- Studie empfiehlt ambitioniertere 5G-Investitionen in Europa
- Europäischen Projekten für 5G-Anwendungen und -Geschäftsmodelle fehlt es an öffentlicher und privater Finanzierung
- USA und Asien investieren mehr in 5G als Europa
Der schnelle Aufbau von 5G-Infrastruktur ist ein zentrales Element im allgemeinen Ringen um die Kontrolle über die Industrien der Zukunft geworden. Zudem wird der Aufbau von 5G-Netzen mit all den Vorteilen, die diese Netze für die Wirtschaftsakteure bieten, immer dringlicher, weil die globale Covid-19-Pandemie den Digitalisierungsdruck verstärkt. Europa droht dabei allerdings hinter seine globalen Wettbewerber zurückzufallen.
Vor diesem Hintergrund haben die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Europäische Kommission (im Rahmen ihres gemeinsamen Programms InnovFin Advisory) eine neue Studie veröffentlicht. Darin weisen sie darauf hin, dass Europa deutlich mehr in innovative 5G-Projekte investieren muss, um das Potenzial der neuen Technik voll auszuschöpfen. In der Studie wurde erstmals umfassend analysiert, inwieweit die EU in der Lage ist, den technischen und industriellen Wandel sowie die Innovationen als Folge der 5G-Technologie zu finanzieren.
Zum Bericht: Accelerating the 5G transition in Europe – How to boost investments in transformative 5G solutions
Zur Zusammenfassung
Die Studie zeigt, dass bei der Risikokapitalfinanzierung für das 5G-Innovationsökosystem eine erhebliche jährliche Lücke von 4,6–6,6 Milliarden Euro zwischen Europa und den Vereinigten Staaten klafft. Dies gefährdet eine schnelle 5G-Entwicklung in Europa, das angesichts der ungewissen Erholungsaussichten nach der Pandemie im Rennen um die 5G-Vorherrschaft zurückzufallen droht.
5G-Innovationen sind ein Schlüssel für Europa, um Wettbewerbsfähigkeit, Innovationen und Wirtschaftswachstum voranzutreiben und gleichzeitig seine strategische digitale Autonomie zu wahren. Daher muss Europa deutlich mehr in das digitale und das 5G-Innovationsökosystem investieren. Nur so kann es im weltweiten Wettlauf um die 5G-Technologie einen Spitzenplatz behaupten. Laut der Studie sind stärkere Eigenkapitalinvestitionen in digitale Start-ups – sowohl in der Früh- als auch in der Wachstumsphase – entscheidend, um 5G-Technologien weiter zu entwickeln und einzuführen.
Teresa Czerwińska, EIB-Vizepräsidentin mit Aufsicht über den Bereich Innovation und digitale Wirtschaft: „Vor allem kleinere Unternehmen profitieren vom Übergang zur 5G-Technologie. Wir müssen ihre Agilität und Kreativität nutzen, damit Europa die enormen Chancen und neuen Wachstumsmöglichkeiten, die 5G bietet, nicht verpasst. Als internationale Finanzierungseinrichtung mit dem größten Portfolio im Bereich Digitalisierung steht die EIB-Gruppe bereit, zusammen mit allen Stakeholdern das nötige Kapital und die entsprechende Beratung aufzubieten, damit die EU das Potenzial von 5G-Innovationen voll ausschöpfen kann.“
Die Studie zeigt empirisch auf, wo die Schwierigkeiten liegen: Es muss ein Scale-up von führenden innovativen Unternehmen geschafft und sichergestellt werden, dass diese Unternehmen in Europa wachsen können. Eine wichtige Empfehlung lautet, ausreichend öffentliches Kapital für das 5G-Ökosystem bereitzustellen, sowohl aus nationalen Haushalten als auch aus EU-Programmen wie der Aufbau- und Resilienzfazilität und InvestEU. So können zusätzliche Investitionen des Privatsektors mobilisiert werden. Öffentliche Investitionen sind am effektivsten, wenn sie von einer gemeinsamen Binnenmarktstrategie flankiert werden. Dies fördert europaweit Homogenität und Standardisierung.
Eine Finanzierungsstrategie für 5G auf EU-Ebene sollte Synergien maximieren zwischen den erheblichen Investitionen auf der Angebotsseite und den Investitionen auf der Nachfrageseite in neue Dienstleistungen und Lösungen, die auf der 5G-Konnektivität basieren. Eine weitere Erkenntnis der Studie ist, dass KMU und Start-ups über die verfügbaren Finanzierungsmöglichkeiten für 5G-Projekte in Europa kaum informiert sind. Die Europäische Kommission wird die Ergebnisse und Empfehlungen der Studie berücksichtigen, wenn sie Maßnahmen ergreift, um die aufgezeigten Herausforderungen anzugehen und Möglichkeiten für die Risikokapitalfinanzierung von 5G in Europa zu schaffen.
Marktpotenzial von 5G: Prognostizierte IKT-Umsätze nach 5G-gestützten und anderen Technologien
[Quelle: Axon Consulting auf der Grundlage eines Berichts von Ericsson50]
Das InnovFin-Programm
InnovFin – EU-Mittel für Innovationen ist eine gemeinsame Initiative der Europäischen Investitionsbank-Gruppe (EIB und EIF) und der Europäischen Kommission im Rahmen von Horizont 2020. InnovFin soll innovativen Unternehmen und Einrichtungen in Europa leichter und schneller Zugang zu Kapital ermöglichen. Hier geht es zu den Produkten des InnovFin-Programms
InnovFin – Beratung hilft förderfähigen öffentlichen und privaten Partnern, große und komplexe Innovationsprojekte mit hohem langfristigem Investitionsbedarf bankfähig und für Investoren interessant zu machen.