Die Europäische Investitionsbank (EIB) gewährt ein Darlehen von 300 Mio EUR zur Finanzierung des letzten Abschnitts des Baus des großen Hadronen-Beschleunigers (Large Hadron Collider, LHC) am Standort der Europäischen Organisation für Kernforschung (Centre Européen de Recherche Nucléaire, CERN). Das EIB-Darlehen wird außerdem zur Finanzierung der Instrumente zur Messung und Auswertung der hochenergetischen Teilchenkollisionen beitragen. Für die Realisierung des Projekts hat der Rat des CERN (das oberste Organ) 1996 anlässlich der Genehmigung der großen Hadronen-Kollisionsmaschine die Beantragung eines Darlehens vorgesehen.
Die EIB, die Institution der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen, unterstützt das Projekt, da dieses der Politik der EU zur Förderung von Forschung und Entwicklung (FuE) sowie zur Verbreitung von Innovationen entspricht. Die EIB ist eine nach politischen Vorgaben der EU arbeitende Bank und als solche verpflichtet, europäische FuE-Aktivitäten mit innovativen Finanzierungskonzepten zu unterstützen. Kürzlich hat sie die Palette ihrer Finanzierungen zugunsten von FuE in der Weise erweitert, dass auch für große Forschungsinfrastrukturvorhaben wie das LHC-Projekt des CERN Darlehen gewährt werden können. Die EIB ist bereit, in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission die Entwicklung fortgeschrittener technologischer Forschung auf EU-Ebene mitzufinanzieren und sich an der Umsetzung des im vergangenen Monat in Brüssel verabschiedeten Sechsten Rahmenprogramms für FuE zu beteiligen. Die Durchführung dieses Programms im Umfang von 17,5 Mrd EUR fällt in den Zuständigkeitsbereich der Kommission.
Der große Hadronen-Beschleuniger des CERN bietet Physikern ein einzigartiges, hochentwickeltes Instrument für ihre Forschungsarbeit im Bereich der Grundlagenphysik. Er wird die Europäische Union in die Lage versetzen, ihre führende Position bei der Erforschung der Struktur der Elementarteilchen zu behalten. Der Bau dieses Beschleunigers ist zwar in erster Linie aus wissenschaftlichen Gründen gerechtfertigt, jedoch ergeben sich zusätzliche wirtschaftliche Nutzenelemente für europäische High-Tech-Sektoren. Mit dem weltweit größten Bestand an miteinander verbundenen Beschleunigern trägt das CERN zur Wissensgesellschaft bei, indem es wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen sowohl für die unmittelbare Forschungstätigkeit als auch für die Aus- bzw. Fortbildung hunderter hochqualifizierter Wissenschaftler und Ingenieure in jedem Jahr bietet.
CERN, das weltweit führende Forschungslabor für Elementarteilchenphysik, ist eine internationale Organisation, die 1954 von zwölf europäischen Ländern gegründet wurde. Sie verfolgt keinen Erwerbszweck und widmet sich ausschließlich der Grundlagenforschung. Beim CERN arbeiten heute 20 europäische Staaten und Organisationen mit Beobachterstatus (darunter Japan, die USA, die Russische Föderation, Israel, die UNESCO und die Europäische Kommission) sowie zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen und Industrieunternehmen aus allen Teilen der Welt auf dem Gebiet der Grundlagenforschung zur Erkennung der Naturgesetze zusammen.
EIB-Präsident Philippe Maystadt erklärte: Mit diesem Darlehen unterstützt die EIB die Durchführung eines einzigartigen europäischen Forschungsprogramms, das entscheidend dazu beiträgt, Europas führende Position auf dem Gebiet der Grundlagenforschung und der Teilchenphysik zu festigen. Das CERN verfügt über die Möglichkeiten, neue Einsichten und Erkenntnisse zu verwerten, die als Grundlage für wichtige neue Anwendungen dienen können. Der zusätzliche Nutzen des Finanzierungsbeitrags der EIB für das Projekt des CERN ergibt sich aus dem langfristigen Engagement der Bank in Bezug auf die Mobilisierung von Finanzierungen verschiedener Geldgeber zur Unterstützung der Leistungen der Wissenschaft und der internationalen Zusammenarbeit in der Forschung.
Professor Luciano Maiani, der Generaldirektor des CERN, sagte: Der LHC ist eine hochmoderne Anlage, die es Europa ermöglichen wird, in den kommenden Jahrzehnten einen vorderen Platz auf dem Gebiet der Teilchenphysik einzunehmen. Er wird zu neuen Erkenntnissen führen und ruft bereits bedeutende Entwicklungen im Bereich des Technologietransfers hervor. Das Darlehen der EIB unterstreicht das Vertrauen der Europäischen Union zum CERN und bestätigt klar das Engagement Europas in Bezug auf die Grundlagenforschung auf höchstem Niveau.
