Die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Banco de Desenvolvimento de Minas Gerais (BDMG) haben beim Finance in Common Summit Kredite für kleine und mittlere brasilianische Unternehmen in der Coronapandemie angekündigt.
Mit der neuen Vereinbarung wird der Vertrag zum Rahmendarlehen BDMG CLIMATE ACTION II aus dem Jahr 2019 geändert. Angesichts der Covid-19-Krise in Brasilien und Lateinamerika insgesamt ermöglichen die beiden Institute mehr Flexibilität, indem sie die Förderkriterien des 100-Millionen-Euro-Darlehens zugunsten einer beschleunigten Kreditvergabe an Privatunternehmen erweitern. Kleinstunternehmen ebenso wie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im ganzen Land sollen einfacher Zugang zu Krediten von insgesamt 30 Millionen Euro bekommen.
Die EIB und die BDMG fördern bislang verschiedene Klimaschutzprojekte in Brasilien (Fotovoltaik, kleine Wasserkraftprojekte, andere erneuerbare Energien). Vor dem Hintergrund der Coronapandemie haben sie ihre Partnerschaft angepasst. Sie wollen KMU in dieser neuen, schwierigen Situation mit schnelleren Kreditauszahlungen beispringen.
Ricardo Mourinho Félix, EIB-Vizepräsident mit Aufsicht über die Finanzierungen der Bank in Lateinamerika: „Wir freuen uns, zusätzliche finanzielle Unterstützung für coronageschädigte kleine Unternehmen in Brasilien bereitstellen zu können. Vor allem in schwierigen Zeiten wie diesen ist es wichtig, unternehmerische Initiativen zu unterstützen, um nachhaltiges, gerechtes Wachstum zu forcieren. Mit ihrer Corona-Antwort will die EIB erreichen, dass das Geld zügig von der BDMG abgerufen und an brasilianische Betriebe weitergeleitet wird. Die Vereinbarung bekräftigt unsere Prioritäten in Lateinamerika. Wir unterstützen produktive Investitionen, um ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu ermöglichen, an dem alle teilhaben.“
Sergio Gusmão Suchodolski, CEO der BDMG: „Angesichts des schwierigen Umfelds infolge der Pandemie hat die BDMG ihre Partnerschaften und ihre Strategie zur Mitteldiversifizierung intensiviert. Wir pflegen eine dynamischere Zusammenarbeit zu multilateralen Entwicklungsbanken wie der EIB. 2019 haben wir mit diesem wichtigen Partner ein Rahmendarlehen über 100 Millionen Euro für Klimaprojekte vereinbart. Indem wir einen Teil dieses Geldes jetzt flexibler nutzen, können wir unsere Sofortprogramme erweitern und kleine und mittlere Unternehmen mit zusätzlicher Liquidität versorgen. Das sichert Jobs und eine antizyklische Entlastung für den Bundesstaat Minas Gerais. Die zusätzliche Flexibilität ist ein wichtiger Schritt, um unsere Partnerschaft zu vertiefen und in dieser weltweit schwierigen Situation zu einer nachhaltigen, chancengerechten Entwicklung beizutragen.“
Ignacio Ybáñez Rubio, EU-Botschafter in Brasilien: „Die EU und ihre Mitgliedstaaten haben sich die Unterstützung von privaten Unternehmen und vor allem von KMU auf die Fahne geschrieben – denn sie gelten als wichtiger Jobmotor. Auch bei der Zusammenarbeit mit Partnerländern spielt diese Zielsetzung eine zentrale Rolle. Im aktuellen Pandemiekontext ist es wichtiger denn je, sich im Sinne einer nachhaltigen Erholung abzustimmen und die impliziten negativen sozioökonomischen Konsequenzen einer Konjunkturabschwächung maximal abzufedern. Wir sind stolz, dass wir das Darlehen von Anfang an unterstützt haben. Es ist Teil des Außenmandats der EIB, zu dem auch eine Garantie der EU gehört. Zusätzlich zur Klimapriorität der ursprünglichen Vereinbarung im Sinne des Grünen Deals eröffnet die neue Vereinbarung die Möglichkeit, einen Teil der genehmigten Mittel für wichtige Projekte in einer Vielzahl von Sektoren einzusetzen, in denen brasilianische KMU tätig sind.“
Die globale Antwort der EIB auf Covid-19
Die gezielte Unterstützung der brasilianischen Wirtschaft in der Covid-19-Krise ist Teil des 20-Milliarden-Euro-Hilfspakets, mit dem die EIB weltweit gegen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie angehen will.
EU-Garantien und UN-Nachhaltigkeitsziele
Die Bank der EU stellt die Gelder, die bis zu 75 Prozent der endgültigen Projektkosten decken, im Rahmen ihres Finanzierungsmandats für Lateinamerika 2014-2020 bereit. Daher ist das Darlehen durch die EU-Garantie besichert. Die EIB unterstützt mit ihrer Finanzierung die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Sie sichert den Zugang zu bezahlbarer, zuverlässiger, nachhaltiger und moderner Energie und bekämpft gleichzeitig den Klimawandel.
Finanzierungstätigkeit der EIB in Lateinamerika
Die EU ist der größte Investor und der zweitgrößte Handelspartner Lateinamerikas und trägt damit wesentlich zur Entwicklung in der Region bei. Als Bank der EU unterstützt die EIB die Beziehungen der EU zu Lateinamerika durch die Finanzierung von Projekten, die zu den außenpolitischen Zielen der EU beitragen: Entwicklung der Wirtschafts-, Umwelt- und Sozialinfrastruktur, Entwicklung des Privatsektors sowie Bekämpfung der Ursachen des Klimawandels und Klimaanpassung.
In Lateinamerika ist die EIB ein wichtiger Geldgeber für Erneuerbare-Energien- und Energieeffizienz-Projekte. Im Zeitraum 2013–2018 unterzeichnete sie in der Region Finanzierungen von über 880 Millionen Euro. Für die EIB hat der Kampf gegen die Ursachen und Folgen des Klimawandels Priorität in der Region. Deshalb finanziert die Bank der EU vor allem Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz und nachhaltiger öffentlicher Verkehr. Zur Anpassung der Region an die Folgen des Klimawandels unterstützt die Bank die Modernisierung der bestehenden Infrastruktur, damit sie den direkten und indirekten Auswirkungen unbeständigerer und unvorhersehbarer Wetterverhältnisse besser standhält. 2019 förderte die EIB den Klimaschutz und die nachhaltige Entwicklung in Lateinamerika mit neun Finanzierungen von insgesamt 825 Millionen Euro – nie zuvor hat die Bank in einem Jahr so viele Projekte in der Region unterstützt.
Finance in Common Summit
Der Finance in Common Summit – das erste Treffen öffentlicher Entwicklungsbanken aus aller Welt – befasst sich mit der Frage, wie öffentliche Entwicklungsbanken das globale Finanzsystem beeinflussen können, um unsere Erde und unsere Gesellschaften besser zu schützen. Er findet am Rande des Pariser Friedensforums statt, kurz vor dem G20-Gipfel in Riad (21. bis 22. November) sowie dem fünften Jahrestag des Pariser Abkommens und des COP 21. Als Forum-Partner trägt der Finance in Common Summit zur Aktionsdekade des UN-Generalsekretärs zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele bei.