- Finanzierungen mit Rekordvolumen von insgesamt 6,5 Milliarden Euro – Polen damit viertgrößter Empfänger von Mitteln der EIB-Gruppe
- Investitionen in grüne Wende der polnischen Wirtschaft erneut gestiegen: jetzt bei 42 Prozent der EIB-Darlehen für das Land
Im zweiten Jahr der Pandemie hat die Konjunktur in der EU und in Polen wieder deutlich angezogen. Die fluktuierenden Wachstumsprognosen zeigen, wie dynamisch sich die Rahmenbedingungen entwickelt haben. Die EIB-Gruppe passte ihre Finanzierungen an die Bedarfe an und unterstützte den polnischen privaten und öffentlichen Sektor 2021 mit einem Rekordbetrag von 6,5 Milliarden Euro.
Die Europäische Investitionsbank (EIB) vergab Darlehen über insgesamt 5,68 Milliarden Euro, und der Europäische Investitionsfonds (EIF) stellte Garantien und Eigenkapitalfinanzierungen von insgesamt 805,4 Millionen Euro für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Midcap-Unternehmen bereit. In absoluten Zahlen war Polen nach Frankreich, Italien und Spanien der viertgrößte Empfänger von Finanzierungen der EIB-Gruppe unter den 27 EU-Ländern.
Die Finanzierungen entsprechen rund 1,16 Prozent des polnischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Damit wurden knapp 670 000 Arbeitsplätze in Polen gesichert.
EIB-Vizepräsidentin Teresa Czerwińska: „In einem so unsicheren Umfeld kann man sich nicht viele Fehler erlauben. Die EIB-Gruppe hat deshalb 2021 ein umfangreiches Portfolio von Finanzierungsprojekten zusammengestellt, das langfristigen strukturellen Bedarf mit einer antizyklischen Antwort kombiniert. Aufgrund dieser Umstände konnten wir im letzten Jahr Finanzierungsverträge über insgesamt 6,5 Milliarden Euro abschließen. Das ist ein Rekord in den über 30 Jahren, die die Bank in Polen tätig ist. Es zeigt klar, dass die EIB-Gruppe zentrale Wirtschaftssektoren fördert und gleichzeitig kurzfristig in der Coronakrise Unterstützung leistet. 2022 stellt uns vor eine noch größere Bewährungsprobe: Wir müssen den Ländern helfen, die unter den Folgen des Krieges in der Ukraine leiden. Der größte Teil dieser Hilfe geht sicher nach Polen.“
Öko- und Energiewende
Die EIB fördert entschlossen die grüne Wende der polnischen Wirtschaft: Der Anteil der Finanzierungen dafür lag das zweite Jahr in Folge bei 42 Prozent des Gesamtvolumens (2020: 41 Prozent). Ein Eckpfeiler des Klimaschutzes ist die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien.
Die EIB unterstützte die Dekarbonisierungspläne der größten polnischen Energieunternehmen. So investieren Tauron und Energa in die Modernisierung des Verteilungsnetzes, um neue Kunden (einschließlich Kleinstanschlüsse) leichter anbinden zu können. Tauron erhielt ein Darlehen der EIB über 2,8 Milliarden Zloty – die größte Unternehmensfinanzierung in Polen in der Geschichte der Bank (von Verkehrsinfrastruktur abgesehen). Ohne Investitionen in das Verteilungsnetz ist ein sicherer Umbau des polnischen Energiesektors ebenso undenkbar wie Dekarbonisierung und Klimaneutralität.
Die EIB unterstützte auch PKN Orlen mit einem Darlehen von 180 Millionen Euro für erneuerbare Energien, Bioraffinerie sowie Forschung und Entwicklung.
Insgesamt stellte die EIB-Gruppe 2021 1,1 Milliarden Euro für Nachhaltige-Energie- und Natürliche-Ressourcen-Projekte in Polen bereit.
Digitale Wende und Forschung und Entwicklung
Die Finanzierungen für Projekte in den Bereichen Innovation, Digitalisierung und Entwicklung des Humankapitals stiegen von 1,225 Milliarden Euro 2020 auf 1,459 Milliarden Euro 2021. Die EIB beteiligte sich insbesondere an Projekten für landesweit bessere Internetverbindungen.
