Am 26. Oktober 2015 fand in Luxemburg die 15. FEMIP-Konferenz statt, die von der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Zusammenarbeit mit dem luxemburgischen EU-Ratsvorsitz und der Union für den Mittelmeerraum (UfM) veranstaltet wurde. Die Eröffnungsreden hielten Luxemburgs Arbeitsminister Nicolas Schmit, EIB-Vizepräsident Román Escolano sowie UfM-Generalsekretär Fathallah Sijilmassi. Zum Abschluss sprachen EIB-Präsident Werner Hoyer sowie der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn. Thema der Veranstaltung war der Zusammenhang zwischen Finanzierungen des privaten Sektors, Unternehmertum und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Ein Schwerpunkt waren dabei Instrumente zur Finanzierung wegweisender Investitionen im Mittelmeerraum.[1]
Bis 2025 werden im Mittelmeerraum zahlreiche Menschen neu in den Arbeitsmarkt eintreten. Die Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten, insbesondere für junge Menschen, ist daher ein vorrangiges Ziel für die Regierungen der Mittelmeerländer. Um das Wachstum voranzutreiben, ist eine starke Partnerschaft zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor erforderlich. Dem öffentlichen Sektor kommt dabei eine wesentliche Rolle beim weiteren Ausbau der Infrastruktur und des Regelungsumfelds zu, um das Wachstumspotenzial zu untermauern. Der private Sektor spielt hingegen die Schlüsselrolle für das Beschäftigungswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen.
Die EIB ist einer der wichtigsten Darlehensgeber zur Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in den Mittelmeer-Partnerländern der EU. Seit 2011 hat sie 1 322 Millionen Euro bereitgestellt, um den privaten Sektor der Region mit direkten Darlehen, KMU-Darlehen über zwischengeschaltete Institute, Mikrofinanzierungen und Risikokapital zu stärken.
Im Rahmen ihrer auf den Privatsektor ausgerichteten Aktivitäten ist die Bank stark in der Förderung und Entwicklung von KMU engagiert. Die kürzlich unterzeichneten Globaldarlehen in Höhe von 70 Millionen Euro für die Banque Tuniso-Koweitienne (BTK) und die AMEN BANK in Tunesien sind nur zwei Beispiele. Beide Operationen wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Réseau Entreprendre entwickelt, einem Unternehmerverband, der KMU unterstützt. Die BTK und die AMEN BANK stellen mit diesen Globaldarlehen Gelder zu günstigen Konditionen bereit, die Kleinstunternehmen und KMU aus den verschiedensten Branchen von der Fertigungsindustrie bis hin zum Tourismus für Investitionsprojekte oder den Betriebskapitalbedarf nutzen können. Außerdem dürften die Darlehen in Tunesien zum Übergang von der informellen zur formellen Wirtschaft beitragen. Dank der Zusammenarbeit mit dem Réseau Entreprendre erhalten die Kleinstunternehmen und KMU zudem technische Hilfe mit dem Ziel, gute Unternehmensführung, Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit dieser Unternehmen zu fördern.
Das Seed Accelerators-Programm ist ein Beispiel für die Förderung von Unternehmertum im gesamten südlichen Mittelmeerraum. Im Rahmen dieses Projekts, das ein Volumen von zwei Millionen Euro hat, erhalten künftige Unternehmer sowohl Startkapital als auch fachliche Beratung, um die Unternehmensgründung zu beschleunigen. Geplant ist, fünf Accelerators in der Region zu unterstützen, was über eine 0,8 Millionen Euro umfassende TH-Komponente zur Ausbildungsfinanzierung erfolgt. Auf diese Weise wird das Startkapital von bis zu 1,2 Millionen Euro durch die Schaffung einer Plattform ergänzt.
„Die meisten erfolgreichen Unternehmer wissen es: Ideen alleine reichen nicht. Ideen müssen umgesetzt werden. Deshalb sollten wir jetzt mit der Realisierung beginnen“, so EIB-Präsident Werner Hoyer zum Abschluss der Konferenz.
