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Gerhard Hütz, Group Chief Compliance Officer der EIB-Gruppe (vierter von rechts) und Jorge Dajani, Chief Ethics Officer der Weltbankgruppe (vierter von links)

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Von links nach rechts: Pierre Gramegna, luxemburgischer Finanzminister; Shaolin Yang Managing Director und Chief Administrative Officer der Weltbankgruppe; Werner Hoyer, EIB-Präsident

Am 6. Juni veranstalteten die Europäische Investitionsbank und die Weltbank gemeinsam am Sitz der EIB in Luxemburg die „Ethics and Corporate Culture Conference 2019“. EIB-Präsident Werner Hoyer, der luxemburgische Finanzminister Pierre Gramegna und Shaolin Yang, Managing Director der Weltbankgruppe, eröffneten die Konferenz mit 150 Fachleuten und Gästen aus den Bereichen Ethik, Compliance, Regulierung, Verhaltenswissenschaft und künstliche Intelligenz.

In seiner Eröffnungsrede betonte EIB-Präsident Werner Hoyer, welch hohen Stellenwert die Ethik für öffentliche internationale Finanzierungsinstitutionen (IFIs) wie die EIB-Gruppe und die Weltbankgruppe einnimmt:

„Als internationale Finanzierungsinstitutionen haben wir die Aufgabe, in das Gemeinwohl zu investieren. Wir wollen die Lebensbedingungen der Menschen verbessern und in die Zukunft investieren. Deswegen müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen und uns stets ethisch verhalten.“

Shaolin Yang, Managing Director und Chief Administrative Officer der Weltbankgruppe, bekräftigte die Bedeutung der Ethik in der Entwicklung und betonte, dass IFIs hier weltweit eine starke Führungsrolle wahrnehmen müssen.

„Entwicklung zu fördern und damit bessere Lebensbedingungen zu schaffen, stellt uns nicht nur vor wirtschaftliche oder finanzielle Herausforderungen. Es geht auch um Ethik.  Als supranationale Organisationen glauben wir – die Europäische Investitionsbank, die Weltbankgruppe und andere IFIs –, dass Lebensverhältnisse und die Gesellschaft nur durch globale Zusammenarbeit verbessert werden. Darin sehen wir eine ethische Notwendigkeit, und darauf arbeiten wir hin. Und als Finanzierungsinstitutionen legen wir bei der Verwendung der öffentlichen Mittel, die uns anvertraut werden, ethische Maßstäbe an.“

Pierre Gramegna, der luxemburgische Finanzminister, fügte hinzu, dass Ethik und Unternehmenskultur auch durch die Klima- und Nachhaltigkeitsdebatten beeinflusst werden.

„Bei allem, was wir tun, müssen wir an das Klima denken. Manche können es vielleicht schon nicht mehr hören, aber wir fangen gerade erst an. Der Klimaschutz prägt in den nächsten Jahren nicht nur die Ethik, sondern auch die Unternehmenskultur.“

Die Konferenz deckte ein breites Themenspektrum ab: Ethikprogramme von IFIs, Unternehmenskultur, aufsichtsrechtliche Entwicklungen und die Auswirkungen auf Compliance-Fragen, Leistung, Effizienz und Mitarbeitermotivation. In Podiumsdiskussionen zur Verhaltenswissenschaft, zu Daten- und Informationslösungen, zu künstlicher Intelligenz und zu digitaler Ethik wurden die jüngsten und zukünftigen Entwicklungen beleuchtet.

Warum ist eine Ethik- und Compliance-Kultur wichtig?

In den letzten zehn Jahren gewannen Compliance- und Ethikfragen in der Unternehmens- und Bankenwelt immer mehr an Bedeutung: Regulierungsbehörden überwachen Finanzinstitute immer enger, Anteilseignerinnen und -eigner äußern ihre Bedenken deutlicher als je zuvor, und mehr Nichtregierungsorganisationen ziehen Organisationen für ihr Verhalten öffentlich zur Verantwortung.

Kampagnen wie „Me too“, die sich wie ein Lauffeuer verbreiteten, sind nur ein Beispiel für dieses veränderte Umfeld. Sie haben die Öffentlichkeit sensibilisiert und ausführliche Diskussionen über unangemessenes Verhalten und sexuelle Belästigung angestoßen. Bei der Beurteilung von Führungskräften werden immer öfter Ethik und Integrität als wichtige Kriterien herangezogen. Noch vor einem Jahrzehnt wurde die Hälfte aller Kündigungen von CEOs mit schlechten finanziellen Ergebnissen begründet, weniger als ein Zehntel mit ethischem Fehlverhalten. 2018 jedoch gingen 39 Prozent aller Kündigungen auf ethische Gründe zurück und nur 35 Prozent auf die finanzielle Performance.

Ethik und Compliance aus Sicht der Verhaltenswissenschaft

Unternehmensethik und Compliance aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht zu betrachten, ist relativ neu. Es geht darum, wie die Ethik stärker in der Unternehmenskultur einer Institution verankert werden kann. Regeln, Standards und Gesetze alleine reichen nicht aus, um unethisches Verhalten zu verhindern. Stattdessen wird untersucht, was Menschen zu ihrem Verhalten bewegt und wie sie zu „gutem“ Verhalten angespornt werden können.

In der Podiumsdiskussion zu diesem Thema beschäftigten sich die Gäste mit der Frage „Warum gute Menschen Böses tun“. Außerdem wurden der aktuelle Forschungsstand und Konzepte zur Förderung erwünschter Verhaltensweisen vorgestellt.

Künstliche Intelligenz: Ethik der Zukunft

„Sind wir alle nur noch Datensubjekte?“, „Sollten wir diese Technologie überhaupt verwenden?“, „Wie steht es mit der Frage der Voreingenommenheit bei künstlicher Intelligenz?“ „Wie wirkt sich künstliche Intelligenz auf Verantwortung und Rechenschaft aus?“ Die Podiumsdiskussion „Ethik der Zukunft: Unternehmenskultur und künstliche Intelligenz“ zeigte, dass Ethik in die Entwicklung und Gestaltung von künstlicher Intelligenz einfließen kann, sofern die richtigen Fragen gestellt werden. Die Diskussion zeigte aber auch: Künstliche Intelligenz kann die Welt, wie wir sie kennen, verändern. Jedoch beginnen wir gerade erst zu verstehen, welche Chancen und Risiken sie birgt. 

Ethikinitiative der IFIs

Die gemeinsam von der Compliance-Stelle der EIB-Gruppe (OCCO) und der Abteilung „Ethics and Business Conduct“ der Weltbankgruppe veranstaltete Konferenz war gleichzeitig der Startschuss für eine Ethikinitiative der IFIs.

Gerhard Hütz, Group Chief Compliance Officer der EIB-Gruppe, und Jorge Dajani, Chief Ethics Officer der Weltbankgruppe, wiesen bei dieser Gelegenheit auf den Stellenwert der Ethik und die Vorbildfunktion von IFIs hin.