Neue Finanzierungsmittel in Höhe von 1,2 Milliarden Euro für KMU in Süditalien, Sizilien und Sardinien. Darauf haben sich heute in Rom das italienische Ministerium für Wirtschaftsentwicklung, die Europäische Kommission und die EIB-Gruppe (EIB und EIF) im Rahmen der KMU-Initiative geeinigt. Italien ist der erste Mitgliedstaat der Europäischen Union, der das Verbriefungsinstrument der KMU-Initiative umsetzt. Die KMU-Initiative ist im Programmplanungszeitraum 2014-2020 der Europäischen Union als Programm für den Zugang zu Fremdmitteln vorgesehen.
Vorgestellt wurde die KMU-Initiative im italienischen Ministerium für Wirtschaftsentwicklung in Rom von Dario Scannapieco, dem Vizepräsidenten der EIB und Vorsitzenden des EIF-Verwaltungsrats, Pier Luigi Gilibert, dem geschäftsführenden Direktor des EIF, Carlo Sappino, Generaldirektor für Unternehmensförderung im Ministerium für Wirtschaftsentwicklung, Rudolf Niessler, GD REGIO für die Programme in den südlichen Mitgliedstaaten, und Ciprian Cristea, Leiter der Abteilung GD GROW mit Zuständigkeit für COSME-Finanzinstrumente.
Die KMU-Initiative ist ein innovatives Finanzinstrument, das in der neuen Verordnung über die Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESIF) vorgesehen ist und das die Kombination von auf einzelstaatlicher (oder regionaler) Ebene verwalteten Mitteln mit Mitteln des europäischen COSME-Programms (Programme for the Competitiveness of Enterprises and Small and Medium-sized Enterprises) und von Mitteln der EIB-Gruppe ermöglicht.
Italien hat dafür 100 Millionen Euro aus EFRE-Mitteln bereitgestellt, die die Regierung durch weitere 102,5 Millionen Euro ergänzt hat: Insgesamt stehen also 202,5 Millionen Euro aus staatlichen Mitteln bereit. Angesichts der innovativen Struktur der KMU-Initiative, die auf der Verbriefung bestehender Darlehen durch die Beteiligung von EIB und EIF beruht, können neue Darlehen in Gesamthöhe von ca. 1,2 Milliarden Euro zu attraktiven Konditionen an KMU in den Regionen Abruzzen, Basilikata, Kalabrien, Kampanien, Molise, Apulien, Sardinien und Sizilien ausgereicht werden.
„Die kleinen und mittleren Unternehmen der italienischen Wirtschaft sind am stärksten von der Kreditklemme betroffen: Für viele von ihnen ist der Zugang zu Krediten seit Jahren schwierig, ganz besonders in Süditalien. Mit der heute vorgestellten Initiative will die italienische Regierung diesen Mangel beseitigen: Wir stellen 200 Millionen Euro bereit, um mit der Beteiligung der EIB-Gruppe neue Darlehen in Gesamthöhe von 1,2 Milliarden Euro zu ermöglichen. Dieser hohe Betrag wird sich positiv auf Tausende KMU in Süditalien und auf die Menschen, die dort arbeiten, auswirken“, erklärte der Minister für Wirtschaftsentwicklung Carlo Calenda.
„Die heute angekündigte KMU-Initiative wird Start-up-Unternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen in Süditalien unterstützen. Sie wird es ihnen ermöglichen, dringend benötigte Finanzierungsmittel zu erhalten. Dadurch wird sie die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft steigern. Ich nutze diese Gelegenheit, um dem Wunsch Ausdruck zu verleihen, dass weitere Länder diese innovative Initiative nutzen“, sagte Corina Crețu, die für Regionalpolitik zuständige Kommissarin der Europäischen Kommission.