Der für Forschung zuständigen EU-Kommissar Philippe Busquin äußerte sich wie folgt: Ich begrüße diese Initiative. Die von der EU unterstützte Forschungseinrichtung leistet einen Beitrag zu den Bemühungen Europas, eine weltweit führende Position im Bereich der Forschung im Allgemeinen und der Erforschung der Struktur der Elementarteilchen im Besonderen zu erreichen. Dieses Finanzierungskonzept hilft uns, diese Position zu festigen. Gleichzeitig ermöglicht es die Sammlung wertvoller Erfahrungen auch auf anderen Gebieten. Die europäische Politik zur Förderung der Wissenschaft muss über das Rahmenprogramm hinausgehen und unterschiedliche Finanzierungsmittel erfolgreich und effizient für die wissenschaftliche und technologische Forschung mobilisieren.
Die EIB: Die Europäische Investitionsbank (EIB), die Finanzierungsinstitution der Europäischen Union, verfügt über ein AAA-Rating. Sie trägt mit langfristigen Finanzierungen zur Integration und zur ausgewogenen Entwicklung ihrer Mitgliedstaaten bei und ist darüber hinaus in Drittländern tätig. Gemäß den von den Staats- und Regierungschefs auf der Tagung des Europäischen Rates Lissabon im März 2000 verabschiedeten Leitlinien für die Schaffung einer auf Wissen und Innovation basierenden europäischen Gesellschaft führte die EIB-Gruppe die Innovation-2000-Initiative (i2i) ein. Dabei handelt es sich um ein spezielles Programm für mittel- und langfristige Darlehen im Umfang von insgesamt 12 bis 15 Milliarden EUR. Die Initiative ist nicht mit einer Ausweitung des Finanzierungsvolumens verbunden, sondern stellt eine qualitative Verlagerung des Schwerpunkts der Tätigkeit der EIB-Gruppe auf zukunftsträchtige High-Tech-Sektoren mit hoher Wertschöpfung dar. In den letzten drei Jahren hat die EIB Finanzierungen für 27 Projekte im Bereich der Forschung und Entwicklung im Gesamtbetrag von etwa 4,2 Mrd EUR genehmigt. Der Europäische Investitionsfonds, die Tochtergesellschaft der EIB für Risikokapital- und Garantieoperationen, hat Beteiligungen in Höhe von insgesamt 2,3 Mrd EUR an 175 Risikokapitalfonds übernommen.
CERN (Europäische Organisation für Kernforschung): Seit seiner Gründung hat das CERN zahlreiche Entdeckungen im Bereich der Teilchenphysik gemacht und dadurch zum besseren Verständnis des Universums beigetragen. Mehrere Wissenschaftler des CERN haben für ihre Entdeckungen hohe Auszeichnungen, darunter den Nobelpreis (Simon van der Meer und Carlo Rubbia im Jahr 1984, Jack Steinberger 1988 und Georges Charpak 1992), erhalten. Die Forschungsergebnisse der Tätigkeit des CERN umfassen einige bemerkenswerte Erfindungen und praktische Anwendungen unter anderem in den Bereichen Krebstherapie, Messinstrumente, Nahrungsmittelkonservierung, Zerstörung toxischer Stoffe und Informatik. Besondere Berühmtheit erlangt hat das World Wide Web, das 1989 am CERN-Institut als ein Hypertext-basiertes verteiltes Informationssystem entwickelt wurde, um Zugriffe auf CERN-Dokumente zu erlauben. Das Web ist ein Beispiel dafür, wie Grundlagenforschung zu unvorhergesehenen Fortschritten führen kann. Beim großen Hadronen-Beschleuniger, einem Teilchenbeschleuniger der neuen Generation, werden intensive Partikelstrahlen mit beispiellosen Energien zur Frontalkollision gebracht. Auf diese Weise wird eine fortgesetzte Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Elementarteilchenphysik ermöglicht.
Das Sechste Forschungs-Rahmenprogramm (RP6 2003-2006): Das RP6 ist mit 17,5 Milliarden EUR das bedeutendste Programm der Europäischen Union für Forschung und technologische Entwicklung. Um sicherzustellen, dass das Rahmenprogramm einen konkreten Nutzen auf EU-Ebene schafft und weitreichende Wirkungen hat, müssen die knappen Mittel rationell verwendet und gezielter eingesetzt werden. Aus diesem Grund konzentriert sich das FP6 auf eine begrenzte Anzahl vorrangiger Themenbereiche, die für Europa von strategischer Bedeutung sind. Prioritäten des FP6 sind Life Sciences, Genomik und Biotechnologie, Technologien für die Informationsgesellschaft, Nanotechnologien und neue Werkstoffe, Luft- und Raumfahrt, Lebensmittelqualität und -sicherheit, nachhaltige Entwicklung, umweltfreundlichen Energie, Verkehr sowie Bürger und Staat in der Wissensgesellschaft. Zu den sonstigen thematischen Bereichen des Programms zählen Humanressourcen und Mobilität, Wissenschaft und Gesellschaft sowie KMU. Das FP6 führt zwei neue Finanzierungsinstrumente ein. Das langfristige Ziel des Instruments Exzellenznetzwerke (Networks of Excellence) besteht darin, dauerhafte Kontakte zwischen Universitäten und Forschungszentren zu knüpfen, die auf einem bestimmten Gebiet besonders engagiert sind. Im Gegensatz dazu ist das Förderinstrument Integrierte Projekte (Integrated Projects) eher mittelfristig und marktorientiert ausgerichtet.