- Die Finanzierung wird durch die Investitionsoffensive für Europa besichert. Weitere Mittel stammen aus dem EU-Programm EUROfusion, mit dem die EU bis 2050 sichere, saubere Kernfusionsenergie erzeugen will
- Eine Vereinbarung mit der Region Latium ermöglicht die Entwicklung des neuen internationalen Wissenschaftszentrums in Frascati
- 1 500 neue Arbeitsplätze sollen entstehen, darunter 500 im Bereich Wissenschaft und Technik. Die Impulse für die italienische Volkswirtschaft liegen bei zwei Milliarden Euro
Die EU kann bei ihrem Forschungsprojekt, mit dem sie bis 2050 sichere und saubere Kernfusionsenergie erzeugen will, künftig auf eine wegweisende Versuchsanlage in Italien zählen: die Divertor-Tokamak-Testanlage (DTT) der italienischen Agentur für neue Technologien, Energie und Nachhaltige Entwicklung (ENEA). Dank der Finanzierung der EIB und der Unterstützung der Region Latium kann die Anlage nun gebaut werden, wie beide Einrichtungen heute bekannt gaben. Die Europäische Investitionsbank stellt im Rahmen des Juncker-Plans der Europäischen Kommission 250 Millionen Euro für die Schaffung des neuen Wissenschafts- und Technologiezentrums der ENEA bereit. Die Gesamtinvestitionen in die Anlage belaufen sich auf 500 Millionen Euro. Standort ist Frascati, in der Nähe von Rom, nachdem mit der Region Latium eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet werden konnte. Einen Teil der Finanzierung übernimmt das Konsortium EUROfusion, das 2014 von der Europäischen Union gegründet wurde, um sichere und saubere Fusionsenergie zu erzeugen.
Das Projekt wurde nun in Rom vorgestellt. Beteiligt waren der Präsident der ENEA, Federico Testa, EIB-Vizepräsident Dario Scannapieco, der Vizepräsident der Region Latium, Daniele Leodori, der Leiter von EUROfusion, Ambrogio Fasoli, und die Referatsleiterin der Euratom-Forschung der Europäischen Kommission, Elena Righi Steele.
Die DTT-Anlage soll Antworten auf zentrale wissenschaftliche und technische Fragen im Bereich der Kernfusion liefern, insbesondere auf die Frage, wie sich die enorme Menge an erzeugter Wärme kontrollieren lässt. Neben den 250 Millionen Euro, die die EIB im Rahmen einer Garantie des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI, das Kernstück des Juncker-Plans) bereitstellt, erhält die Anlage weitere Mittel: 60 Millionen Euro von EUROfusion im Rahmen der Horizont-2020-Finanzierung, jeweils 40 Millionen Euro vom italienischen Ministerium für Bildung, Hochschulwesen und Forschung (MIUR) und vom Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung (MISE) sowie 25 Millionen Euro von der Region Latium.
Vor allem die weltweite wissenschaftliche Forschung im Bereich bestehender Großprojekte wird von dem Projekt profitieren, aber auch die italienische Wirtschaft. Rund 1 500 Fachleute aus Wissenschaft und Technik werden an dem Projekt beteiligt sein (davon 500 direkt), und die Auswirkungen auf das italienische Bruttoinlandsprodukt (BIP) werden bei etwa zwei Milliarden Euro liegen. Aufgrund der Zusammenarbeit mit italienischen und europäischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen werden außerdem neue Wissenschaftler- und Forschergenerationen aus aller Welt an dem Projekt arbeiten.
Federico Testa, Präsident der ENEA: „Dieses einzigartige Projekt kombiniert bedeutende Forschung mit technischem Fortschritt, Entwicklung und industrieller Wettbewerbsfähigkeit und wird auch rein wirtschaftlich mit mehr als zwei Milliarden Euro erhebliche Auswirkungen haben. Seine Umsetzung ist ein großer Erfolg, da das Projekt Antworten auf komplexe Fragen des Fusionsprozesses liefern wird. Italien bestätigt damit seine Führungsrolle in diesem Bereich – dank seiner brillanten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, denen es gelungen ist, mit den beteiligten hochmodernen Industrien einen enorm wichtigen Sektor zu schaffen. Italienische Unternehmen haben bereits Verträge im Volumen von mehr als 1,2 Milliarden Euro in diesem Bereich abgeschlossen.“
EIB-Vizepräsident Dario Scannapieco: „Das Projekt der ENEA zeichnet sich durch zwei für Europa wesentliche Aspekte aus: Es ist innovativ, und es bekämpft den Klimawandel. Auf beiden Gebieten müssen wir mehr tun, wenn wir der Zukunft der Erde mit Hoffnung und Zuversicht entgegensehen wollen. Wir müssen uns verantwortungsvoll auf die langfristige Entwicklung konzentrieren, ohne die unmittelbare Zukunft zu fürchten, die allzu oft die Verteilung der finanziellen Ressourcen beeinflusst. Ich bin stolz darauf, dass die EIB einen großen Teil der Finanzierung der neuen Anlage in Frascati übernimmt.“
Miguel Arias Cañete, EU-Kommissar für Klimaschutz und Energie: „Wenn wir bis 2050 ein klimaneutrales Europa erreichen wollen, müssen wir weiter in neue technische Lösungen investieren. Die Kernfusion ist eine potenzielle Quelle sicherer, CO2-freier und praktisch unerschöpflicher Energie. Wenn uns in dieser Technologie der Durchbruch gelingt, könnte dies unsere Bemühungen, Europa zur ersten bedeutenden klimaneutralen Volkswirtschaft zu machen, erheblich stärken. Mit der heutigen Investitionsentscheidung kommen wir diesem Ziel einen Schritt näher.“