Wie funktionieren solche Finanzierungen? Was ist eine Verbriefung? Und wann ist eine Verbriefung synthetisch?
Sie wissen es vielleicht nicht, aber es ist gut möglich, dass auch Sie etwas mit einer strukturierten Finanzierung zu tun haben. Bevor Sie also über undurchsichtige Finanzierungsstrukturen schimpfen und ihnen die Schuld an der Finanzkrise vor zehn Jahren geben, sollten Sie wissen, wovon Sie sprechen – oder sich wenigstens diesen Podcast anhören.
Bei uns zu Gast sind heute Milena Messori und Karen Cannenterre. Milena ist bei der EIB für Finanzierungen für kleinere Unternehmen zuständig, und Karen befasst sich mit strukturierten Finanzierungen. Die beiden erklären uns, warum Banken über solche Finanzierungen Immobilienkredite an einen viel größeren Personenkreis vergeben können. Im Grunde verkaufen sie die Kredite an Investoren, die bereit sind, mit Leuten wie Ihnen und uns ein Risiko einzugehen. So würde sich ein Hedgefonds vielleicht sogar auf Allars Immobilienkredit einlassen. Und jeder konservative Pensionsfonds würde sich um den Kredit unseres stets vorbildlichen Matt reißen.
Damit hätten wir schon ein Beispiel für eine strukturierte Finanzierung: eine Finanzierung, die auf die Risikobereitschaft verschiedener Anleger zugeschnitten ist und den Anlegerkreis vergrößert, wodurch mehr Geld in den Kapitalmarkt fließt.
Aus dem Beispiel lernen wir auch, was eine Verbriefung ist: In Matts Wohnungskredit können Sie nicht investieren. Macht man daraus aber ein Wertpapier, dann geht das.
Diese Verbriefung kann auch synthetisch sein: nämlich dann, wenn Matts Bank kein eigenständiges Unternehmen (eine sogenannte Zweckgesellschaft) gegründet hat, in das sie die Wohnungskredite auslagert, sondern die Kredite einfach in einer Liste sammelt, aus der sich die Investoren bedienen können.
Matts Kredit ist auch ein Beispiel für forderungsbesicherte Wertpapiere, sogenannte Asset-Backed Securities: Denn Matts Wohnung dient als Sicherheit für die Anleihe, die die Bank an die Anleger verkauft.
Wenn nun jemand ein nachrangiges Wertpapier aus dieser Tranche von Krediten kauft und Matt seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt … nein, das würde nicht passieren. Nehmen wir also an, dass Allar seinen Kredit nicht zahlt und der Wohnungsmarkt schwächelt (in Luxemburg noch nicht passiert, aber wer weiß). Dann ist die Sicherheit – Allars Wohnung – weniger wert als der Kredit. In diesem Fall tragen die Eigentümer nachrangiger Wertpapiere den Verlust und „retten“ damit alle anderen Anleger. Ihre Wertpapiere bilden die sogenannte Erstverlusttranche – einen riskanteren und deshalb auch höher verzinsten Teil der Anleihe. Die Folge ist eine Bonitätsverbesserung für die Anleihe und eventuell auch für das Unternehmen, das die verbrieften Kredite verkauft. Auch das ist ein Beispiel für strukturierte Finanzierung.
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