SiPearl, das französische Unternehmen hinter dem energieeffizienten Mikroprozessor für Hochleistungsanwendungen Rhea, hat für das erste Closing seiner Series-A-Finanzierung 90 Millionen Euro eingeworben. Durch diese Finanzierungsrunde, an der wichtige Industriepartner sowie öffentliche Investoren aus Frankreich und der EU teilnahmen, kann das Unternehmen Rhea Anfang 2024 auf den Markt bringen. Rhea ist der weltweit erste energieeffiziente HPC-Mikroprozessor, der mit jedem Beschleuniger von Drittanbietern zusammenarbeitet (GPU, KI, Quantenbeschleuniger). Der Mikroprozessor von SiPearl verarbeitet bei geringem Energieverbrauch enorme Mengen strategischer Daten im Bruchteil einer Sekunde. Europa kann damit große Aufgaben in den Bereichen medizinische Forschung, künstliche Intelligenz, Sicherheit, Energiemanagement und Klimaschutz mit einem verringerten ökologischen Fußabdruck angehen und so seine technologische Souveränität sicherstellen.
Bis Ende 2023 dürften sich weitere Investoren an der Finanzierungsrunde beteiligen.
- SiPearl, der Hersteller des energieeffizienten HPC-Mikroprozessors für Exascale-Rechner2, hat den Start seiner Series-A-Finanzierung mit einer ersten Runde von 90 Millionen Euro bekannt gegeben.
- Die Investoren sind:
- Arm, ein weltweit führender Akteur in Halbleiterdesign und Entwicklung von geistigem Eigentum bei Halbleitern
- die Atos Group über ihr Unternehmen Eviden, das die Geschäftsbereiche Digital, Big Data und Sicherheit zusammenführt
- der Fonds des Europäischen Innovationsrats (15 Millionen Euro, bereits bekannt gegeben)
- der französische Staat über French Tech Souveraineté. French Tech Souveraineté ist Teil des Investitionsplans „Frankreich 2030“ unter Federführung des Generalsekretariats für Investitionen (SGPI), das der Premierministerin unterstellt ist
Die Finanzierung umfasst eine Investition der Europäischen Investitionsbank (EIB) von bis zu 25 Millionen Euro in Wandelanleihen.
Bis Ende des Jahres dürften sich weitere Investoren an der Finanzierungsrunde beteiligen.
Nach diesem ersten Meilenstein kommt SiPearl auf Finanzierungen von insgesamt 110,5 Millionen Euro, darunter 20,5 Millionen Euro an Zuschüssen der EU und aus Frankreich, die über die Initiative für europäische Prozessoren (EPI), das EIC-Accelerator-Programm und die Region Île-de-France bereitgestellt wurden.
Rhea nutzt die Plattform Neoverse V1 von Arm® und ist der weltweit erste Mikroprozessor für HPC-Anwendungen, der mit jedem Beschleuniger von Drittanbietern zusammenarbeitet, wie Grafikprozessoren (GPUs), speziellen KI-Chips oder Quantenbeschleunigern. Formelle Kooperationsvereinbarungen mit GPU-Anbietern (AMD, Intel, NVIDIA) und Anbietern von Prozessoren für künstliche Intelligenz (Graphcore) wurden bereits bekannt gegeben. Rhea ist für Energieeffizienz optimiert und verbraucht daher bei gleicher Rechenleistung nur die Hälfte des Stroms.
Hochleistungsrechnen (HPC) kam bisher vor allem vor Ort für medizinische Forschung, kerntechnische Simulationen oder Wettervorhersagen zum Einsatz. Jetzt wird es zunehmend in der Cloud für das Training von KI-Modellen und andere datenintensive Anwendungen genutzt.
Rhea soll den Weltmarkt erobern, wird jedoch zunächst in europäischen Superrechnern eingesetzt, um Exascale-Rechenleistung zu erreichen – und das ohne die Gefahr von Backdoors und mit einem geringeren Stromverbrauch. SiPearl stärkt damit die technologische Souveränität Europas, weil große Aufgaben in den Bereichen medizinische Forschung, künstliche Intelligenz, Sicherheit, Energiemanagement und Klimaschutz angegangen werden können und gleichzeitig der ökologische Fußabdruck begrenzt wird.
