Das Großherzogtum Luxemburg und die Europäische Investitionsbank schließen eine dritte Vereinbarung über technische Hilfe für den Mikrofinanzsektor. Finanzminister Luc Frieden und Philippe Maystadt, Präsident der EIB, unterzeichneten am 5. Juli 2011 eine neue Kooperationsvereinbarung. Die beiden Partner bekräftigen darin ihre Absicht, ihr Know-how, ihre Geschäftsnetze und Mittel gemeinsam zu nutzen, um die Entwicklung der Mikrofinanzbranche und des Privatsektors in den Ländern Afrikas, des karibischen Raums und des Pazifischen Ozeans zu unterstützen.
Das Finanzministerium des Großherzogtums Luxemburg sagt einen neuen Gesamtbetrag in Höhe von 3 Mio EUR zu (1 Mio EUR pro Jahr bis 2013), der für Projekte im Bereich technische Hilfe bestimmt ist. Diese Mittel ergänzen die Finanzierungen der EIB zur Unterstützung von Mikrofinanzgesellschaften und -Instituten – dies sind die zwischengeschalteten Institute vor Ort, die kleinen und Kleinstunternehmen Finanzdienstleistungen anbieten. Die technische Hilfe wird in Form von Unterstützung für Fortbildung in den Bereichen Buchhaltung, Verwaltung, Risikomanagement sowie auch für gute Unternehmensführung („Good governance“) dieser Institute bereitgestellt.
Die Kooperationsvereinbarung sieht vor, dass die EIB über ihre Beteiligung an den von ihr unterstützten Beteiligungsfonds die Technische Hilfe-Projekte, die für eine Finanzierung in Betracht kommen, für das Großherzogtum Luxemburg identifiziert. Auf Empfehlung der EIB und nach Prüfung finanziert das Finanzministerium dann direkt die Maßnahme der technischen Hilfe. Die Überwachung und die Bewertung werden anschließend gemeinsam durchgeführt.
Auf der Grundlage der beiden vorangegangenen Vereinbarungen wurden in den vergangenen 5 Jahren Unterstützung und technische Hilfe für 15 Mikrofinanzprojekte im Gesamtbetrag von 5 Mio EUR geleistet. Die Finanzierungen betrafen 9 Länder, und zwar: Kamerun, Uganda, Tschad, Ghana, Demokratische Republik Kongo, Senegal, Tansania, Namibia und Afghanistan
Die luxemburgische Regierung hat das Potenzial von Mikrofinanzierungen im Kampf gegen Armut schon sehr früh erkannt. Finanzminister Frieden sagte anlässlich der Unterzeichnung: „Mikrofinanzierungen sind daher ein wichtiges Element in der Entwicklungszusammenarbeit der luxemburgischen Regierung. Wir haben aber auch die Entwicklungen der letzten Zeit in der Mikrofinanzbranche beobachtet und ziehen daraus die notwendigen Schlussfolgerungen. Daher legt die dritte Kooperationsvereinbarung mit der EIB besonderes Gewicht auf die sozialen Aspekte der Tätigkeit der Mikrofinanzinstitute. Wir sind ausgesprochen froh darüber, dass wir dabei auf das Know-how, die Erfahrung und die Geschäftsnetze der EIB zählen können.“
EIB-Präsident Philippe Maystadt äußerte sich zufrieden über die Relevanz dieser Vereinbarungen, die sich auf die langjährige Erfahrung der EIB und ihre Kenntnis des Mikrofinanzsektors stützen. Zu den Ergebnissen der vorangegangenen Operationen sagte er: „Die Finanzierungen der luxemburgischen Regierung, die die Finanzierungszusagen der EIB ergänzen, haben in den gemeinsamen Operationen eine sehr wichtige Rolle gespielt. Die EIB verfügt zwar heute auch selbst über Mittel für technische Hilfe, aber diese Mittel können keinesfalls den gesamten Bedarf decken. Die Nachfrage der Mikrofinanzbranche nach technischer Hilfe ist sehr stark. Es besteht also ein tatsächlicher Bedarf, und aufgrund dieser Kooperationsvereinbarung können wir die gemeinsamen Maßnahmen der letzten fünf Jahre vor Ort fortsetzen.“
Zusätzliche Informationen
Bei Mikrofinanzierungen handelt es sich definitionsgemäß um Finanzdienstleistungen geringen Umfangs wie beispielsweise Spar-, Kredit- und Versicherungsprodukte oder sonstige einfache Finanzdienstleistungen für Personen ohne oder mit geringem Einkommen, die vom traditionellen Bankensystem ausgeschlossen sind. Diese kleinen Finanzdienstleistungen ermöglichen es den Kreditnehmern, Tätigkeiten auszuüben, die ihnen ein tägliches Einkommen sichern, produktive Projekte zu verwirklichen, nach Möglichkeit Ersparnisse zu bilden und so eine Zukunft aufzubauen.
Die EIB unterstützt den Mikrofinanzsektor sowie kleine und mittlere Unternehmen in den AKP-Ländern (Afrika, karibischer Raum und Pazifischer Ozean) seit mehr als 40 Jahren. Sie ist in diesem Sektor auch in den Ländern des südlichen Mittelmeerraums und sogar auch innerhalb der Europäischen Union tätig. Sie investiert unter anderem in Beteiligungsunternehmen, deren Ziel die Gründung oder Entwicklung von Mikrofinanzinstituten ist, die als formeller oder halbformeller Intermediär vor Ort Finanzdienstleistungen für Kleinst- und kleine Unternehmen anbieten. Diese Beteiligungsfinanzierungen der EIB leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des privaten Sektors und zur Förderung des Wirtschaftswachstums im Allgemeinen. Um die Tragfähigkeit der Investments zu gewährleisten und die Mikrofinanzinstitute in ihrem Streben nach kommerzieller und finanzieller Autonomie zu unterstützen, ist es jedoch absolut wichtig, dass parallel dazu technische Hilfe und Schulungsmaßnahmen zur Stärkung der institutionellen und Management-Kompetenzen dieser Institute finanziert werden.