Eines der größten Umweltprojekte Deutschlands erhält erneut Unterstützung der Europäischen Investitionsbank (EIB). Die EU-Förderbank stellt der Emschergenossenschaft ein weiteres Darlehen in Höhe von 450 Mio. Euro für die umfangreiche Neugestaltung des Flusssystems zur Verfügung. Dr. Werner Hoyer, Präsident der EIB, und Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, unterzeichneten den Vertrag heute in Bottrop.
Mit dem Darlehen ko-finanziert die EIB das Investitionsprogramm der Emschergenossenschaft für die Jahre 2014 bis 2016. Es ist nach 2011 bereits die zweite Finanzierung von Seiten der EIB für das umfassende Entwicklungsvorhaben. Erneut stellt die Bank ein Darlehen in Höhe von 450 Millionen Euro zur Verfügung. Neben den großen Volumina kann die EIB aber auch besonders attraktive Kreditkonditionen bieten: Das Darlehen läuft wieder über einen Zeitraum von 45 Jahren und ist trotz des langen Zeitraums festverzinst.
Das Ruhrgebiet ist mit seinen mehr als fünf Millionen Einwohnern der größte Ballungsraum Deutschlands und zugleich Zentrum der deutschen Schwerindustrie. Der Fluss Emscher durchläuft das zentrale Ruhrgebiet - eine Region, in der fast zweieinhalb Millionen Menschen leben. Vor allem der Bergbau hat die Region wirtschaftlich geprägt, er hatte allerdings auch erhebliche Auswirkungen auf die Landschaft. Wegen der Absenkungen durch den Kohleabbau ließ sich hier kein unterirdisches Abwasserkanalsystem einrichten, so dass die Emscher und ihre Nebenläufe fast ein Jahrhundert lang als offenes Abwassersystem dienen mussten. Erst die Nordwanderung des Bergbaus Ende der 80er-Jahre ermöglichte den Emscher-Umbau. Bis 2017 soll der neue unterirdische Abwasserkanal Emscher (AKE) über eine Gesamtstrecke von 51 km in bis zu 40 Metern Tiefe verlegt sein, von Dortmund-Deusen im Osten des Ruhrgebiets bis zum Klärwerk „Emschermündung“ in Dinslaken.
Mit dem aufwendigen Generationenprojekt geht zugleich der ökologische Umbau der Flusslandschaft einher. Die Emscher wird wieder naturnaher umgestaltet. Ehemalige Nutz- und Brachflächen erhalten ihren Landschaftscharakter zurück. Auf diese Weise entstehen in der dicht besiedelten Region wichtige Natur- und Erholungsräume, die bereits heute die Lebensqualität der dort lebenden Menschen erheblich steigern. Der Prozess der Renaturierung soll bis zum Jahr 2020 abgeschlossen sein.
Wie eine aktuelle Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung belegt, wirkt sich das Gesamtvorhaben zudem positiv auf die Beschäftigung aus. Demnach sichert der Emscher-Umbau 3.700 Arbeitsplätze in der Region, davon 1.400 direkt durch die Baumaßnahmen.
Dr. Werner Hoyer, Präsident der Europäischen Investitionsbank, sagte anlässlich der Vertragsunterzeichnung: „Der Emscher-Umbau ist weltweit ein Vorzeigeprojekt. Es führt beispielhaft vor Augen, wie eine über viele Jahrzehnte von Industrie geprägte Region wieder zu einer lebenswerten und naturnahen Landschaft verwandelt werden kann. In seinem finanziellen und zeitlichen Umfang stellt der Emscher-Umbau auch für uns ein ganz besonderes Projekt dar. Ich bin deshalb ausgesprochen stolz auf das Engagement der EIB. Es verdeutlicht die wichtige Rolle, die die EU-Bank bei so zentralen und langfristigen Entwicklungsvorhaben spielt.“
Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft: „Unser Emscher-Umbau ist mit einem Gesamtvolumen von 4,5 Milliarden Euro und einer Gesamtlänge aller Wasserläufe von 350 Kilometern das größte europäische Projekt zur Wiederherstellung einer kompletten Flusslandschaft und einer der Motoren des Strukturwandels. Wir geben den Menschen der Region ihren Fluss und damit auch ein Stück Lebensqualität zurück. Der Darlehensrahmenvertrag mit der EIB unterstützt dieses wichtige Vorhaben.“