Das EIB-Institut zeichnet in Luxemburg zwei Wissenschaftler für ihre Forschungsarbeiten zum Thema des diesjährigen Wettbewerbs aus: „Ungleichheit und Wirtschaftswachstum“.
Heute hat das EIB-Institut Sir Anthony Atkinson (Institute of New Economic Thinking – Oxford Martin School, Nuffield College – Oxford, LSE – London) und Benjamin Moll (Fachbereich Wirtschaftswissenschaften – Princeton University) als Gewinner des EIB-Exzellenzpreises für Wirtschafts- und Sozialforschung bekannt gegeben.
EIB-Präsident Werner Hoyer wird den Preis am 11. November 2015 am Sitz der EIB in Luxemburg vergeben. Zur Preisverleihung werden die beiden Preisträger einen Vortrag halten. Professor Atkinson wird mit dem „Preis für herausragende Leistungen“ ausgezeichnet, der mit 40 000 Euro dotiert ist. Professor Moll wird der „Preis für Nachwuchsökonomen“ (unter 40 Jahren) in Höhe von 25 000 Euro verliehen. Damit werden die herausragenden akademischen Leistungen und Veröffentlichungen der Wissenschaftler und der Einfluss ihrer Forschung auf Politik und Gesellschaft gewürdigt. Das Thema des diesjährigen Wettbewerbs lautete „Ungleichheit und Wirtschaftswachstum“.
Der EIB-Preis wurde 2013 erstmals vom EIB-Institut vergeben, um besondere Leistungen in der Wirtschafts- und Sozialforschung zu würdigen und die Umsetzung und Verbreitung der Forschungsergebnisse zu fördern.
Mitglieder der Jury, deren Vorsitz der Nobelpreisträger von 2010 Christopher Pissarides (LSE – London School of Economics and Political Science) innehat, sind Richard Portes (London Business School), Branko Milanovic (City University of New York und Luxembourg Income Study), Frank Vandenbroucke (KU Leuven) und Klaus Zimmermann (Gewinner des „Preises für herausragende Leistungen“ der EIB von 2013, Direktor des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) und Professor an der Universität Bonn).
Der Präsident der Jury erklärte: „Tony Atkinson prägt seit über vierzig Jahren maßgeblich die Forschung zu Ungleichheit und Wirtschaftswachstum. Seine Erkenntnisse haben nicht nur einen enormen Einfluss auf die theoretische Forschung, sondern auch auf die Wirtschaftspolitik weltweit. Es ist mir eine große Freude und Ehre, den Preis an Tony Atkinson vergeben zu dürfen. Die Forschungsarbeiten von Ben Moll zu Einkommensunterschieden zwischen Ländern, der Unterentwicklung des Finanzsektors und der Fehlallokation von Ressourcen sind hochaktuell und beleuchten die verschiedenen Interaktionen am Markt. Seine Erkenntnisse haben bereits jetzt eine große Bedeutung erlangt. Einen solchen Erfolg erzielen andere Wissenschaftler erst sehr viel später in ihrer Karriere, wenn überhaupt. Auch in Zukunft dürften seine Forschungsarbeiten weitere Erkenntnisse zu den großen Fragen unserer Zeit liefern.“
Anthony Atkinson sagte: „Es ist mir eine große Ehre, diesen Preis entgegenzunehmen, und ich freue mich, dass dem Thema Ungleichheit heute eine große Bedeutung beigemessen wird.“
Atkinson hat die moderne Ungleichheits- und Armutsforschung in Großbritannien mitbegründet und widmet sich seit über vier Jahrzehnten diesem Thema. Seine Forschung konzentriert sich auf die Einkommensverteilung und die Wirtschaftspolitik. Das Atkinson-Maß – ein Maß für Ungleichheit – wurde nach ihm benannt. In seinem aktuellen Buch „Inequality: what can be done“ argumentiert er, dass ein hohes Maß an Ungleichheit in der Gesellschaft nicht unausweichlich sei. Eine kluge Wirtschafts- und Sozialpolitik könne Ungleichheiten abbauen, ohne Einbußen bei der wirtschaftlichen Effizienz in Kauf nehmen zu müssen.
Benjamin Moll erklärte: „Es ist mir eine große Ehre, gemeinsam mit Tony Atkinson ausgezeichnet zu werden, dessen Arbeit ich sehr bewundere.“
Moll konzentriert sich bei seiner Forschung hauptsächlich auf die Volkswirtschaft und die Entwicklungsökonomie. Er beschäftigt sich insbesondere damit, welche Faktoren maßgeblichen Einfluss auf die Einkommensunterschiede zwischen Ländern haben. Seiner Ansicht nach ist die Unterentwicklung des Finanzsektors ein wichtiger Armutsfaktor. Zudem untersucht Moll, wie sich politische Maßnahmen auf Länder mit unterentwickeltem Finanzsektor auswirken. Derzeit analysiert er die Ursachen und Folgen von Ungleichheit in Industrieländern.