- Herausragend war dabei ein Darlehen von bis zu 325 Millionen Zloty (73 Millionen Euro) an Nexera, um in dünn besiedelten Gebieten Polens schnelles Internet aufzubauen. Fünf Woiwodschaften (Warmińsko-Mazurskie, Kujawsko-Pomorskie, Mazowieckie, Łódzkie und Świętokrzyskie) erhalten eine Fibre-to-the-Home(FTTH)-Infrastruktur und damit 530 000 Haushalte und 1 400 Schulen bis 2023 einen besseren Anschluss. Abgesichert wird das Projekt durch den Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI).
- An einer weiteren Großinvestition in Polens Digitalisierung ist das Unternehmen Światłowód Inwestycje beteiligt, das von der EIB ein Darlehen über 600 Millionen Zloty erhielt. Sein Netz soll bis Ende 2025 2,4 Millionen Haushalte erreichen.
Die EIB schloss außerdem zwei Darlehensverträge mit dem polnischen Finanzministerium ab. Daraus werden Zuschüsse des Nationalen Wissenschaftszentrums für Grundlagenforschung (365 Millionen Euro) sowie Forschung, Entwicklung und Innovation in landesweit 70 Forschungszentren der Polnischen Akademie der Wissenschaften (177 Millionen Euro) finanziert.
Infrastruktur und nachhaltige Entwicklung von Städten und Regionen
2021 reichte die EIB-Gruppe 2,161 Milliarden Euro (rund 38 Prozent aller Finanzierungen in Polen) für Infrastrukturprojekte und Kommunen aus. Polnische Städte wie Kraków, Wrocław, Szczecin und Częstochowa erhielten Gelder zur Verbesserung der städtischen Infrastruktur, einschließlich Abwasserbewirtschaftung, Stadtviertelrevitalisierung, Grünflächen und emissionsarmer öffentlicher Nahverkehr. In Wrocław und Oberschlesien erleichtern neue Straßenbahnen den Verkehr, in Częstochowa Elektrobusse.
Nach einem Pilotprojekt mit Ostrów Wielkopolski 2020 legte die EIB ein 700 Millionen Zloty schweres gemeinsames Programm mit der Bank Gospodarstwa Krajowego (BGK) auf: Es soll polnische Städte mit einer Bevölkerung unter 100 000 fördern. Dieses Jahr dürften weitere Projekte hinzukommen. Aus einem Darlehen von 600 Millionen Zloty an die BGK werden Projekte für Sozialwohnungen und bezahlbaren Wohnraum in ganz Polen finanziert.
Die EIB unterstützte auch die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur unter besonderer Berücksichtigung von Umweltaspekten. Ein Darlehen über 240 Millionen Euro ging an den Nationalen Straßenfonds (KFD), den die BGK gemeinsam mit der Generaldirektion für Nationalstraßen und Autobahnen verwaltet. Finanziert wird damit eine neue Umgehungsstraße als Teil der Schnellstraße S6, die den Verkehr im Großraum der drei polnischen Ostseestädte Gdańsk, Gdynia und Sopot (750 000 Menschen) verbessert. Die S6 verläuft entlang der Ostseeküste. Sie gehört zum transeuropäischen Verkehrsnetz (TEN-V) und verbindet Nordpolen mit dem multimodalen Ostsee-Adria-Korridor des TEN-V-Kernnetzes.
Ein Großdarlehen der EIB an PKP Intercity, den größten polnischen Fernverkehrsbetreiber, brachte die Bahn in Polen auf die Überholspur. Die EIB und PKP Intercity unterzeichneten einen Darlehensvertrag über 2 Milliarden Zloty (rund 434 Millionen Euro). Das Unternehmen finanziert damit ein strategisches Programm zur Modernisierung des rollenden Materials, um die Taktung, Sicherheit und Attraktivität des Fernverkehrs in Polen zu erhöhen und den Zugang für Personen mit eingeschränkter Mobilität zu verbessern.
