Mittelgroßen Unternehmen in Europa steht nunmehr ein neues Instrument zur Verfügung, das speziell für die Finanzierung von Innovationsvorhaben bestimmt ist. Im Rahmen der Initiative für Wachstumsfinanzierung (Growth Finance Initiative – GFI) können Darlehen von maximal 25 Mio EUR für mittelgroße Unternehmen bereitgestellt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Industriezweigen, bei denen Forschung, Entwicklung und Innovation (FEI) eine wichtige Rolle spielen. Das erste Darlehen aus Mitteln dieser neuen Initiative wurde heute in Lüttich mit dem belgischen Unternehmen EVS Broadcast Equipment S.A. (EVS) unterzeichnet.
Die EVS bietet ihren Kunden zuverlässige und innovative technologische Lösungen, um angereicherte Live-Videoprogramme zu produzieren. Das Unternehmen ist Branchenführer bei Produktionssystemen für Rundfunk, Fernsehen und Medien, die von Fernsehgesellschaften, Produktionsgesellschaften, Postproduktionsfirmen, Filmstudios, Eigentümern von Inhalten und Archivbibliotheken auf der ganzen Welt verwendet werden. Es deckt vier Hauptsparten ab: Sport, Unterhaltung, Nachrichten und Medien. Die jährlichen FEI-Aufwendungen der EVS liegen in der Regel bei 15-20 % der Unternehmenserträge. Etwa die Hälfte der rund 500 Mitarbeiter ist in der FuE-Abteilung tätig.
Bei der Initiative zur Wachstumsfinanzierung handelt es sich um ein Instrument, das gemeinsam von der EIB und der Europäischen Kommission im Rahmen der Fazilität für Finanzierungen auf Risikoteilungsbasis (RSFF) eingerichtet wurde. Die RFSS wurde von der EIB konzipiert, und die EU stellt Finanzierungsmittel dafür bereit. Sie existiert seit dem Jahr 2007 und hat zum Ziel, zusätzliche Investitionen in die Bereiche Forschung, Entwicklung und Innovation zu fördern, Darüber hinaus soll dem Marktversagen entgegengewirkt werden, wenn es darum geht, ausreichende Mittel für FuE verfügbar zu machen. Auf der Grundlage der neuen Initiative zur Wachstumsfinanzierung kann die Bank direkte Finanzierungen für innovative mittelgroße Unternehmen bereitstellen, die nicht mehr länger für Maßnahmen von Risikokapitalgebern in Betracht kommen. Diese Firmen sind sehr oft mit der Tatsache konfrontiert, dass für ihre FuE-Aktivitäten systematisch nicht in ausreichendem Maße Eigen- und Fremdmittelfinanzierungen verfügbar sind. Midcap-Unternehmen sind mittelgroße Unternehmen mit bis zu 3 000 Mitarbeitern, die sehr häufig wesentliche Innovationsleistungen erbringen. In dieser Pilotphase der GFI steht Kapitalunterstützung in Höhe von 150 Mio EUR bereit.
Die GFI-Initiative ermöglicht eine Vielzahl von Finanzierungslösungen, die von vorrangigen besicherten Fremdmitteln bis hin zu Mezzanine-Finanzierungen reichen. Im Rahmen der Initiative für Wachstumsfinanzierungen wird die EIB direkte Darlehen von 7,5-25 Mio EUR verfügbar machen, um sich an den FuE-Investitionen von Unternehmen in Europa zu beteiligen. Bei diesem ersten GFI-Vertrag mit der EVS wurde ein Darlehen von 12 Mio EUR unterzeichnet. Um rasch auf die Finanzierungsanträge der Unternehmen reagieren zu können, wurde ein gestrafftes Antrags- und Genehmigungsverfahren geschaffen. Somit verringert sich die Zeitspanne bis zur Bereitstellung von Finanzierungsmitteln aus dieser Pilotinitiative.
Was die vorrangigen Finanzierungsziele der Bank betrifft, so ist die GFI sowohl dem Bereich „wissensbasierte Wirtschaft“ als auch dem Bereich „Unterstützung von KMU/Midcap-Unternehmen“ zuzuordnen. Letztes Jahr stellte die EIB-Gruppe (die EIB und der Europäische Investitionsfonds) insgesamt 13 Mrd EUR für KMU und Midcap-Unternehmen bereit. Dieses Jahr beabsichtigt sie, ihre Finanzierungen in diesem Sektor auf bis zu 20 Mrd EUR bis Ende 2013 auszuweiten. Weitere 12-15 Mrd EUR sind im laufenden Jahr für FuE-Investitionen bestimmt.
Anlässlich der Vertragsunterzeichnung stellte EIB-Vizepräsident Pim van Ballekom fest: „Die EVS ist sehr auf Forschung, Entwicklung und Innovation ausgerichtet. Das Unternehmen ist daher der ideale Kandidat für dieses neue Finanzierungsinstrument. Durch die Initiative für Wachstumsfinanzierung können wir maßgeschneiderte Finanzierungslösungen für Unternehmen anbieten, deren Investitionen in FuE-intensive Sektoren über dem Branchendurchschnitt liegen. Diesen Unternehmen kommt eine maßgebliche Funktion in der wissensbasierten Wirtschaft Europas zu, und sie tragen erheblich zur Wettbewerbsfähigkeit der EU bei. Gleichzeitig haben sie oft Probleme dabei, angemessene Finanzierungsmittel zu erhalten. Wir hoffen, dass die gemeinsame Initiative zur Wachstumsförderung dazu beiträgt, diese Marktlücke zu schließen.“
Der Vorstandsvorsitzende der EVS, Joop Janssen, erklärte: „Wir freuen uns sehr, dass sich die EIB in so großem Ausmaß an der Finanzierung unseres laufenden FuE-Programms beteiligt, das ein nagelneues FuE-Zentrum umfasst. Darin können hunderte Ingenieure, die schon jetzt für uns tätig sind oder in Zukunft für uns arbeiten, untergebracht werden.“
Jacques Galloy, Chief Finance Officer der EVS, sagte: „Die GFI-Initiative der EIB ist für uns von maßgeblicher Bedeutung für die Finanzierung unseres FuE-Programms. Dadurch werden die Finanzierungsmittel anderer Geschäftsbanken ergänzt. Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit der EIB zusammen, die entscheidend zum Aufbau unseres Tochterunternehmens dcinex beigetragen hat, an dem wir eine Beteiligung von 40 % halten. Die dcinex ist europaweit führend bei der Bereitstellung der Infrastruktur für das digitale Kino.“