Das neue Krankenhaus, ein Passivbau für die Chirec-Klinikgruppe, wird am Standort Delta am Boulevard du Triomphe in Auderghem errichtet werden. Chirec ist eine private Gruppe, die in den letzten 15 Jahren durch den Zusammenschluss kleinerer Krankenhäuser in Brüssel entstanden ist. Die Gruppe unterhält derzeit vier Krankenhäuser in Brüssel und eines in Wallonien.
Kosten
Die Kosten des neuen Krankenhauses werden auf 282 Mio EUR veranschlagt. Die Finanzierung erfolgt zu 50 Mio EUR aus eigenen Mitteln, durch ein Darlehen traditioneller Banken (KBC, ING, Belfius, BNP Paribas) sowie zu 100 Mio EUR aus Mitteln der Europäischen Investitionsbank. Das Darlehen der EIB dürfte eine Laufzeit von 20 Jahren haben.
Die COCOM wird eine Garantie für das Darlehen der EIB gewähren.
Europäische Investitionsbank
Dies ist das erste Mal, dass ein Krankenhaus in Brüssel einen Darlehensvertrag mit der Europäischen Investitionsbank abschließt. Mit der Bereitstellung von Finanzierungsmitteln für den Bau eines Krankenhauses leistet die EIB einen Beitrag zur Förderung des „Humankapitals“. Drei Krankenhäuser werden derzeit von der EIB geprüft: eines in Flandern, ein zweites in Wallonien und ein drittes, das Chirec in Brüssel, das in den Bereich der Gemeinsamen Gemeinschaftskommission fällt. Auch andere Krankenhäuser könnten einen Finanzierungsbeitrag der EIB nachfragen.
Anlässlich der Unterzeichnung führte EIB-Präsident Werner Hoyer Folgendes aus: „Es freut mich, dass die EIB einen Beitrag zu diesem wichtigen Krankenhausprojekt leisten kann, denn die neue Einrichtung wird für die Patienten, die Mitarbeiter, die Gemeinschaft und die Region von hohem Nutzen sein. Die Hauptstadt Brüssel erhält damit eine moderne Einrichtung, die zur Belebung des Bezirks beiträgt und der Wirtschaft vor Ort Impulse verleiht. Darüber hinaus ist das Krankenhaus im Hinblick auf Energieeffizienz und die Berücksichtigung von Umweltbelangen vorbildlich, was für die EIB einen hohen Stellenwert hat. Im heutigen Europa spielen Investitionen in das Humankapital eine wichtige Rolle für Wachstum und Entwicklung, und es freut uns, dass wir Sie bei dieser Initiative unterstützen können. “
Warum war es erforderlich, an die EIB heranzutreten?
Die Finanzkrise, die sich im Sommer 2011 mit der Anspannung am Markt für Staatsanleihen in Europa verschärfte, bereitet den Krankenhäusern seit Monaten Sorge. Die Liquiditäts- und Refinanzierungsengpässe, unter denen die Banken derzeit leiden, haben dazu geführt, dass die meisten von ihnen die Darlehensvergabe einschränken oder sich sogar völlig vom Markt zurückziehen. Dies bedeutet, dass seit einigen Monaten nicht genügend kurz- und langfristige Finanzierungsmittel zur Verfügung stehen, um den Bedarf aller Krankenhäuser zu decken, und dass es zu einem Anstieg der angebotenen Zinsen kam, da der Zugang zu Liquidität teurer geworden ist und sich die Laufzeit neuer Darlehen verkürzt hat. „Basel III“ wird voraussichtlich die Fähigkeit der Banken weiter einschränken, einen Sektor zu finanzieren, der, trotz der Tatsache, dass die Investitionen rückläufig sein dürften, weiterhin umfangreiche Darlehen benötigen wird, üblicherweise solche mit langen Laufzeiten.
Das Projekt Krankenhaus „Delta“
Chirec betreibt derzeit Krankenhäuser an fünf verschiedenen Standorten (vier in Brüssel und eines in der Provinz Wallonisch-Brabant) sowie ein medizinisches Zentrum in Brüssel. Der Plan, die Krankenhäuser in Brüssel an einem Standort zusammenzulegen, wurde 2006 entwickelt. Dem vorausgegangen war die Feststellung, dass ihre Infrastruktur veraltet war und ihre Erweiterung keine Option darstellte. Die Eröffnung des neuen Krankenhauses ist für 2017 vorgesehen. Chirec wird dann aus Krankenhäusern an drei Standorten (Delta mit 500 Betten, Ste Anne/St Rémi mit 300 Betten und Braine-l'Alleud mit 300 Betten) und einer Reihe von Polikliniken bestehen, die erstklassige medizinische Versorgung in modernen, leicht erreichbaren Einrichtungen anbieten.
