Die Auslandspositionen der BIZ-Berichtsbanken in Mittel-, Ost- und Südosteuropa haben sich weitgehend stabilisiert, der Abbau von Risikoaktiva scheint größtenteils abgeschlossen, und die Banken verfolgen selektivere Strategien in der Region. Dies geht aus zwei neuen Berichten der Wiener Initiative hervor. Die Bestände an notleidenden Krediten in der Region sanken laut einem dritten Bericht in den zwölf Monaten bis Mitte 2016, belasten in einigen Ländern jedoch nach wie vor die einheimische Wirtschaft. Hier besteht also weiter Handlungsbedarf.

Die Wiener Initiative wurde auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise 2008/2009 als Plattform des privaten und öffentlichen Sektors eingerichtet, um in den mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern tätige Banken zu unterstützen. Heute befasst sich die Initiative mit Themen, die für den Finanzsektor in der Region besonders relevant sind, wie etwa notleidende Kredite, die Auswirkungen aufsichtsrechtlicher Reformen und Kapitalmarktentwicklungen.

Nach den Daten des jüngsten Deleveraging and Credit Monitor* reduzierten sich die Forderungen der BIZ-Berichtsbanken gegenüber den mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern in der zweiten Jahreshälfte 2016 leicht, und zwar um rund 0,5 Prozent des regionalen BIP (gegenüber 0,3 Prozent im ersten Halbjahr 2016). Nimmt man Russland und die Türkei heraus, beträgt der Rückgang nur 0,2 Prozent des BIP. Dies deutet darauf hin, dass der Abbau von Risikoaktiva in der Region insgesamt weitgehend abgeschlossen ist. Deutlich zugenommen hat laut Bericht die Finanzierung durch ausländische Banken in Albanien, in Bosnien und Herzegowina sowie in der Tschechischen Republik. Der höchste Rückgang war in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, in der Republik Moldau und in der Ukraine zu verzeichnen. Hauptgrund war hier die Abnahme der Forderungen an Banken.

Außerhalb der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) erholte sich die Kreditvergabe weiter, in den GUS-Staaten und der Türkei stabilisierte sie sich nach starkem Rückgang im unteren einstelligen Bereich. Die Einlagen nahmen in der gesamten Region weiter kräftig zu, sodass das Verhältnis der Ausleihungen zu den Einlagen allmählich sinkt. Der regionale Durchschnittswert lag im Januar 2017 bei 103 Prozent.

Wie aus der jüngsten Umfrage zum Kreditgeschäft der Banken in Mittel-, Ost- und Südosteuropa für den Zeitraum Oktober 2016 bis März 2017** hervorgeht, machen die internationalen Banken mit Blick auf die relative Rendite, das Marktpotenzial und die Positionierung weiterhin Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, in denen sie tätig sind. Die Kreditnachfrage nahm – größtenteils investitionsbedingt – weiter zu, während sich die Angebotsbedingungen nicht lockerten, sodass sich die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage stetig vergrößerte. Die konzernweite Aktivaqualität, inländische Kapitalknappheit und Veränderungen bei den aufsichtsrechtlichen Vorschriften wirkten sich negativ auf die Angebotspolitik der Tochtergesellschaften aus. Andererseits kann ein knapperes Angebot auch bedeuten, dass die meisten neuen Kredite verglichen mit vorherigen Kreditzyklen im Durchschnitt qualitativ besser sind.

Der Anteil der notleidenden Kredite ging bei den Tochtergesellschaften in der Region weiter zurück. Laut dem jüngsten, halbjährlich von der Wiener Initiative veröffentlichten NPL Monitor lag die Quote zum 30. Juni 2016 bei 7,1 Prozent nach 7,9 Prozent ein Jahr zuvor. In der Summe beliefen sich die Problemkredite auf 52,6 Milliarden Euro (8,2 Prozent weniger als im Vorjahr). Dies entsprach rund 4,3 Prozent des BIP. Hauptgrund für den Rückgang war, dass die Banken seit Juni 2015 notleidende Kredite im Umfang von 6,5 Milliarden Euro veräußerten, die über die letzten 18 Monate gut vom Markt absorbiert wurden.

Drei Länder in der Region (Ungarn, die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien und Slowenien) konnten seit Dezember 2015 ihren Anteil an notleidenden Krediten unter die Zehn-Prozent-Schwelle drücken. In sieben der 18 mittel-, ost- und südosteuropäischen Länder verharrt die Quote jedoch auf einem hohen Niveau von über zehn Prozent. Hier bleibt also noch viel zu tun. In vielen Ländern stehen der Abwicklung und Veräußerung notleidender Kredite Hindernisse im Wege, sodass es zur Vertiefung der Sekundärmärkte für diese Darlehen einer Reihe von Strukturreformen bedarf. Hierzu gehören beispielsweise ein neuer Rahmen für die außergerichtliche Kreditsanierung, ein strengeres Vollstreckungs- und Insolvenzrecht und die Beseitigung übertriebener Steuerhindernisse für die Abschreibung notleidender Kredite.



* Ein ausführlicher Bericht über die Entwicklungen in der zweiten Jahreshälfte 2016 wird am 11. Mai 2017 auf der Website der Wiener Initiative veröffentlicht.

** Ein ausführlicher Bericht über die Umfrage für die erste Jahreshälfte 2017 mit Kapiteln zu den einzelnen Ländern wird im Mai 2017 auf der Website der EIB (http://www.eib.org/about/economic-research/surveys.htm) und auf der Website der Wiener Initiative veröffentlicht.