Anhaltende Hilfe für KMU, einen Schlüsselsektor der polnischen Wirtschaft
Kleine und mittlere Unternehmen erhielten Finanzierungen der EIB-Gruppe im Gesamtvolumen von 1,780 Milliarden Euro. Davon sollten rund 640 Millionen Euro die Folgen von Corona für KMU abfedern. Etwa 65 Prozent der Finanzierungen der EIB-Gruppe für KMU kommen von der EIB in Form von Darlehen, ca. 35 Prozent vom EIF als Garantien und Eigenkapitalfinanzierungen.
Für sein Absicherungsprogramm erhielt der Polnische Entwicklungsfonds (PFR) – nach einer ersten Tranche von 500 Millionen Zloty 2020 – weitere 2 Milliarden Zloty.
Zur Unterstützung einheimischer Firmen wurden die langjährigen Beziehungen zu polnischen Banken und anderen Finanzinstituten wie PKO Bank Polski, Bank Pekao SA, Europejski Fundusz Leasingowy, BNP Paribas Bank Polska und Bank Ochrony Środowiska weiter ausgebaut. KMU-Förderung ist auch ein Beitrag zum Klimaschutz. Die Bank Ochrony Środowiska bekam ein Darlehen der EIB von 75 Millionen Euro, aus dem mindestens 50 Prozent für Umweltschutzprojekte bestimmt sind.
Ein weiteres Beispiel für eine gemeinsame Finanzierung von EIB und EIF zur Abfederung der Coronafolgen ist eine Vereinbarung zwischen der EIB-Gruppe und der Santander Bank-Gruppe. Dank einer Verbriefung über rund 2 Milliarden Zloty (444 Millionen Euro) mit der Santander Leasing S.A. kann die Santander Bank Polska-Gruppe mehr kleinen und mittleren Unternehmen in Polen helfen (durch Eigenkapitalentlastung und Verlustabsicherung). Es handelt sich um die erste synthetische Verbriefung unter dem Europäischen Garantiefonds (EGF), einem von der EIB-Gruppe gemeinsam mit EU-Ländern eingerichteten Instrument, um die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu bekämpfen. 85 Prozent der Finanzierungen sollen Unternehmen in Kohäsionsregionen zugutekommen.
Insgesamt stellte der EIF 805,4 Millionen Euro für die polnische Wirtschaft bereit, und damit mehr als 2020 (660,4 Millionen Euro).
Ausblick: Die EIB-Gruppe in Polen 2022
Die EIB-Gruppe wird weiter die grüne und digitale Wende, Projekte für hochwertige Infrastruktur in Städten und Regionen, Innovation und kleine Betriebe in Polen unterstützen und das Land gleichzeitig gegen die Pandemie wappnen.
InvestEU, die neue Initiative der Europäischen Kommission, ist inzwischen angelaufen. Die EIB-Gruppe wird über die EIB und den EIF 75 Prozent dieses Programms zur Modernisierung der europäischen Wirtschaft umsetzen. InvestEU kombiniert Darlehen und andere Finanzinstrumente mit Garantien aus dem EU-Haushalt. Die EIB-Gruppe und die Kommission haben am 9. März 2022 eine operative Vereinbarung unterzeichnet.
Die Folgen des Krieges in der Ukraine spüren auch die Nachbarländer. Die EIB-Gruppe greift daher Ländern unter die Arme, die Flüchtlinge aufnehmen, Polen an erster Stelle.
Die EIB-Gruppe hat 2022 bisher folgende Vereinbarungen unterzeichnet:
- EDPR — 304 Millionen Zloty: die bislang größte EIB-Finanzierung für Onshore-Windparks in Polen
- P4/Play — 470 Millionen Zloty: zur Beseitigung von Ungleichheiten beim Zugang zu ultraschnellem Breitbandinternet
- BGK — 250 Millionen Euro: zur Modernisierung der Schnellstraße S3 zwischen Świnoujście und Szczecin
- Bank Pekao-Gruppe — 132 Millionen Euro: Finanzierungen für KMU, davon 20 Prozent für Umweltschutzprojekte; weitere 20 Prozent fließen in die Entwicklung des weiblichen Unternehmertums und Gleichstellungsprojekte
- Bank Millennium — 330 Millionen Zloty: Verbriefung für mehr Finanzierungen der Bank für kleine und mittlere Unternehmen
- PFR: strategische Kooperationsvereinbarung
Die EIB in Polen