wer zahlt für klimafreundliche Verkehrslösungen?
Wenn der CO2-Ausstoß in den Städten sinken soll, muss die Politik etwas tun, um die Emissionen einzudämmen. Und zwar bevor das Jahrzehnt sich dem Ende zuneigt.
Es ist nämlich so: Selbst in Luxemburg, wo der öffentliche Verkehr kostenlos ist, nehmen viele Leute immer noch das Auto. Sie haben das Geld dafür, also fahren sie mit dem Auto, auch wenn der Bus nichts kostet. Also ist der Preis 2022 nicht der entscheidende Faktor.
Aber er könnte es sein. Unter dem Strich sind Autos zu billig. Deshalb scheint es vernünftig, sie teurer zu machen. Das benachteiligt dann aber diejenigen, die weiter draußen wohnen und auf das Auto angewiesen sind.
Eine Lösung wäre, die Flächennutzung zu steuern. Wenn alle vom Auto auf den öffentlichen Verkehr umsteigen sollen, brauchen wir mehr Ballungszentren. Nur da lohnt sich der öffentliche Verkehr und ist für die Menschen auch praktischer.
Sharing-Angebote für eine klimafreundliche Mobilität
Neben dem öffentlichen Verkehr kommt der Sammelverkehr stärker ins Spiel. Im Schnitt sitzen in jedem Auto 1,5 Personen. Sie kennen die langen Schlangen von großen Autos, in denen jeder allein fährt. Das wird weniger. Ebenso die Zeit, in der Autos nicht fahren. Beim Carsharing brauchen wir kein eigenes Auto mehr, das 23 Stunden am Tag ungenutzt herumsteht. Das schont auch die Rohstoffe.
Wie Wasserstoff-Flugzeuge für Langstreckenflüge wird man bald auch Wasserstoff-Lkws für den Frachtverkehr über lange Strecken nutzen. Das ist besser als Elektrolaster mit riesigen Batterien.
In der Stadt fliegen Sie in ein paar Jahrzehnten mit Taxidrohnen von A nach B. Aber davor kommen Lösungen für den Verkehr zu Land, die jetzt und gleich umsetzbar sind.
Das sind ziemlich einfache Lösungen: In den Städten brauchen Sie Straßenbahnen, U- oder S-Bahnen und Busse. Außerdem gibt es schon Wasserstoffbusse – in Frankreich und Lettland fahren sie.
Für längere Strecken gibt es die Bahn.
Elektrifizierung der Bahn
Die Bahn ist zwar nicht besonders innovativ, aber technisch gut und CO2-arm. Und sie fährt bereits zu 80 bis 90 Prozent elektrisch. Wasserstoffzüge und batteriebetriebene Elektrozüge werden in 10 bis 20 Jahren Standard sein. Wenn alles elektrifiziert ist, dann wird es natürlich Konkurrenz geben um den Strom aus erneuerbarer Energie. Da sieht es für die Bahn gut aus, weil sie im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln die Energie ziemlich effizient nutzt.
Aber dafür ist die Infrastruktur teuer. Womit wir beim Geld wären.
Der Investitionsbedarf in diesem Jahrzehnt ist riesig. Nicht nur im Verkehr. Die Europäische Investitionsbank hat als Bank der EU zugesagt, bis 2030 Klima- und Umweltprojekte im Umfang von einer Billion Euro anzuschieben. Ein großer Teil des Geldes muss aus dem Privatsektor kommen.
Die technischen Innovationen, über die wir in dieser Reihe sprechen – beispielsweise das Recycling von alten Jeans zu Baustoffen – sind nur die eine Hälfte der Geschichte. Für große Infrastrukturprojekte bei der Bahn etwa brauchen wir auch finanzielle Innovationen: neue Finanzprodukte, die privaten Investoren Sicherheit geben, sodass sie Geld in Dinge stecken, die ihnen sonst zu riskant wären.
Und da kommt die Politik ins Spiel. Bei vielen Verkehrsinnovationen schreckt das Regulierungsrisiko Investoren ab. Da muss sich etwas ändern. Wir brauchen neue Vorschriften, die in diesen Märkten Stabilität schaffen ... weil Geldgeber Stabilität mögen. Denn sie macht Investitionen weniger riskant.
Wenn die Verkehrsregulierung Ihnen zu undurchsichtig oder gar langweilig ist, bedenken Sie: Letztlich geht es darum, Sie schneller von A nach B zu bringen und das Klima zu schonen. Und dafür sind auch Sie verantwortlich, weil sie die Politikerinnen und Politiker wählen, die diese Vorschriften schaffen. Also wenden Sie sich nicht ab, sondern bringen Sie sich ein! Mit Ihrer Stimme entscheiden Sie mit, wie die Zukunft Ihrer Enkelkinder aussieht.
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