SiPearl wurde im Juni 2019 mit Unterstützung des EPI-Konsortiums gegründet, das Hochleistungs- und Niedrigenergie-Mikroprozessor-Technologien wieder in Europa etablieren will. Als Teil des Programms Horizont 20203 gehört das Unternehmen auch zum Ökosystem des Gemeinsamen Unternehmens EuroHPC, das mit einem Budget von über acht Milliarden Euro erstklassige Infrastrukturen für Exascale-Rechner in Europa aufbauen will. SiPearl fertigt die Halbleiter nicht selbst, sondern hat die Herstellung von Rhea an TSMC ausgelagert, den weltweit führenden unabhängigen Halbleiterhersteller. Anfang 2024 soll Rhea auf den Markt kommen. Das Unternehmen hat 130 Beschäftigte in Frankreich (an seinem Hauptsitz Maisons-Laffitte, in Grenoble, Massy und Sophia Antipolis) sowie in Deutschland (Duisburg) und Spanien (Barcelona). Bis Ende 2025 soll die Zahl der Beschäftigten auf über 1 000 steigen.
Philippe Notton, CEO und Gründer von SiPearl: „Beim Thema HPC hatte Europa bisher gegenüber den USA und China das Nachsehen. Dank der EuroHPC-Initiative ist Europa jetzt zum weltweiten Vorreiter geworden und stellt erstmals zwei der vier leistungsfähigsten Supercomputer der Welt: LUMI in Finnland und Leonardo in Italien. Und mit Rhea von SiPearl bekommen europäische Superrechner bald einen Mikroprozessor mit einem begrenzten ökologischen Fußabdruck. Damit macht Europa einen weiteren entscheidenden Schritt auf dem Weg zu technologischer Unabhängigkeit und Souveränität. Wir bedanken uns bei den Innovationsprogrammen der EU, die uns die ganze Zeit unterstützt haben, und bei den Investoren, die in der ersten Finanzierungsrunde zu unserem Erfolg beigetragen haben.“
Mohamed Awad, Senior Vice President und General Manager für den Bereich Infrastruktur bei Arm: „Vom kleinsten Sensor bis hin zu HPC – für das aktuell erzeugte und verarbeitete Datenvolumen braucht es Spitzenleistungen entlang des gesamten Rechenspektrums. Mit seinen Neoverse-Plattformen ermöglicht Arm weltweit energieeffizientes Hochleistungsrechnen. Wir stehen voll hinter SiPearl und seinem Ziel, Rhea, der auf Neoverse V1 basiert, in ein HPC-System zu integrieren, das bereit ist für die anspruchsvollsten Rechenaufgaben der Welt.“
Emmanuel Le Roux, Corporate Senior Vice President, Head of Advanced Computing, HPC und KI für Eviden bei der Atos Group: „Als führender europäischer Player im Bereich Planung, Fertigung und Aufbau von Supercomputing-Infrastruktur hat Eviden bei Technologieinitiativen wie EuroHPC und EPI mehrfach eine entscheidende Rolle für die Stärkung der digitalen und wirtschaftlichen Souveränität Europas gespielt. Mikroprozessoren sind der Schlüssel zur Zukunft von HPC. Daher begrüßt und unterstützt die Atos Group den europäischen Mikroprozessor. Europas Fähigkeit, Hochleistungsrechner für die größten Herausforderungen in den Bereichen Biowissenschaften, Wettervorhersage oder Simulationen für die Industrie zu bauen, wird dadurch erweitert und gestärkt.“
Hermann Hauser, Mitglied des Verwaltungsrats des EIC-Fonds: „Die EU hat SiPearl von Anfang an unterstützt. Das Unternehmen hat von verschiedenen Zuschüssen profitiert und vom enormen europäischen Markt, den die EuroHPC-Initiative bietet. Die Investition des EIC-Fonds ist die natürliche Fortsetzung unserer langjährigen Anstrengungen, in Europa eine einheimische HPC-Technologie zu entwickeln, die mit der Weltspitze konkurrieren kann.“
EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle: „Die EIB hat die Fortschritte von SiPearl in den letzten zwei Jahren verfolgt und war die erste Einrichtung, die eine Finanzierung zusagte. Dies zeigt, wie entschlossen die Bank Innovation und die europäische Souveränität fördert.“
Bruno Bonnell, Generalsekretär für Investitionen, verantwortlich für „Frankreich 2030“: „Bei Frankreich 2030 freuen wir uns ganz besonders, SiPearl bei dieser Finanzierung zu unterstützen. So kann das Unternehmen die Entwicklung seiner disruptiven Technologie weiter vorantreiben.“
