- Umfrage unter 78 Banken bestätigt Widerstandsfähigkeit der afrikanischen Finanzsektoren gegenüber Coronafolgen
- Künftige Unternehmensinvestitionen durch geringere Nachfrage und Aktivaqualität gefährdet
- Afrikanische Banken setzen auf digitale Technologien und grüne Finanzierungen
- 80 Prozent der afrikanischen Banken berücksichtigen bei Krediten die Klimarisiken
- 42 Prozent haben Teams für Erneuerbare-Energien-Finanzierungen
Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat heute eine in ihrer Art einmalige Analyse der Coronaauswirkungen auf Finanzierungen in Afrika veröffentlicht. Der Bericht „Finance in Africa 2021“ enthält die Ergebnisse einer Umfrage unter 78 führenden Banken und Finanzinstituten in Afrika südlich der Sahara. Untersucht wurde, wie sich die Pandemie auf das Bankgeschäft und die Kreditvergabe an Unternehmen auswirkt, wie der afrikanische Finanzsektor die digitale Revolution für sich nutzt und welche Herausforderungen und Chancen grüne Finanzierungen für die Banken mit sich bringen.
EIB-Vizepräsident Thomas Östros: „Den afrikanischen Banken kommt beim Zugang zu Finanzierungen für den Privatsektor und den Klimaschutz eine entscheidende Rolle zu. Sie wissen auch, dass die Coronapandemie noch nie da gewesene Herausforderungen mit sich bringt. Die Europäische Investitionsbank will wegweisende private und öffentliche Investitionen fördern und dafür eng mit Partnern des Finanzsektors auf dem gesamten Kontinent zusammenarbeiten. Das wertvolle Feedback von 78 führenden afrikanischen Instituten zeigt sowohl die Widerstandsfähigkeit des afrikanischen Finanzsektors als auch dessen Aufgeschlossenheit gegenüber der Digitalisierung. Außerdem geht der Bericht auf drohende Risiken ein, die künftige Finanzierungen für Unternehmenswachstum, erneuerbare Energien und die Erholung von der Pandemie gefährden könnten. Ich freue mich darauf, nächste Woche in Kigali und Nairobi darüber zu sprechen, wie die EIB ihre Zusammenarbeit mit afrikanischen Bankpartnern in Kigali und Nairobi weiter vertiefen kann.“
Der Bericht „Finance in Africa 2021“ wurde mithilfe der Initiative Making Finance Work 4 Africa erstellt. Dies ist die sechste Analyse des afrikanischen Finanzsektors durch die Europäische Investitionsbank, die größte supranationale Bank, deren Anteilseigner die 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind. Der neue Bericht beleuchtet, wie der Zugang zu Finanzmitteln, den Banken, Mikrofinanzierer und Private-Equity-Investoren boten, beeinträchtigt wurde und welche langfristigen Trends sich auf Investitionen des Privatsektors auswirken könnten.
Langfristige Auswirkungen der Pandemie auf Finanzierungen im afrikanischen Privatsektor
Nach einer umfassenden Analyse der Coronafolgen für Finanzintermediäre – basierend auf einer Umfrage über Bankkredite auf dem Kontinent – ist Afrikas Finanzsektor stabil geblieben. Jedoch werden sich Privatsektorfinanzierungen langsamer erholen. Besonders schwer hat es kleine und kleinste Unternehmen getroffen.
Laut der Umfrage sind fast 50 Prozent der afrikanischen Banken vor allem besorgt über die Qualität der vorhandenen Aktiva, und über 20 Prozent sorgen sich am meisten über die geringere Nachfrage nach Finanzierungen und das steigende Risiko bei künftigen Krediten.
Afrikas Finanzsektoren haben sich in der Coronakrise bemerkenswert resilient gezeigt. Liquiditätsengpässe im Bankensektor konnten abgewendet werden, weil die meisten Banken vor der Krise mit ausreichend Kapital ausgestattet waren und die politischen Entscheidungsträger schnell reagierten.
Die anhaltenden Auswirkungen könnten die Finanzierungstätigkeit in der Erholungsphase jedoch ausbremsen. Die afrikanischen Unternehmen wurden von der Krise stark in Mitleidenschaft gezogen, und die Aktivaqualität des Bankensektors dürfte weiter nachlassen, sobald die Hilfsmaßnahmen eingestellt werden.
Pandemie beeinträchtigt Zugang kleiner Unternehmen zu Finanzierungen
Trotz des Fortschritts bleiben kleine und kleinste Unternehmen finanziell unterversorgt und könnten den Zugang zu Kapital ganz verlieren, falls die Kreditvergabe nicht schnell wieder anzieht. Krediten für kleinere Firmen stehen nach wie vor strukturelle Hindernisse im Weg. 55–56 Prozent der Banken gaben die Kredithistorie und Sicherheiten als größte oder erhebliche Hürde für die Finanzierung kleiner Unternehmen an. Kaum eine Bank nannte diese Faktoren bei größeren Unternehmen.
Afrikanische Finanzinstitute nutzen Chancen für Digitalisierung
Die schnelle Einführung von mobilen Zahlungssystemen hat die finanzielle Inklusion in Afrika entscheidend vorangetrieben. Den Anstoß für die Digitalisierung der Finanzdienstleistungen in Afrika gaben zunächst neue Marktteilnehmer in den afrikanischen Finanzsektoren. Der „Finance in Africa 2021“-Bericht zeigt jedoch, dass nun auch die Banken in Subsahara-Afrika ihr digitales Angebot ausbauen. Diese Umstellung wurde durch die Pandemie beschleunigt, und die Banken nehmen an, dass sie von Dauer sein wird.
Afrikanische Banken erkennen Risiken des Klimawandels und Chancen für Klimafinanzierungen
Afrikanische Banken sind sich zunehmend bewusst, dass die Klimarisiken angegangen werden müssen, und nutzen nun die Chancen, die sich durch grüne Finanzierungen bieten.
54 Prozent der befragten Banken betrachteten das Klima bereits als strategisches Thema, etwas über 40 Prozent haben Teams, die sich mit Möglichkeiten für Klimafinanzierungen befassen. Andere Finanzinstitute, darunter Mikrofinanzierer, private Kapitalgeber und Versicherer, schließen ebenfalls Lücken im Bereich der grünen Finanzierungen.
EIB baut Engagement mit afrikanischen Finanzpartnern aus
Letztes Jahr stellte die EIB mehr als fünf Milliarden Euro für wegweisende private und öffentliche Investitionen in Höhe von zwölf Milliarden Euro in Afrika bereit.
Dafür startete sie gezielte Finanzierungsinitiativen mit afrikanischen Banken und Finanzinstituten, um Unternehmen bei der Erholung von der Coronakrise zu helfen, Klimafinanzierungen zu beschleunigen, den Zugang zu Kapital für Unternehmerinnen zu erleichtern und mehr Geld für Kleinbäuerinnen und -bauern auf dem Land bereitzustellen.