Vom 25. bis 29. September 2023 fand in der Saïd Business School der Universität Oxford das zweite „Africa Venture Finance Programme“ statt. Die unter dem Boost Africa-Programm der Europäischen Investitionsbank (EIB) und von AfricaGrow organisierte Präsenzveranstaltung brachte 42 Investorinnen und Investoren von 15 Venture-Capital-Fonds mit Afrika-Fokus zusammen, darunter Partech, TLcom Capital, Novastar und Atlantica Ventures. Fünf Tage hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, Ressourcen und Wissen vorzustellen und über die Bedeutung des Impact Investing in Afrika sowie aktuelle und neue Herausforderungen und Chancen zu diskutieren.
57 Prozent der anwesenden Fondsmanager waren Frauen – das Programm hat sich Geschlechterinklusivität auf die Fahnen geschrieben. Eine Woche lang standen Ideenaustausch und Networking mit Führungskräften der EIB, der Europäischen Kommission, der KfW, der DEG Invest und anderer Institute für Entwicklungsfinanzierung im Mittelpunkt. Die Gespräche spiegelten den allen gemeinsamen Anspruch, mit Investitionen in Afrika zu einem wirkungsvollen, nachhaltigen Wandel beizutragen.
Auf der diesjährigen Veranstaltung wurden herausragende Leistungen in mehreren Kategorien ausgezeichnet. Die Kandidatinnen und Kandidaten einer Shortlist, die von Peers aus der Fondsindustrie nominiert wurden, präsentierten ihre Ideen vor einer Investoren-Jury unter der Leitung von Abi Mustapha-Maduakor, CEO der African Venture Capital Association (AVCA). Khaled Ben Jilani von AfricInvest erhielt den „Lifetime Achievement Award“, und Flat6Labs wurde als „Best Emerging Fund Manager“ geehrt. In der Kategorie „Deal of the Year“ gewann Knife Capital mit seiner Investition in das ruandische Gesundheits-Start-up Kasha.
EIB-Vizepräsident Thomas Östros: „Die EIB engagiert sich seit vielen Jahren mit Partnern für neue Ideen, die den Menschen auf dem afrikanischen Kontinent dauerhafte Veränderungen bringen. Wir setzen auf Dialog und die Weitergabe von Lösungen und bewährten Verfahren. In den vergangenen Jahren haben wir unser Know-how mit Tausenden Finanzfachleuten in Afrika geteilt. Über Boost Africa bringen wir Afrikas Venture-Capital-Ökosystem spürbar voran, und auch das Africa Venture Finance Programme kann kontinuierliche Erfolge vorweisen. Darauf sind wir stolz.“
Thomas Klein, Geschäftsführer der DEG Impact und Berater der Fazilität für technische Hilfe von AfricaGrow: „Mit ihrem dynamischen akademischen Ansatz, ihrem Know-how und realen Anwendungen hat die Universität Oxford den Teilnehmenden das Fachwissen und die Kontakte an die Hand gegeben, die sie brauchen, um in der rasant entwickelnden Welt der Venture-Finanzierungen erfolgreich zu sein. Das Programm strahlt bereits auf das gesamte afrikanische Venture-Capital-Ökosystem ab, wo es den Wissenstransfer unter den General Partners, Innovation und Wirkung fördert. Ihren Erfolg verdankt diese Initiative für den Aufbau eines Ökosystems vor allem der Zusammenarbeit mit starken strategischen Partnern.“
Aunnie Patton Power, African Venture Finance Programme: „Das African Venture Finance Programme ist genau das, was die Saïd Business School anbieten will – hochwertige, wirkungsvolle Programme. Wir sind stolz auf die engen Verbindungen, die wir durch unsere Studierenden, Absolventen und Dozenten nach Afrika haben, und freuen uns darauf, mit unseren Programmen weiterhin künftige Leader zu qualifizieren.“
Jalpa Patel, CEO von Adam Smith International und Partner der Technische-Hilfe-Fazilität von Boost Africa: „Die enorme Ausdauer und Innovationsfreude afrikanischer Start-ups ist ausgesprochen inspirierend. Sie haben das Zeug dazu, ganz Afrika sozioökonomisch voranzubringen. Und wir beschränken uns nicht auf die Zuschauerrolle. Über Kooperationsplattformen wie das Africa Venture Finance Programme gestalten wir aktiv eine Zukunft mit, in der diese Leader die Möglichkeit haben, Afrikas aufkeimende Investitionslandschaft zu bespielen, zu beeinflussen und sie vor allem zu stärken. Das ist mehr als nur Unterstützung. Es ist ein kollektiver Schritt für nachhaltigen Wohlstand und globale Wirkung.“
Eghosa Omoigui, Managing Partner von EchoVC und Teilnehmer: „Die Woche mit den Dozenten und anderen auf Afrika ausgerichteten Investoren war eine großartige Erfahrung. Das ganze Programm, der Austausch von Wissen und Perspektiven waren eine enorme Bereicherung. Nach dieser Woche bin ich überzeugt: Unternehmerinnen und Unternehmer, die in Afrika positive Veränderungen vorantreiben und echte Wirkung erzielen wollen, können auf Investitionspartner zählen, die alles tun, um Gründern und Start-ups zum Erfolg zu verhelfen. Vielen Dank an die Sponsoren, Dozentinnen und Dozenten, Koordinatoren und alle, die an uns glauben!“
Wichtigste Ergebnisse des diesjährigen Africa Venture Finance Programme:
- Auf der Veranstaltung wurden alternative Venture-Capital-Ansätze zum Silicon-Valley-Modell für den Portfolioaufbau gesucht, die besser zum afrikanischen Markt passen. Dabei richtete sich der Blick auch auf die Venture-Capital-Ökosysteme in Europa und im Nahen Osten als potenzielle Modelle.