Anders Dam Jensen, geschäftsführender Direktor des Gemeinsamen Unternehmens EuroHPC: „Die Entwicklung einer starken europäischen HPC-Lieferkette mit energieeffizienten Komponenten und Technologien ist entscheidend für digitale Souveränität in Europa und mehr Nachhaltigkeit im Supercomputing. Der Erfolg von SiPearl ist auch der Erfolg der Initiative für europäische Prozessoren, eines der Forschungsprojekte, das vom Gemeinsamen Unternehmen EuroHPC finanziert wird.“
Beteiligte
Finanzberatung: Silverpeak (Jean-Michel Deligny, Pietro Strada)
Rechtsberatung: Aston Avocats (Olivier Sanviti, Mariam Tourabaly), Orrick (Olivier Vuillod, Léa Fiorenza)
Beratung Investoren:
Arm: Bird & Bird (Emmanuelle Porte)
Atos Group: Darrois Villey Maillot Brochier (Jean-Baptiste de Martigny)
EIC: Bignon Lebray (Alexandre Ghesquière)
EIB: Clifford Chance (Maroussia Cuny)
French Tech Souveraineté: Degroux Brugère (Jérémie Swiecznik)
Vendor Due Diligence: Deloitte Finance (Thomas Fischer)
Hintergrundinformationen
Europäische Investitionsbank
Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten der EU. Die EIB finanziert solide Investitionen, die den Zielen der EU entsprechen. Dazu zählen sozialer und territorialer Zusammenhalt, Wettbewerbsfähigkeit und ein gerechter Übergang zur Klimaneutralität. Die EIB unterstützt Projekte in den Bereichen Infrastruktur, Innovation, Klima und Umwelt sowie kleine und mittlere Unternehmen. 2022 unterzeichnete sie neue Finanzierungen für Projekte in Frankreich über zehn Milliarden Euro.
SiPearl
SiPearl baut den weltweit ersten energieeffizienten Mikroprozessor für HPC-Anwendungen, der mit jedem Beschleuniger von Drittanbietern zusammenarbeitet (GPU, KI, Quantenbeschleuniger). Diese neue Generation von Mikroprozessoren zielt zunächst auf das Ökosystem des Gemeinsamen Unternehmens EuroHPC ab, das erstklassige Supercomputing-Infrastrukturen in Europa aufbaut. So sollen große Aufgaben in den Bereichen medizinische Forschung, künstliche Intelligenz, Sicherheit, Energiemanagement und Klima bewältigt und gleichzeitig der ökologische Fußabdruck verkleinert werden.
SiPearl arbeitet eng mit seinen 27 Partnern des EPI-Konsortiums (Initiative für europäische Prozessoren) zusammen – führende Namen aus Wissenschaft, Supercomputing-Zentren und der Industrie –, die seine Stakeholder, künftigen Kunden und Endnutzer sind.
Das Unternehmen hat 130 Beschäftigte in Frankreich (an seinem Hauptsitz Maisons-Laffitte, in Grenoble, Massy und Sophia Antipolis) sowie in Deutschland (Duisburg) und Spanien (Barcelona).
Fonds des Europäischen Innovationsrats
Der EIC-Fonds der Europäischen Kommission ist ein agnostischer Fonds. Er investiert in alle Technologien und Branchen und in alle EU-Länder sowie mit Horizont Europa assoziierte Länder. Er ist die Investitionskomponente des EIC-Accelerators, der Zuschüsse und Beteiligungsinvestitionen anbietet.
Der EIC-Fonds soll eine wichtige Finanzierungslücke schließen und Unternehmen vor allem bei der Entwicklung und Kommerzialisierung disruptiver Technologien unterstützen. Er überbrückt Finanzierungslücken, holt andere Marktakteure an Bord und verteilt das Risiko, indem er ein breit gespanntes Netz von geeigneten Geldgebern und strategischen Partnern für Ko-Investitionen und Anschlussfinanzierungen aufbaut.
Der Fonds legt besonderes Augenmerk auf die Stärkung und Förderung von Unternehmensgründungen durch Frauen und trägt dazu bei, das Innovationsgefälle zwischen den EU-Ländern abzubauen.
Eviden führt die Geschäftsfelder Digital, Big Data und Sicherheit von Atos zusammen. Das Unternehmen wird sich zu einem weltweit führenden Anbieter von datengesteuerter, vertrauenswürdiger und nachhaltiger digitaler Transformation entwickeln. Als digitales Unternehmen der nächsten Generation mit weltweit führender Stellung in den Bereichen Digital, Cloud, Daten, Advanced Computing und Sicherheit verfügt Eviden über fundiertes Fachwissen für alle Branchen in mehr als 53 Ländern. Mit seinen besonderen High-End-Technologien über das gesamte digitale Kontinuum und seinen 57 000 Beschäftigten erweitert Eviden die technologischen Möglichkeiten von Unternehmen und Behörden und hilft ihnen, ihre digitale Zukunft zu gestalten. Eviden ist ein Unternehmen der Atos-Gruppe mit einem Jahresumsatz von ca. fünf Milliarden Euro.
