Im Fokus der gestrigen Diskussionen stand der Ruf nach einem globalen Grünen Deal, um die weltweite CO2-Bilanz zu verbessern, allen Menschen den Zugang zu sauberen Technologien zu ermöglichen und den gerechten Übergang in eine CO2-neutrale Zukunft zu schaffen. Klimafachleute aus der ganzen Welt nahmen an dem virtuellen Live-Event Investing in Climate Action: the Make-or-Break Decade teil.
Zu den Rednerinnen und Rednern gehörten Ursula von der Leyen, Werner Hoyer (hier seine Rede), John Kerry, Christine Lagarde, Frans Timmermans, Valdis Dombrovskis, Kristalina Georgieva, Achim Steiner, Amina Mohammed, Michael Bloomberg, Ambroise Fayolle, Teresa Czwerwinska (hier ihre Rede), Laurence Tubbiana und Liz Wathuti.
Europa Vorreiter beim Klimaschutz
Auf dem Event – organisiert von der Europäischen Kommission und der Europäischen Investitionsbank in Kooperation mit Project Syndicate – stand die EU als Klimavorreiter im Rampenlicht. Internationale Akteure im Klimaschutz sprachen über schnelle und wirkungsvolle Lösungen weltweit für Klimaschutz, Klimapolitik, internationale Kooperation und Finanzinnovation, um dem Klimanotstand zu begegnen.
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eröffnete die Konferenz gemeinsam mit EIB-Präsident Werner Hoyer und erklärte: „Klimaschutz ist nicht nur ein Muss, sondern auch die größte Chance unseres Lebens. Wir stehen vor einem tief greifenden Wandel.“
Sie zeigte sich stolz darauf, dass sich die EIB als multilaterale Entwicklungsbank neu ausrichtet und zur Klimabank der EU wird. „Das gibt die Richtung für das kommende entscheidende Jahrzehnt vor.“
Präsident Hoyer präsentierte ein Schlüsselthema der Konferenz: „Das ist keine Aufgabe für Europa allein. Europa ist für weniger als zehn Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Der Klimaschutz ist also nicht nur eine europäische Angelegenheit.“
Dieser Botschaft schlossen sich zahlreiche Rednerinnen und Redner an. Auch wenn Europa beim Klimaschutz führend ist, geht es nicht ohne globale Zusammenarbeit.
EIB: Ein Standard, den andere erst erreichen müssen
John Kerry, US-Klimasonderbeauftragter, wandte sich live aus Washington an die EU-Akteure: „Wir zählen auf Sie in den kommenden Wochen und Monaten, wenn wir Druck für die Klimakonferenz in Glasgow aufbauen. Ich glaube, ich kann ohne Übertreibung sagen: Diese Konferenz ist so gut wie sicher unsere letzte Chance, um das Ruder noch herumzureißen ... Die Zeit läuft uns davon, das sagt uns die Wissenschaft, und das sagt uns die schiere Größe der vor uns liegenden Aufgabe. Ich freue mich darauf, mit Ihnen allen zusammenzuarbeiten.“
John Kerry hob die Rolle der EIB als Klimabank der EU hervor: „Ihre ehrgeizigen Ziele für den Klimaschutz, Ihre Pionierarbeit bei den grünen Anleihen und Ihr mutiger Ausstieg aus der Finanzierung fossiler Energieprojekte beeindrucken mich sehr. Das alles bringt uns voran, und Institutionen rund um den Globus sollten diesem Beispiel folgen. Banken auf der ganzen Welt haben nun ein Vorbild, dem sie nacheifern sollten. Die EIB ist ein wichtiger Partner für den finanziellen Teil des europäischen Grünen Deals, soviel steht fest. Sie wird Klimainvestitionen in Europa von mindestens einer Billion Euro anstoßen. Ich danke Ihnen sehr, dass Sie diese Vorreiterrolle einnehmen.“
Auch Michael Bloomberg, UN-Sonderbeauftragter für Klimaschutz und Klimalösungen, betonte die wichtige Rolle der Europäischen Union bei der Erreichung der Pariser Ziele. „Ich danke Kommissionspräsidentin von der Leyen, Präsident Hoyer, Exekutiv-Vizepräsident Dombrovskis und Exekutiv-Vizepräsident Timmermans dafür, dass Europa im Rennen zur Klimaneutralität eine solch starke Führungsrolle übernimmt.Mit ihrer Ankündigung, keine fossilen Energieprojekte mehr zu finanzieren, hat die EIB die Latte sehr hoch gelegt – auch für Washington.“
Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission für den europäischen Grünen Deal, hob die Bedeutung eines inklusiven Ansatzes hervor. Besonders junge Menschen müssten an Bord geholt werden, denn nach seinem Dafürhalten wäre der Grüne Deal ohne die Fridays-for-Future-Bewegung gar nicht zustande gekommen. „Die Menschheit muss einen nachhaltigen Kurs einschlagen. Sie muss lernen, die Grenzen der Natur zu achten. Die nächsten Jahre bieten uns die Gelegenheit, in eine nachhaltige Gesellschaft und eine nachhaltige Wirtschaft der Zukunft zu investieren. Damit helfen wir unseren Kindern und Enkelkindern. Das ist das Motivierende an der Klimapolitik – wir machen das für künftige Generationen, deswegen sollten wir sie auch einbeziehen.“
Klimaschutz: die größte Chance unseres Lebens
Die Rednerinnen und Redner waren sich einig, dass die enorme Herausforderung des Klimawandels gleichzeitig die große Chance bietet, die Gesellschaften und Volkswirtschaften für die Zukunft komplett umzugestalten. Dafür müssen Strategien umgesetzt werden, die die Gesellschaften beim Klimaschutz unterstützen. Bei einem gerechten Übergang darf niemand zurückbleiben, und die ökologische Nachhaltigkeit muss gefördert werden, um die Natur und die Biodiversität zu schützen und wiederherzustellen. Alle waren sich einig: Wir müssen jetzt handeln, eine zweite Chance gibt es nicht.
Die nächste Etappe: Die 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow
Die COP 26 in Glasgow wird für die Welt ein wichtige Rolle spielen, um einen realistischen Fahrplan zur Klimaneutralität festzulegen. Sämtliche Rednerinnen und Redner, von Patricia Espinosa, Exekutivsekretärin des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC), bis hin zu UNDP-Chef Achim Steiner und der geschäftsführenden Direktorin des IWF Kristalina Georgieva, forderten die Menschen, Unternehmen und Institutionen auf, die richtigen Bedingungen dafür zu schaffen.
Amina Mohammed, stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen, betonte, dass sie sich über mehr Fortschritte der internationalen Finanzinstitute beim Pariser Abkommen freuen würde, das vor über fünf Jahren auf der COP 21 unterzeichnet wurde. „Die Europäische Investitionsbank hat einen Goldstandard gesetzt, indem sie ihr Portfolio und ihre gesamten Strategien auf das Klima ausgerichtet hat. Wir freuen uns darauf, dass andere multinationale Entwicklungsbanken und Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen es ihr gleichtun. Ich begrüße diese Anstrengungen sehr. Bitte helfen Sie anderen dabei, nachzuziehen, je nach Umständen und Unterstützungsbedarf.“
Vor Kurzem hat die EIB ihren Klimabank-Fahrplan verabschiedet. Bis 2030 will sie Investitionen in den Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit von einer Billion Euro anstoßen und bis 2025 mindestens 50 Prozent ihrer Finanzierungen für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit bereitstellen. Alle neuen Finanzierungen richtet die EIB-Gruppe am Pariser Abkommen aus.
Außerdem hat die EIB die Finanzierung herkömmlicher fossiler Energieprojekte eingestellt und konzentriert sich auf erneuerbare Energien, Energieeffizienz, alternative Brennstoffe und die entsprechende Infrastruktur, damit diese Technologien sich durchsetzen können.
Zu den Reden
Amina Mohammed, stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen
Michael Bloomberg, UN-Sonderbeauftragter für Klimaschutz und Klimalösungen
John Kerry, US-Klimasonderbeauftragter
Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission für den europäischen Grünen Deal