- EU-Mitgliedstaaten starten europäische Initiative zur Finanzierung aussichtsreicher Scale-ups in der späten Entwicklungsphase
- EIB-Gruppe erhält Mandat für Dachfonds unter der European Tech Champions Initiative, um Kapital für europäische Technologiefirmen zu mobilisieren
- EIB-Gruppe beteiligt sich mit zunächst 500 Millionen Euro an dem Fonds
Europas Hightech-Sektor schlägt ein neues Kapitel auf. Die EIB-Gruppe, bestehend aus der Europäischen Investitionsbank (EIB) und dem Europäischen Investitionsfonds (EIF), will sich an der gesamteuropäischen Scale-up-Initiative beteiligen, die heute von EU-Ländern auf einem Gipfeltreffen auf Initiative der französischen Ratspräsidentschaft in Paris ins Leben gerufen wurde.
Die Initiative soll Europas Hightech-Unternehmen in der Spätphase ihrer Entwicklung unterstützen, wenn die Start-ups ihr Geschäft hochskalieren. In dieser Phase wenden sie sich an die privaten Kapitalmärkte, weil sie oft Mittel von über 100 Millionen Euro benötigen. Da es an europäischen Fond mangelt, die sich auf dieses Segment spezialisiert haben, können viele Unternehmen nur schwer ihre Pläne verfolgen oder müssen außerhalb Europas Kapitalgeber finden.
Deshalb wollen die EU-Länder ein europäisches Ökosystem für Beteiligungen in der Spätphase schaffen und haben der EIB-Gruppe das Mandat für die European Tech Champions Initiative (ETCI) erteilt. Konkret wird die EIB-Gruppe einen Dachfonds verwalten, an dem sich mehrere Geldgeber beteiligen, um ein europäisches Ökosystem aufzubauen. Ziel ist es, innovative europäische Technologieunternehmen in der Wachstumsphase zu fördern. Dazu sollen neben Anfangsbeiträgen öffentlicher Geldgeber zusätzlich private Investoren mobilisiert werden.
Die EIB-Gruppe würde sich mit zunächst 500 Millionen Euro an der Initiative beteiligen.
Ihr Engagement könnte Folgendes umfassen:
- Beratung, Management und Verwaltung eines Dachfonds mit mehreren Investoren im Rahmen eines Mandats; der Fonds würde in Private-Equity- und Risikokapital-Fonds für die späte Entwicklungs- und Wachstumsphase investieren, die von Vermögensverwaltungsgesellschaften mit Sitz in Europa gemanagt werden und sich hauptsächlich an europäischen Technologie-Scale-ups beteiligen
- einen finanziellen Beitrag zur ETCI
- fallweise zusätzliche Unterstützung für europäische Unternehmen, die in das Programm passen
Die EIB-Gruppe kann dabei auf ihre reiche Erfahrung mit dem Aufbau finanzieller Ökosysteme zurückgreifen. Das gilt besonders für Risikokapitalfonds und Dachfonds sowie Venture-Debt-Finanzierungen für einzelne Unternehmen in strategischen Sektoren wie Cleantech, Biotech und digitale Innovation.
EIB-Präsident Werner Hoyer: „Europas Techbranche boomt. Der europäische Risikokapitalmarkt erreichte 2021 ein neues Rekordvolumen von geschätzt 100 Milliarden Euro – fast dreimal so viel wie 2020 mit 35 Millionen Euro und zehnmal so viel wie 2015. Zu diesem Wachstum hat die EIB-Gruppe maßgeblich beigetragen. Wir haben jetzt ein Ökosystem für innovative Start-ups. Nun müssen wir die gleichen Anstrengungen unternehmen, damit innovative Firmen den Sprung in die nächste Phase schaffen. Europas vielversprechendste Innovatoren sehen sich in ihrem Wachstum ausgebremst, weil es schwer ist, ausreichend Kapital von europäischen Fonds zu erhalten. Die EIB-Gruppe begrüßt daher die Initiative der EU-Länder, die gegen dieses Marktversagen angehen wollen. Wir freuen uns über das neue Mandat zur Förderung von Investitionen in Europas Hightech-Sektor. Mit unserer Kompetenz und Erfahrung werden wir ein Ökosystem aufbauen, in dem die EIB-Gruppe mit ihren Finanzierungen andere öffentliche und private Investoren an Bord holen kann, damit europäische Unternehmen das nötige Kapital für den Ausbau ihres Geschäfts erhalten.“
Alain Godard, geschäftsführender Direktor des EIF: „Der Start der Scale-up-Initiative ist ein wichtiger Schritt in den Bemühungen, Start-ups und jungen Techfirmen in der Europäischen Union das notwendige Kapital bereitzustellen. Innovation ist ein Kernelement der grünen und digitalen Wende, und neue Technologien gehören ganz wesentlich dazu. Der EIF engagiert sich seit seiner Gründung 1994 an vorderster Front für KMU und die Risikokapitalmärkte. Wir freuen uns darauf, unseren Teil zu dieser wegweisenden Scale-up-Initiative beizutragen.“
Hintergrundinformationen
Im Jahr 2021 vergab die EIB-Gruppe über die EIB und den EIF Finanzierungen im Rekordvolumen von 94,89 Milliarden Euro, davon einen neuen Höchstbetrag von 20,70 Milliarden Euro für Innovation, Digitales und Humankapital.
Der Europäische Investitionsfonds (EIF) gehört zur EIB-Gruppe. Seine Hauptaufgabe besteht darin, kleinsten sowie kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Europa den Zugang zu Finanzierungen zu erleichtern. Sein Angebot umfasst Risiko- und Wachstumskapital, Garantien und Mikrofinanzprodukte, die genau auf dieses Marktsegment zugeschnitten sind. Damit fördert er die EU-Ziele in den Bereichen Innovation, Forschung und Entwicklung, Unternehmertum, Wachstum und Beschäftigung.
In der Pandemie brachten EIF und Europäische Kommission gemeinsam die Europäische Scale-up-Maßnahme für Risikokapital, kurz ESCALAR, auf den Weg – ein Pilotprogramm im Umfang von 300 Millionen Euro, aus dem Finanzierungen an Scale-up-Unternehmen vergeben werden. ESCALAR nutzt EFSI-Mittel, um Finanzierungslücken wachstumsstarker europäischer Unternehmen (Scale-ups) zu schließen.