- Die Teilnehmenden erwarten, dass Venture Debt in den kommenden Monaten und Jahren als Finanzierungsoption an Bedeutung gewinnt und vermehrt eingesetzt wird. Das könnte die Finanzierungsstrategien verändern.
- Regulierungsbehörden können den Fluss von Privatkapital wesentlich erleichtern, indem sie Investitionshemmnisse abbauen und so das afrikanische Start-up-Ökosystem befeuern.
- In den Diskussionen wurde hervorgehoben, dass Investitionsmodelle und ‑strategien auf die besonderen Chancen und Herausforderungen Afrikas zugeschnitten und dabei lokale Kenntnisse und Fachwissen eingebunden werden müssen. Ebenso betonten die Teilnehmenden, welche Vorteile inklusive Investitionen und eine chancengerechte Führung vor allem mit Blick auf die Geschlechterdiversität haben.
- Themen wie die Zukunft von KI in Afrika und innovative Lösungen für die Identifizierung und den Aufbau erfolgreicher Unternehmen zeigten, wie zukunftsorientiert die Teilnehmenden denken.
- Die Fondsmanager waren sich darin einig, dass Start-ups und kleine und mittlere Unternehmen in Afrika nicht nur finanziert, sondern in allen Wachstumsphasen angemessen gefördert werden müssen.
In den letzten Jahren ist deutlich mehr Kapital in das afrikanische Technologie-Ökosystem geflossen. 2022 wurde ein Rekordvolumen von 6,2 Milliarden US-Dollar erreicht nach 1,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020. Das entspricht trotzdem nur einem Prozent aller weltweiten Venture-Finanzierungen, obwohl Afrika drei Prozent zum globalen BIP beiträgt und dort 17 Prozent der Weltbevölkerung leben. Mit ihrem Potenzial in puncto Ertragskraft und globaler Wettbewerbsfähigkeit sind afrikanische Start-ups Innovationsträger, die bei entsprechender Förderung Herausforderungen dynamisch angehen können – sowohl in Afrika als auch weltweit.
Hintergrundinformationen
Die EIB
Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten der EU. Die Bank vergibt langfristige Mittel für solide Projekte, die den Zielen der EU entsprechen.
Die EIB Global ist der Geschäftsbereich der EIB-Gruppe für wirksamere internationale Partnerschaften und Entwicklungsfinanzierungen sowie ein zentraler Partner bei Global Gateway. Wir wollen wir bis Ende 2027 Investitionen von 100 Milliarden Euro anschieben, das ist gut ein Drittel des Gesamtziels der Initiative. Als Teil von Team Europa arbeitet die EIB Global eng und zielorientiert mit anderen Entwicklungsfinanzierungsinstituten und der Zivilgesellschaft zusammen. Über unsere Büros in aller Welt bringt die EIB Global die EIB-Gruppe näher zu den Menschen, Unternehmen und Institutionen vor Ort.
Boost Africa
Boost Africa ist eine gemeinsame Initiative der Afrikanischen Entwicklungsbank und der EIB. Ziel ist, mit Unterstützung der Europäischen Kommission und des Sekretariats der Organisation afrikanischer, karibischer und pazifischer Staaten afrikaweit Unternehmertum und Innovation zu fördern. Die EIB zeichnet im Rahmen von Boost Africa Senior- und Junior-Tranchen von Venture-Capital-Fonds in Subsahara-Afrika. Ergänzt wird dies durch die Fazilität für technische Hilfe. Boost Africa hat sich bisher mit fast 70 Millionen Euro an fünf Fonds beteiligt – TLcom Tide Africa, Partech Africa Venture Capital Fund, AfricInvest Venture Capital Growth Fund, Janngo Capital Start-up Fund und Atlantica Venture Fund.
Die Fazilität für technische Hilfe von Boost Africa bietet maßgeschneiderte Unterstützung zur Stärkung der grundlegenden fachlichen und operativen Kompetenzen von Fondsmanagern und ihren Beteiligungsunternehmen, damit das Wachstumspotenzial innovativer Technologie-Start-ups und wachstumsstarker kleiner und mittlerer Unternehmen in Subsahara-Afrika genutzt werden kann. Die Mittel werden von der EIB verwaltet und von Adam Smith Europe, einem Unternehmen der Adam Smith International Group, umgesetzt. Die Fazilität für technische Hilfe ist Teil des breit angelegten Boost-Africa-Programms.
AfricaGrow
AfricaGrow ist ein in Deutschland angesiedelter Dachfonds, der kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Start-ups auf dem afrikanischen Kontinent durch Investitionen in panafrikanische regionale und länderspezifische Private-Equity- und Risikokapitalfonds unterstützt, die nachweislich gute Ergebnisse und Kompetenzen aufweisen. Der Fonds will eine Katalysatorwirkung auf das entstehende, dynamische Ökosystem der afrikanischen KMU und Start-ups ausüben und so zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Erwirtschaftung von Einkommen sowie zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum beitragen. Als rechtlich unabhängige Einrichtung ist AfricaGrow ein zentrales Instrument der Initiative „Compact with Africa“, die 2017 unter der deutschen G20-Präsidentschaft ins Leben gerufen wurde. Die Fazilität für technische Hilfe wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert. Den Fonds verwaltet Allianz Global Investors mit Beratung von der DEG Impact GmbH.