[1] Eviden umfasst die folgenden Marken: Agarik, Alia Consulting, AppCentrica, ATHEA, Atos Syntel, Bull, Cloudamize, Cloudreach, Cryptovision, DataSentics, digital.security, Eagle Creek, EcoAct, Edifixio, Energy4U, Engage ESM, Forensik, IDEAL GRP, IDnomic, In Fidem, Ipsotek, Maven Wave, Miner & Kasch, Motiv, Nimbix, Processia, Profit4SF, science+computing, SEC Consult, Visual BI, Worldgrid, X-Perion, zData.
Eviden™ und das Eviden-Logo sind Markenzeichen von Bull S.A.S © 2023 Bull S.A.S.
Der Investitionsplan „Frankreich 2030“
- setzt einen zweifachen Anspruch um: Es geht darum, Schlüsselsektoren der französischen Wirtschaft (Energie, Automobil, Luft- und Raumfahrt) durch technologische Innovation nachhaltig zu verändern und Frankreich nicht nur als Akteur, sondern als Champion der Welt von morgen zu positionieren. Von der Grundlagenforschung über die Entstehung einer Idee bis hin zur Produktion eines neuen Produkts oder einer neuen Dienstleistung unterstützt Frankreich 2030 den gesamten Lebenszyklus der Innovation bis hin zur industriellen Umsetzung.
- investiert 54 Milliarden Euro, damit Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen in Frankreich den Übergang in diesen strategischen Bereichen erfolgreich bewältigen. Die Aufgabe besteht darin, sie in die Lage zu versetzen, angemessen auf die künftigen Herausforderungen in puncto Umwelt und Attraktivität zu reagieren, und die künftigen Champions der französischen Exzellenz-Branchen zu schaffen. Frankreich 2030 wird durch zwei übergreifende Ziele definiert: 50 Prozent seiner Ausgaben für die Dekarbonisierung der Wirtschaft verwenden und 50 Prozent für aufstrebende Akteure – ohne umweltschädliche Ausgaben (im Sinne des Grundsatzes der „Vermeidung erheblicher Beeinträchtigungen“)
- wird kollektiv umgesetzt: Der Plan wird in Abstimmung mit wirtschaftlichen, akademischen, lokalen und europäischen Akteuren konzipiert und realisiert, um die strategischen Leitlinien und Leitaktionen festzulegen. Die Projektträger werden aufgefordert, ihre Anträge in offenen, anspruchsvollen und selektiven Verfahren einzureichen, um staatliche Unterstützung zu erhalten.
- wird vom Generalsekretariat für Investitionen im Namen der Premierministerin geleitet und von der französischen Agentur für den ökologischen Wandel (ADEME), der nationalen Forschungsagentur (ANR), der öffentlichen Investitionsbank (Bpifrance) und der nationalen französischen Förderbank Caisse des Dépôts et Consignations (CDC) umgesetzt.
French Tech Souveraineté
Das im Juni 2020 von der französischen Regierung aufgelegte Investitionsprogramm „French Tech Souveraineté“ wird von Bpifrance verwaltet und hat einen offensiven und defensiven Auftrag. Mit 650 Millionen Euro werden französische Technologieunternehmen unterstützt, die Zukunftstechnologien mit Blick auf die digitale Souveränität entwickeln. Ziel ist es zu verhindern, dass diese Unternehmen von großen ausländischen Akteuren übernommen oder von finanziell besser ausgestatteten Wettbewerbern überholt werden.
Gemeinsames Unternehmen EuroHPC
Das Gemeinsame Unternehmen für europäisches Hochleistungsrechnen (EuroHPC) aus dem Jahr 2018 ist eine gemeinsame Initiative der Europäischen Union, von 33 europäischen Ländern und drei privaten Partnern mit dem Ziel, Europa zu einem weltweit führenden Akteur im Bereich Supercomputing zu machen.
Dazu widmet sich das EuroHPC der Beschaffung und Installation von Superrechnern in ganz Europa. Europäische Wissenschaftler und Nutzer aus dem öffentlichen Sektor und der Industrie können unabhängig von ihrem Standort in Europa von diesen EuroHPC-Supercomputern profitieren, die zu den leistungsfähigsten der Welt zählen. Parallel dazu finanziert EuroHPC ein ehrgeiziges Forschungs- und Innovationsprogramm zur Schaffung einer vollständigen Versorgungs- und Lieferkette: von Prozessoren und Software über Anwendungen für diese Superrechner bis hin zum Aufbau eines soliden europäischen Know-hows.
2 Exascale: 1 Milliarde Milliarden Berechnungen pro Sekunde.
3 Spezifische Zuschussvereinbarung Nr. 826647.