Der wirtschaftliche Erfolg Europas hängt davon ab, wie rasch es gelingt, Innovationen zu schaffen und den Binnenmarkt zu vollenden. Das ist das Ergebnis einer großangelegten Studie von Volkswirtschaftlern der Europäischen Investitionsbank (EIB). Die Studie mit dem Titel „Restoring EU Competitiveness“ wurde heute auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt, das sich mit der „vierten industriellen Revolution“ befasst.
In der Studie fordern Volkswirtschaftler und Projektanalysten der EIB Politiker, Investoren und den Privatsektor zu entscheidenden Maßnahmen auf, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken und so für mehr Produktivität, Beschäftigung und Wohlstand zu sorgen. Laut der Studie hat die Finanzkrise die strukturellen Schwächen verstärkt und zu wirtschaftlichen und politischen Problemen beigetragen, für die eine Lösung gefunden werden muss. Diese Probleme werden durch die beispiellose Einwanderungswelle des vergangenen Jahres – eine Entwicklung, die sich höchstwahrscheinlich in naher Zukunft fortsetzen wird – noch verschärft.
In Davos erklärte EIB-Präsident Werner Hoyer: „Wenn man einen Grund dafür sucht, warum Europa noch stärker zusammenwachsen sollte, braucht man sich nur die künftigen Herausforderungen anzuschauen. Kein Land Europas könnte diese Herausforderungen alleine bewältigen. Europa ist im wissenschaftlichen Bereich und in einigen industriellen Technologien nach wie vor gut aufgestellt. Allerdings besteht das Risiko, dass wir bei den Technologien der nächsten industriellen Revolution den Anschluss verpassen. Die EIB setzt sich dafür ein, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken. Hierzu stellt sie in beispiellosem Umfang Finanzierungsmittel für Innovationen bereit und fördert Projekte über den Europäischen Fonds für strategische Investitionen, der einen erfolgreichen Start hatte.“
Er fügte hinzu: „Damit Europa stark bleibt, muss die EU-Wirtschaft bei Innovationen unbedingt eine weltweite Vorreiterrolle einnehmen. Aber Investitionen in neue Innovationen sind nur dann sinnvoll, wenn Zugang zu einem großen integrierten Markt und einer gut entwickelten digitalen Infrastruktur besteht. Marktintegration ist eine wichtige Voraussetzung für Wohlstand in Europa. Aus unseren Forschungsarbeiten geht klar hervor, dass unser Innovationsrückstand gegenüber den Vereinigten Staaten alarmierende Ausmaße annimmt. Dies trifft vor allem auf modernste Technologien wie etwa digitale und Biotechnologien zu. Jetzt müssen wir dringend die Versäumnisse von Jahrzehnten wettmachen, in denen wir das Thema Innovation unterschätzt und zu wenig Geld dafür ausgegeben haben.“
Die EIB ist Vorreiter bei der Finanzierung innovativer Projekte und Unternehmen. Im vergangenen Jahr unterstützte die EIB-Gruppe innovative Projekte mit einer Rekordsumme von 18,7 Milliarden Euro. 2008 lag dieser Betrag noch bei unter 10 Milliarden Euro.
Laut der Studie „Restoring EU Competitiveness“ braucht Europa allerdings:
- 130 Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr, um das EU-Ziel zu erreichen, 3 Prozent des BIP in Forschung und Entwicklung zu investieren (und damit fast so viel wie andere führende Volkswirtschaften),
- 90 Milliarden Euro pro Jahr, um die Fertigungstechnologien auf dem neuesten Stand zu halten,
- 35 Milliarden Euro pro Jahr, um mit US-Risikokapitalfinanzierungen Schritt halten zu können,
- 10 Milliarden Euro für hochmoderne Bildungseinrichtungen,
- 65 Milliarden Euro, um die EU-Ziele für Breitbandzugang, Leistung von Rechenzentren und Netzsicherheit zu erreichen.
In diesem Jahr möchte sich die EIB am „Competitiveness Lab for Europe“ beteiligen. Die Arbeitsgruppe soll konkrete Empfehlungen abgeben, wie Europa seinen Rückstand in der Wettbewerbsfähigkeit aufholen kann. Ihre Ergebnisse werden 2017 in Davos vorgestellt.