Auf der Konferenz „Unser Ozean“ in Nusa Dua auf Bali ist heute erstmals ein globaler Rahmen für die Finanzierung einer nachhaltigen Meereswirtschaft vereinbart worden.
Die Finanzierungsgrundsätze für eine nachhaltige blaue Wirtschaft (Sustainable Blue Economy Finance Principles) wurden gemeinsam von der Europäischen Kommission, dem WWF, dem World Resources Institute (WRI) und der Europäischen Investitionsbank (EIB) entwickelt. Was vor knapp einem Jahr als Selbstverpflichtung von einem Dutzend Finanzinstituten und anderen Schlüsselakteuren auf den Weg gebracht wurde, soll nun zum Maßstab werden für nachhaltige Investitionen in die Meereswirtschaft – die sogenannte „blaue Wirtschaft“.
Nachhaltigkeit auf die Agenda der Unternehmen bringen
Die Belastungen für die maritimen Ökosysteme nehmen stetig zu. Handeln tut not, um den Trend umzukehren, denn die blaue Wirtschaft dürfte in den nächsten zehn Jahren auf das Doppelte wachsen. Nachhaltige Finanzierung ist eine wirkungsvolle Lösung. Durch die Einbindung von Investoren, Versicherungen und Banken bringen die neuen Finanzierungsgrundsätze Nachhaltigkeit auf die Agenda der Unternehmensspitzen in allen Bereichen der Meereswirtschaft, von der Schifffahrt über Fischerei, Aquakultur und Tourismus bis hin zur Energiewirtschaft und Biotechnologie.
Für die praktische Umsetzung der Grundsätze wird ein IT-Tool entwickelt, mit dem Investmentmanager ermitteln können, ob ihre Investitionsentscheidungen überprüfbar nachhaltig sind. Nach Überzeugung der an der Entwicklung der Grundsätze beteiligten Organisationen wird die Praxis zeigen, wie sich Rentabilität mit ökologischer und sozialer Verantwortung in Einklang bringen lässt. Sie wird auch zeigen, wie das UN-Entwicklungsziel 14 – „Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen“ – erreicht werden kann.
Breite internationale Unterstützung
Die Grundsätze sollen Teil einer neuen Finanzierungsinitiative für eine nachhaltige blaue Wirtschaft werden, die von der federführenden UN Environment Finance Initiative (UNEP FI), der Europäische Kommission, dem WWF und der EIB angestoßen wurde. Die für 2019 geplante Initiative soll Anschubhilfe von der Europäischen Kommission erhalten.
Die Grundsätze werden von den großen internationalen Organisationen für nachhaltige Finanzierung befürwortet, darunter UNEP FI als Initiator der Grundsätze für nachhaltige Versicherungen (Principles for Sustainable Insurance) und Weltbank.
Eine Vielzahl von Finanzinstituten und anderen Akteuren haben bereits Unterstützung für die Initiative zugesagt, darunter Alimentos Ventures, Aloe Private Equity, Althelia Ecosphere, Bonafide Ltd., Boston Common Asset Management, Fishing Accelerator, Greenbackers Investment Capital, die International Capital Market Association, Investas – Association luxembourgeoise des investisseurs privés, Mermaid Investments, Ocean Assets Institute, die Ocean Data Alliance, Pure Salmon, The Nature Conservancy, Rockefeller Asset Management, SeaAhead, SKY – Ocean Rescue Fund und 8F Asset Management.
Es wird erwartet, dass weitere Institutionen sich anschließen, wenn die beim UNEP angesiedelte Initiative im kommenden Jahr an den Start geht. Interessierte Organisationen können sich schon jetzt unter https://ec.europa.eu/maritimeaffairs/befp informieren.
Was die Initiatoren über die Grundsätze sagen
Pavan Sukhdev, Präsident des WWF International: „Die Grundsätze bieten eine wertvolle Orientierungshilfe. Ohne sie besteht ein echtes Risiko, dass fehlgelenkte Investitionen eine nicht nachhaltige Meeres- und Küstenentwicklung fördern. Das würde die marinen Ökosysteme und damit die Ressourcengrundlage, von der unser künftiges Wohlergehen abhängt, weiter angreifen. Wir freuen uns, dass sich jetzt mehr und mehr fortschrittliche Institutionen und Unternehmen mit der Unterzeichnung dieser Grundsätze für gesunde Ozeane und eine nachhaltige blaue Wirtschaft einsetzen.“
Karmenu Vella, EU-Kommissar für Umwelt, maritime Angelegenheiten und Fischerei: „Die Europäische Union hat den Aufbau eines Finanzsystems, das nachhaltiges Wachstum fördert, maßgeblich vorangetrieben. Das gilt auch für die Entwicklung der Finanzierungsgrundsätze für eine nachhaltige blaue Wirtschaft. Die Zusammenarbeit mit dem UNEP wird dafür sorgen, dass diese Grundsätze in der Praxis angewandt werden. Sie werden einen wichtigen Beitrag zu einer besseren globalen Meerespolitik leisten.“
UNEP-Exekutivdirektor Erik Solheim: „Das UNEP hat in langjähriger Zusammenarbeit mit Banken, Versicherungen und Investoren wegweisende Rahmenwerke und Initiativen für die Finanzierung einer widerstandsfähigen, inklusiven und nachhaltigen Weltwirtschaft auf den Weg gebracht. Beispiele dafür sind die Grundsätze für verantwortliche Investitionen 2006, die Grundsätze für nachhaltige Versicherungen 2012 und die Grundsätze für verantwortliche Bankgeschäfte, die im nächsten Jahr verabschiedet werden sollen. Mit Blick auf die wachsende Gefährdung der Ozeane durch Überfischung und Plastikmüll, durch die Zerstörung von Korallenriffen und durch Versauerung kommt diese gemeinsame Initiative für die Finanzierung einer nachhaltigen blauen Wirtschaft nicht nur zur rechten Zeit und ergänzend zu anderen Bemühungen – sie ist dringend geboten und absolut notwendig.“
Jonathan Taylor, Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank: „Kooperation ist der Schlüssel, um globale Herausforderungen zu bewältigen und unsere gemeinsamen natürlichen Ressourcen wie die Ozeane zu schützen. Die Europäische Investitionsbank hat zusammen mit ihren Partnern die Finanzierungsgrundsätze für eine nachhaltige blaue Wirtschaft vorangebracht, um Investitionen in diesen Schlüsselsektor zu fördern. Wir freuen uns, dass das UNEP die Grundsätze unterstützt und mit für deren erfolgreiche Umsetzung sorgen wird. Die EIB wird auch in Zukunft privates Kapital für eine nachhaltige blaue Wirtschaft mobilisieren. Das ist notwendig, um die Lebensgrundlage von über drei Milliarden Menschen zu sichern.“