- Werner Hoyer begrüßt Fokus der italienischen G20-Präsidentschaft auf Ernährungssicherheit beim Aufbau nach Corona
- EIB unterstützt UN-Entwicklungsziele auf lokaler Ebene im Rahmen von Team Europe und internationalen Initiativen
Werner Hoyer, Präsident der Europäischen Investitionsbank (EIB) hat bei seiner Teilnahme am ersten gemeinsamen Treffen der G20-Außen- und Entwicklungsministerinnen und ‑minister den Fokus der italienischen G20-Präsidentschaft auf die UN-Entwicklungsziele begrüßt.
Hoyer erklärte auf dem Treffen zu Entwicklungsthemen im italienischen Matera, die EIB werde als Bank der 27 EU-Mitgliedstaaten den G20 künftig noch stärker dabei helfen, bis 2030 das Ziel „Kein Hunger“ zu erreichen. Dazu sollten auch die Städte und Gemeinden in Entwicklungs- und Schwellenländern in die Lage versetzt werden, die UN-Ziele für die Menschen vor Ort umzusetzen.
Anlass für die heutigen Gespräche unter der Leitung des italienischen Außenministers Luigi Di Maio und der stellvertretenden Ministerin für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit Marina Sereni war die Sorge, dass durch die Pandemie die Agenda für nachhaltige Entwicklung aus dem Blickfeld rücken könnte.
EIB-Präsident Werner Hoyer:
„Ich begrüße den Fokus der G20-Präsidentschaft auf die Agenda für nachhaltige Entwicklung, die im Mittelpunkt unseres Auftrags als Bank der EU steht. Wir können nicht zulassen, dass unsere Anstrengungen für die UN-Nachhaltigkeitsziele an Covid-19 scheitern.
Die Stärke der EIB ist: Wir bewirken echte Verbesserungen vor Ort – mit jedem Euro, der in unsere Projekte fließt. Das wollen wir weiter ausbauen und dazu als Geldgeber unsere Brückenfunktion zwischen der EU-Politik und den Projekten vor Ort nutzen. Damit reagieren wir auf den wachsenden Wunsch nach einer engeren Partnerschaft zwischen Europa und anderen Teilen der Welt.
Die Erholung von der Pandemie wird mit tiefgreifenden Transformationen einhergehen: politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und demografischen. Die Entwicklungsländer brauchen dafür einen wesentlich besseren Zugang zu Energie, Wasser und Nahrungsmitteln. Wenn wir zusehen, wie sie das mit den heutigen Produktionsmethoden und ‑technologien erreichen, können wir die UN-Nachhaltigkeitsziele und die Pariser Klimaziele abschreiben. Alternativ können wir aus früheren Transformationen lernen, klar den Sinn und Zweck vermitteln und aktive Unterstützung bieten.“
Präsident Hoyer verwies auch auf die vielversprechende neue Finanzierungsplattform SHIRA (Sustainable Healthcare Industry for Resilience in Africa). Sie soll das Gesundheitswesen in Afrika stärken und krisenfester machen und dazu die Finanzierung privater Investitionen in medizinische Produktions- und Lieferkapazitäten sowie Gesundheitsleistungen erleichtern.
SHIRA wurde Anfang Juni im Rahmen der Team-Europe-Initiative von der EIB und den europäischen Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen in Kooperation mit der Afrikanischen Entwicklungsbank ins Leben gerufen.
Zum Thema Ernährungssicherheit sagte Präsident Hoyer: „Heute sehen wir in manchen Gebieten eine nicht nachhaltige Ausweitung und Intensivierung der Landwirtschaft, der andernorts Schwierigkeiten bei der Umverteilung und verlässlichen Produktion von Nahrungsmitteln gegenüberstehen. Hinzu kommt, dass der Klimawandel das natürliche Potenzial von Land und Meer zur nachhaltigen Erzeugung von Lebensmitteln und Biomasse stark beeinträchtigt.
Dabei kann uns eine nachhaltige Bioökonomie hervorragend bei der Dekarbonisierung helfen und zu relativ geringen Kosten große Mengen an Treibhausgasen binden. Wir sollten nicht vergessen, dass unser globales BIP zu 50 Prozent von Naturgütern und Biodiversität abhängt.
Neben ihrer ökologischen Bedeutung sind die ländliche Entwicklung und die Bioökonomie von zentraler Bedeutung, um die soziale und wirtschaftliche Kluft auf regionaler und internationaler Ebene zu verringern. Die EIB hat in den letzten fünf Jahren 33 Milliarden Euro für die nachhaltige Bioökonomie bereitgestellt.
Wir fördern Projekte für eine bessere Lebensmittelqualität und ‑sicherheit, nachhaltige und inklusive ländliche Entwicklung, klimasmarte Produktion, Innovation, Ressourceneffizienz und Forstwirtschaft. Dafür bieten wir ein breites Spektrum von Finanzierungsinstrumenten und parallelen Programmen für technische Hilfe.“
Bei den heutigen Gesprächen in Matera ging es auch um die zentrale Rolle von Städten vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern für das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele und der Pariser Klimaziele. Als Klimabank der EU arbeitet die EIB mit verschiedenen Initiativen zusammen, um Finanzierungshürden und technische Hindernisse auszuräumen, die Städten im Wege stehen. Ein Beispiel ist der City Climate Finance Gap Fund – eine gemeinsame Initiative von EIB, Weltbank, Luxemburg, Deutschland und Städtenetzwerken wie dem globalen Konvent der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, um vor Ort in Entwicklungsländern transformative Klimaprojekte auf den Weg zu bringen.
Präsident Hoyer dazu: „Wir brauchen innovative Lösungen – im großen Maßstab. Das gilt für die Digitalisierung wie für den Klimaschutz. Und besonders auch für Behörden, die für die Menschen vor Ort arbeiten. Da geht es um mehr als nur Geld. Es geht auch um den Aufbau von Kompetenzen, damit aus Ideen tragfähige Projekte werden. Dabei müssen wir helfen! Deshalb haben wir zusammen mit der Weltbank, den Regierungen von Deutschland und Luxemburg sowie dem globalen Konvent der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister den City Climate Finance Gap Fund geschaffen, der Städte in Entwicklungsländern bei Klimaprojekten unterstützt.“
Hintergrundinformationen
Die Europäische Investitionsbank
In den letzten zehn Jahren hat die EIB außerhalb der Europäischen Union 78 Milliarden Euro vergeben, davon 26,6 Milliarden Euro in Afrika. 2020 erreichten ihre Finanzierungen in Afrika mit der Unterzeichnung von fünf Milliarden Euro ein Rekordvolumen – die Hälfte davon ging an den Privatsektor. Über 70 Prozent der Investitionen in Subsahara-Afrika kamen am wenigsten entwickelten Ländern und fragilen Staaten zugute. Die EIB unterstützt Projekte, die Armut verringern, das Klima schützen und die Krisenfestigkeit und Gendergerechtigkeit fördern.
Mit unserem Beitrag zu Team Europe, der Kommissionsinitiative gegen Covid-19, mobilisieren wir weltweit bis zu 7,3 Milliarden Euro für unsere Partnerländer.
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