Die EIB hat diese Richtung bereits eingeschlagen: Mit KMU-Finanzierungen von über einer halben Milliarde Euro in den zurückliegenden 18 Monaten zeigt sie eindeutig Präsenz und Engagement. Derzeit entwickelt die EIB Finanzinstrumente, um den Marktzugang und den regionalen Austausch im Hinblick auf künftige vertiefte und umfassende Freihandelszonen mit der EU zu fördern. Mithilfe eines Wertschöpfungskettenansatzes sollen Lücken im Finanzierungsmarkt identifiziert und entsprechende maßgeschneiderte Instrumente entwickelt werden, um neue Lösungen für Kleinstunternehmen, KMU und größere Unternehmen zu bieten. Im Falle von Unternehmen, die zunächst Investitionen tätigen müssen, bevor sie Geschäftsmöglichkeiten nutzen können, wird die Bank auch weiterhin fachliche Beratungsleistungen und Finanzierungen miteinander kombinieren. Gleichzeitig bereitet die EIB gemeinsam mit dem EU-Programm „Horizont 2020“ die Ausweitung der europäischen Initiative „InnovFin – EU-Mittel für Innovationen“ auf den Mittelmeerraum vor. InnovFin umfasst eine Reihe von Instrumenten, die innovativen Unternehmen den Zugang zu Finanzierungen erleichtern. Des Weiteren arbeitet die Bank aktuell an neuen Eigenkapitalprodukten, um noch mehr Unternehmen Anschubfinanzierungen bieten zu können.
Der luxemburgische Ratsvorsitz legte am Rande der Konferenz einen Entwurf für eine Initiative zur Beschäftigungsförderung durch berufliche Qualifikation vor, die sich an junge Menschen in Algerien, Marokko und Tunesien richtet. Öffentliche Institutionen der drei Länder sowie Experten für die Entwicklung des privaten Sektors sollen zusammengebracht werden, um Kapazitäten aufzubauen, die dem Unternehmertum in den drei nordafrikanischen Ländern neue Impulse geben. Zu einem späteren Zeitpunkt wird eine Ausweitung auf die Maschrik-Länder folgen.
Die UfM ist ein langjähriger Partner der EIB und setzt vor allem im Rahmen des Med4Jobs-Programms Strategien zur Stärkung von Ökosystemen um, die sich positiv auf Innovation, Unternehmertum und Beschäftigungsmöglichkeiten auswirken. Aktuell arbeitet sie an 13 Projekten zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen und des inklusiven Wachstums. Über 200 000 junge Menschen dürften von diesen Projekten profitieren. Vergangenes Jahr startete die UfM eine Initiative für die Entwicklung des privaten Sektors, die darauf abzielt, Akteure aus der Privatwirtschaft in die Bewältigung der Herausforderungen einzubinden, mit denen die Region konfrontiert ist.
Die FEMIP-Konferenz hat klar gezeigt, dass erfolgreiche Projekte und Mechanismen zur Förderung von Innovation und Unternehmertum, einschließlich derer, die sich in anderen Regionen bereits bewährt haben, an die Bedürfnisse des Mittelmeerraums angepasst, repliziert und entsprechend skaliert werden können.
Zum Abschluss der Konferenz gab Luxemburgs Minister für auswärtige und europäische Angelegenheiten Jean Asselborn einen Überblick über die aktuellen Herausforderungen und Chancen im Mittelmeerraum. Dabei betonte er, dass „die Partnerschaft zwischen der EU und den Ländern des südlichen Mittelmeerraums künftig verstärkt werden muss, um unsere gemeinsamen Interessen wirksam verfolgen zu können“.
[1] Programm und Unterlagen können auf der Website der EIB abgerufen werden: http://www.eib.org/infocentre/events/all/15th-femip-conference.htm