Getragen von einem robusten Wirtschaftsaufschwung und dem Abbau von Problemkrediten zieht das Kreditwachstum in Mittel-, Ost- und Südosteuropa wieder an. Dies belegen jüngste Studien der Wiener Initiative.
Wie aus dem aktuellen Deleveraging and Credit Monitor hervorgeht, ist die Kreditvergabe an den Privatsektor in der Region im Februar 2018 um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen – in Einklang mit einem starken BIP- und Investitionswachstum.
Die Kreditvergabe sowohl an private Haushalte als auch an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften nimmt wieder zu, wenn auch die Unternehmenskredite weiterhin nur schleppend wachsen. Einlagen aus dem Inland sind nach wie vor die Hauptrefinanzierungsquelle der Banken in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, die sich 2017 aber auch wieder ausländische Refinanzierungsquellen erschlossen.
Laut dem Bericht der Wiener Initiative haben westliche Banken in der Region den Abbau von Risikoaktiva offenbar abgeschlossen. Ihr Engagement blieb 2017 stabil bei rund 630 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht 15 Prozent des BIP der Region – der Spitzenwert im dritten Quartal 2008 lag bei 21 Prozent.
Mit Ausnahme Albaniens, der Tschechischen Republik, der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, Montenegros und der Türkei liegt die Finanzierungstätigkeit ausländischer Banken in den meisten Ländern immer noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau.
Gleichzeitig zeigt der im Mai 2018 veröffentlichte NPL Monitor for the CESEE region eine weitere Verbesserung bei den notleidenden Krediten. Ihr Volumen erreichte zum 30. September 2017 mit 42,8 Milliarden Euro den niedrigsten Stand seit sieben Jahren. Dies entspricht einem Rückgang um 15,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die durchschnittliche Quote der notleidenden Kredite in Mittel-, Ost- und Südosteuropa sank im Jahresvergleich um 1,4 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent. Allerdings weichen die Werte für die einzelnen Länder erheblich voneinander ab und reichen von 0,7 Prozent in Estland bis 14,8 Prozent in Albanien. 5 der 17 mittel-, ost- und südosteuropäischen Länder (Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien und Serbien) verzeichnen anhaltend hohe Quoten von über zehn Prozent an notleidenden Krediten. Gleichwohl hat sich 2017 auch in diesen Ländern die Lage verbessert.
Der Rückgang bei den notleidenden Krediten in der Region insgesamt ist hauptsächlich auf den Abbau von Problemkrediten in Polen (12,2 Milliarden Euro), der Tschechischen Republik (5,2 Milliarden Euro), Bulgarien (4,8 Milliarden Euro), Rumänien (4,6 Milliarden Euro) und Kroatien (4,4 Milliarden Euro) zurückzuführen. Die stärkste Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr erzielten Serbien, Albanien und Ungarn mit einem Rückgang des Anteils an notleidenden Krediten um 7,3, 6,5 bzw. 4,2 Prozentpunkte.
Neben der fortgesetzten Veräußerung notleidender Kredite trugen die wirtschaftliche Erholung und Strukturreformen wie strengere Abschreibungsrichtlinien und bessere Abwicklungsverfahren zum weiteren Abbau von Problemkrediten in der Region bei. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern sind nach wie vor erheblich, aber die meisten Länder haben ihre Reformen zur Beseitigung von Hürden für die Abwicklung und Veräußerung notleidender Kredite fortgesetzt.
Hinzu kommen eine ganze Reihe von Initiativen seitens der Gesetzgeber der Europäischen Union (EU). Sie dürften den Druck auf die mittel-, ost- und südosteuropäischen EU-Länder, europäische Best Practices zu übernehmen, weiter erhöhen.
Der CESEE Bank Lending Survey für den Zeitraum Oktober 2017 bis März 2018 zeigt positive Entwicklungen im Kreditmarkt. Angesichts positiverer Rentabilitätsziffern beurteilen die Bankengruppen ihre Positionierung in der Region als besser oder stabil.
Die regionalen Kreditangebotsbedingungen haben sich verbessert, hinken aber immer noch hinter der sehr robusten Nachfrage her. Bei den umfragegestützten qualitativen und quantitativen Indikatoren sind weitere Fortschritte zu verzeichnen, die die bereits positive aggregierte Nettokreditvergabe zusätzlich stützen dürften.
Strategisch setzen die Bankengruppen auf eine selektive Ausweitung des Geschäfts in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Dementsprechend erzielen die Geschäftsbereiche in der Region bei der großen Mehrheit der internationalen Bankengruppen nach eigenen Angaben eine höhere Rentabilität als die Gesamtgruppe.
Erstmals seit Beginn der Erhebung haben die Bankengruppen einen tendenziellen Anstieg ihres aggregierten Engagements in Mittel-, Ost- und Südosteuropa signalisiert. Die Banken in der Region geben erneut einen Anstieg der Nachfrage nach Krediten an. Damit hält die positive Entwicklung seit zehn aufeinanderfolgenden Halbjahren an. Gleichzeitig haben sich die Kreditangebotsbedingungen zum zweiten Mal in Folge innerhalb der letzten sechs Monate erkennbar gelockert.
Der Zugang zu Finanzierungsmitteln in Mittel-, Ost- und Südosteuropa hat sich weiter verbessert, wozu auch die internationalen Finanzierungsinstitutionen ihren Beitrag geleistet haben. Wie auch der NPL Monitor kommt der Bank Lending Survey zu dem Ergebnis, dass sich die von den Instituten ausgewiesenen Quoten an notleidenden Krediten weiter verbessern.