In den kommenden Wochen wird eine hochrangige Delegation der Europäischen Investitionsbank Brasilien besuchen, um Möglichkeiten für eine Ausweitung ihrer Tätigkeit in diesem Land zu erörtern. Die Delegation der EIB wird mit brasilianischen Behörden sowohl auf Staats- als auch auf Bundesstaatsebene sowie mit der nationalen Entwicklungsbank, der BNDES, zusammentreffen, um neue Finanzierungsmöglichkeiten zu identifizieren und zu diskutieren, wobei der Schwerpunkt auf die ökologische Nachhaltigkeit und die wirtschaftliche Entwicklung gelegt werden soll.

„EIB-Projekte in Brasilien dienten bisher in der Regel der Förderung ausländischer Direktinvestitionen und dem Transfer von Technologie und Know-how aus der EU", sagte Jean-Louis Biancarelli, Direktor mit Generalvollmacht für Finanzierungen außerhalb Europas und Leiter der EIB-Delegation. Er fügte hinzu: „In Einklang mit dem derzeit laufenden Finanzierungsmandat sind wir bereit, diese Tätigkeit auszuweiten, indem wir den Transfer von europäischem Know-how in Bereichen wie Telekommunikation, Industrie und Hochgeschwindigkeitszüge fördern und zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen“.

Brasilien ist das wichtigste lateinamerikanische Empfängerland von EIB-Darlehen zur Finanzierung von Vorhaben in produktiven Wirtschaftsbereichen und die meisten ausländischen Direktinvestitionen der EU fließen in das Land. Bisher hat die EIB 24 Darlehen im Gesamtbetrag von 1,4 Mrd EUR in Brasilien gewährt. Das entspricht rund 48% ihres gesamten Finanzierungsvolumens in Lateinamerika. Mit ihrem diversifizierten Finanzierungsportfolio leistet die EIB direkte Unterstützung für den privaten Sektor in Brasilien. Zu den wichtigsten von der Bank mitfinanzierten Projekten zählen Vorhaben von Vivo, Continental, Michelin, Pirelli, TIM, Telefónica, Itaú-BBA, Volkswagen, Mercedes und Veracel sowie die Gaspipeline zwischen Bolivien und Brasilien.

Im Rahmen ihres derzeit laufenden Mandats für die Jahre 2007-2013 wird die Bank vom EU-Rat aufgefordert, bis zu 2,8 Mrd EUR für Finanzierungsoperationen in Lateinamerika bereitzustellen, die die Kooperationspolitik der EU in diesen Regionen unterstützen und andere Programme und Instrumente der EU-Entwicklungs- und Kooperationspolitik in der Region ergänzen. Zusätzlich stehen in demselben Zeitraum 3,0 Mrd EUR für die Finanzierung von Projekten zur Sicherung der Energieversorgung und im Umweltbereich in investitionswürdigen Ländern, darunter auch Ländern Lateinamerikas, zur Verfügung.

Die EIB bietet in Brasilien mittel- und langfristige Darlehen (jedoch zurzeit keine Eigen-kapitalfinanzierungen) an. Die Darlehen der EIB sind projektbezogen und werden schwerpunktmäßig zur Finanzierung der langfristigen Komponenten eines Investitionsvorhabens bereitgestellt. Direkte Darlehen bewegen sich üblicherweise in einer Größenordnung von 50-200 Mio USD. Für kleinere Vorhaben kann die EIB indirekt Mittel aus Globaldarlehen (eine Art Kreditlinie) an Finanzierungsinstitutionen oder Geschäfts-banken zu Verfügung stellen, wobei die Teilfinanzierungen zwischen 0,5 Mio und 12,5 Mio EUR liegen.

Hintergrund

Die EIB ist die Institution der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Im Jahr 2007 gewährte die EIB Darlehen von insgesamt rund 48 Mrd EUR. Die Mittel für ihre Finan-zierungstätigkeit beschafft sie sich auf den Kapitalmärkten. Ihre Anleihen werden von den führenden Rating-Agenturen regelmäßig mit „AAA“ bewertet. Die EIB kann die ausgezeichneten Konditionen, die sie auf den Kapitalmärkten erhält, an die Projektträger weitergeben. Sie kann bis zu 50% der Projektkosten finanzieren. Im Durchschnitt stellt sie ein Drittel der benötigten Mittel bereit, wobei sie Investitionen oft gemeinsam mit anderen Institutionen finanziert.