Delta ist ideal gelegen und gut zugänglich. Das neue Gebäude wird sieben Etagen (davon zwei Tiefgeschosse) mit insgesamt 95 000 m² aufweisen und Platz für 500 Betten bieten. Das neue Krankenhaus wurde unter besonderer Berücksichtigung des Komforts für die Patienten konzipiert, es wird hell sein und die Möglichkeit bieten, sich frei zu bewegen. Die Funktionalität des Gebäudes wurde im Detail geplant, so dass die Ärzte und alle anderen Mitarbeiter die bestmöglichen Arbeitsbedingungen genießen.
Dr El Haddad, Vorsitzender des Verwaltungsrats von Chirec, führte dazu aus: „Mit der Unterzeichnung dieser Vereinbarung und dank der Region Brüssel-Hauptstadt, der COCOM sowie der verschiedenen Finanzpartner wird Chirec in der Lage sein, ein umfangreiches Projekt durchzuführen, das eine am Menschen orientierte medizinische Behandlung ermöglichen wird, deren Schwerpunkt auf der Qualität der Leistungen zu Gunsten der Patienten liegt. Dies alles soll in einem nachhaltigen Umfeld erfolgen.“
Beteiligung der Region Brüssel und der COCOM
Ministerpräsident Charles Picqué ergänzte: „Die Bereitstellung eines strategisch günstig gelegenen Standortes für eine Aktivität, die sich positiv auf die Wirtschaft der Stadt Brüssel auswirken wird, dürfte die Region in die Lage versetzen, einen für die Zukunft Brüssels entscheidenden Sektor nachhaltig zu stabilisieren. Dadurch wird eine Aktivität erhalten, die Arbeitsplätze schafft, und die Konzentration der Gesundheitseinrichtungen auf einen Standort wird es ermöglichen, die Qualität der angebotenen Leistungen zu optimieren. Mit dieser Operation setzt sich die Region auch für die harmonische Gestaltung des Bezirks ein und reagiert auf eine weitere Herausforderung, nämlich den Anstieg der Bevölkerung. Als Ausgleich zur Nutzung des Standortes Delta wird die Region in der Lage sein, am Standort Cavell nahezu 17 000 m² Wohnfläche in einem Wohnviertel zu entwickeln, das damit nicht mehr mit den Problemen konfrontiert sein wird, die mit dem Betrieb eines Krankenhauses in unmittelbarer Nähe verbunden sind.“
„Es ist darauf hinzuweisen, dass der Einsatz dieser Struktur, d. h. des EIB-Darlehens, das durch eine Garantie der COCOM abgesichert wird, über den Umfang des Projekts Chirec hinausgeht und dass künftige Operationen, die für Darlehen der EIB in der Region Brüssel infrage kommen, davon natürlich profitieren werden. Dies ist in einem Umfeld von Bedeutung, in dem sich Geschäftsbanken aus langfristigen Finanzierungen für Krankenhäuser und andere Infrastrukturvorhaben zurückziehen, insbesondere wegen der gestiegenen Kapitalanforderungen. Dieses Projekt spielt eine Pionierrolle,“ bemerkte Gesundheitsminister Benoît Cerexhe.
„Wir haben hier ein gutes Beispiel für solides Krankenhausmanagement,“ unterstrich Minister Guy Vanhengel. „Es geht um die Zusammenlegung von mehreren Krankenhäusern an einem Standort, d. h. um eine Rationalisierungsmaßnahme. Dabei handelt es sich nicht nur um Skaleneffekte, sondern auch um die Möglichkeit, die Zahl der traditionellen Betten zu reduzieren und die Zahl der tagesklinischen Behandlungsplätze zu erhöhen. Der Standort des neuen Gebäudes ist nicht nur unbebaut, sondern befindet sich auch im Eigentum der Region Brüssel-Hauptstadt. Das neue Krankenhaus wird zu einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung in Brüssel beitragen, einem Gebiet, auf dem Brüssel im Übrigen bereits eine herausragende Stellung einnimmt, was allerdings häufig nicht genügend Anerkennung findet.“
Herr Vanhengel betonte auch, dass er alle Klinikgruppen unterstützt, und zwar unabhängig von ideologischen oder philosophischen Erwägungen.