„Wir glauben an den Erfolg der KMU-Initiative, einer Initiative, die in Einklang mit dem Juncker-Plan steht. Sie nutzt die Hebelwirkung der Europäischen Struktur- und Investitionsfonds, die über innovative Finanzinstrumente geleitet werden, um italienischen KMU, die 99 Prozent der Unternehmen der italienischen Wirtschaft ausmachen, Zugang zu Darlehensmitteln zu geben“, unterstrich der EIB-Vizepräsident und Vorsitzende des EIF-Verwaltungsrats Dario Scannapieco. „Dadurch sollen die Investitionen dieses Unternehmenssegments so weit wie möglich erleichtert werden, damit diese wieder wettbewerbsfähiger werden. Das wird letztlich Wachstum und Beschäftigung ankurbeln“.
Der geschäftsführende Direktor des EIF Pier Luigi Gilibert erklärte: „Italien ist der erste Mitgliedstaat, der das Verbriefungsinstrument der KMU-Initiative nutzt, was zu Interesse bei Darlehensgebern und Unternehmen führen dürfte. Unser Ziel ist es, kleinen und mittleren Unternehmen in Süditalien mehr als 1,2 Milliarden Euro an neuen Finanzierungsmitteln zur Verfügung zu stellen, wobei die Strukturfondsmittel mit einer großen Hebelwirkung genutzt werden, die durch die innovativen Merkmale der KMU-Initiative ermöglicht wird.“
Funktionsweise der KMU-Initiative in Italien
Die in Italien genutzte KMU-Initiative beruht auf dem Finanzinstrument der Verbriefung bestehender Darlehen, um das Kapital von Banken und anderen Finanzintermediären zu entlasten, damit diese kleinen und mittleren Unternehmen weitere Darlehen gewähren können. Die vom Europäischen Investitionsfonds (EIF) ausgewählten Finanzintermediäre erhalten die Möglichkeit, solche Darlehensportfolios zu verbriefen, d. h. diese an eine Zweckgesellschaft auszulagern, die sich durch die Emission von forderungsbesicherten Wertpapieren (ABS, asset backed securities) refinanziert. Diese Wertpapiere werden dann von der EIB (vorrangige Tranche) und vom EIF (Mezzanine-Tranche) gezeichnet werden. Die Beteiligung von EIB und EIF aus eigenen Mitteln wird durch eine weitere Einschaltung des EIF möglich, der als Verwalter der Initiative einen Teil der nachrangigen (risikoreicheren) Wertpapiere zeichnen wird. Dafür nutzt er entweder die vom italienischen Staat zur Verfügung gestellten 202,5 Millionen Euro oder die im Rahmen des Programms COSME von der Europäischen Kommission bereitgestellten 4 Millionen Euro.
Statt aus dem Betrag von 202,5 Millionen Euro direkt Vorhaben von Unternehmen zu finanzieren, werden die nationalen Mittel als Katalysator für die EIB- und EIF-Mittel genutzt: Der italienische Staat übernimmt das Erstverlustrisiko des bestehenden Darlehensportfolios und ermöglicht es der EIB-Gruppe dadurch, eine weitere Milliarde Euro bereitzustellen. Dadurch entsteht ein positiver Hebeleffekt für die italienische Wirtschaft und eine effiziente Nutzung von EU-Mitteln.
Wie werden neue Finanzierungen für KMU in Süditalien konkret bereitgestellt? Dank der doppelten Rolle der ausgewählten Finanzintermediäre, bei denen durch die Verbriefung bestehender Darlehen Eigenkapital wieder frei wird, das für neue Finanzierungen unterlegt werden kann. Außerdem müssen diese dank der Verbesserung der Kapitalkennzahlen neue Darlehen an KMU (einschließlich Kleinstunternehmen) in den genannten acht Regionen im Betrag eines Vielfachen der eingesetzten öffentlichen Mittel gewähren. In der Praxis wird die kombinierte Verwendung von europäischen und italienischen Mitteln letztlich zu einem Hebeleffekt von eins zu sechs führen. Anstatt etwas mehr als 200 Millionen Euro erreichen neue Finanzierungen in Gesamthöhe von mindestens 1,2 Milliarden Euro die Wirtschaft.
In den nächsten Tagen wird der EIF einen Aufruf zur Interessensbekundung veröffentlichen, um die in Betracht kommenden Finanzintermediäre auszuwählen (Banken, Garantieeinrichtungen, Leasinggesellschaften).