Eine Delegation der Europäischen Investitionsbank (EIB) unter der Leitung von Pim van Ballekom, Vizepräsident der EIB, besuchte am Montag ein von der EIB mitfinanziertes Krankenhaus. Der Besuch fand anlässlich einer Reise statt, auf der neue Finanzierungsmöglichkeiten in Haiti erkundet werden sollen.
Die Unfallklinik Nap Kenbe von Ärzte ohne Grenzen wurde nach dem Erdbeben von 2010 in Tabarre in modularer Bauweise errichtet. Ihr Name bedeutet in der haitianischen Kreolsprache „bei guter Gesundheit bleiben“. Die EIB hatte den Bau mit 600 000 Euro unterstützt, ergänzt durch Spenden der Mitarbeiter der EIB-Gruppe in Höhe von insgesamt 51 357 Euro.
„Der Infrastrukturausbau ist ein vorrangiger Förderbereich für die EIB. Das Krankenhaus in Tabarre zeigt, was sich durch eine Partnerschaft für die Menschen vor Ort erreichen lässt. Noch heute kämpft Haiti mit den Folgen des Erdbebens, und die EIB sucht nach wie vor nach neuen Möglichkeiten, das Land beim Wiederaufbau zu unterstützen“, erklärte Pim van Ballekom, der unter anderem für Finanzierungen im karibischen Raum zuständig ist.
Mit dem Finanzierungsbeitrag der EIB konnte ein Teil des Krankenhauses, der etwa zwei Krankenzimmern entspricht, gebaut werden. Dies entspricht durchschnittlich 16 Krankenhausbetten, die seit fünf Jahren durchgehend belegt sind. Außerdem konnte ein Krankenwagen gekauft werden. Die Hilfe der EIB kommt hier direkt den Patienten zugute.
„Sieben Jahre nach dem Erdbeben ist die medizinische Versorgung in Haiti immer noch unzureichend. Ursprünglich waren 150 Operationen pro Monat geplant; mittlerweile werden in unseren vier Operationssälen monatlich bis zu 700 Eingriffe vorgenommen. Aber die Infrastruktur allein reicht nicht aus – auch das notwendige medizinische Material und Arbeitskräfte müssen verfügbar sein. Besonders der Fachkräftemangel stellt das Land vor eine Herausforderung, deswegen sind 18 nationale und 3 internationale Chirurgen Teil unseres Teams. Seit 2015 beteiligt sich Ärzte ohne Grenzen jedes Jahr an der Ausbildung von 16 Assistenzärzten. Bald sollen auch andere medizinische Mitarbeiter fortgebildet werden“, meinte Sebastien Libert, Einsatzleiter bei Ärzte ohne Grenzen.
Das aus Fertigcontainern errichtete Krankenhaus bietet den Einwohnern von Port-au-Prince – rund 2,7 Millionen Menschen – kostenlosen Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen und nimmt rund 680 Eingriffe pro Monat vor.
Die EIB unterstützte die Entwicklung und Wirtschaftstätigkeit im karibischen Raum mit Darlehen und Kapitalbeteiligungen in Höhe von insgesamt 1,7 Milliarden Euro. In Haiti vergab die EIB insgesamt 16 Millionen Euro für vier Vorhaben von KMU aus dem Privatsektor.