Das Stromnetz ist der Schlüssel zu sauberer Energie in Europa. Weil Strom voraussichtlich der wichtigste Energieträger wird, müssen die europäischen Länder ihre Infrastruktur anpassen, um schnell erneuerbare Energien zur Deckung des höheren Strombedarfs einzubeziehen. Die derzeitige Netzstruktur kann Erneuerbare jedoch nicht richtig aufnehmen. Es muss noch viel getan werden, um dezentrale und intermittierende erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft zu integrieren.
Heute findet das erste hochrangig besetzte Stromnetzforum Future of our grids – Accelerating Europe’s energy transition in Brüssel statt. Dort wird erörtert, wie Stromnetze schneller entwickelt werden können, sei es durch Regulierung, Investitionen, schnellere Planung und Genehmigung oder Produktion und Vermittlung von Know-how auf dem gesamten Kontinent. Die Konferenz bringt Entscheidungsträger aus der Netzbranche, Vertreterinnen und Vertreter aus der Industrie sowie öffentliche und private Geldgeber zusammen.
Doch der Ausbau der Übertragungs- und Verteilungskapazitäten, der Bau von Verbindungsleitungen und die Stärkung von Energiespeicherkapazitäten für eine bessere Netzflexibilität erfordern massive Investitionen: Laut Europäischer Kommission werden 584 Milliarden Euro benötigt, um den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2030 auf 42,5 Prozent zu steigern. Die Internationale Energie-Agentur schätzt, dass die weltweiten Investitionen in Stromnetze sich bis 2030 fast verdoppeln müssen, um bis 2050 Emissionsneutralität zu erreichen. Dafür sind öffentliche Mittel aus nationalen und EU-Haushalten sowie Gelder privater Investoren unerlässlich.
Für beides ist die Arbeit der Europäischen Investitionsbank (EIB) von entscheidender Bedeutung. Die EIB bietet eine breite Palette von Finanzierungsprodukten zu günstigen Bedingungen sowie Beratung bei der Vorbereitung und Durchführung von Projekten. Als Ankerinvestor zieht die Bank oft auch zusätzliche Investitionen aus dem Privatsektor an. Die EIB vergibt seit jeher viele Darlehen für Stromnetze. Mit den 2019 verabschiedeten Energiefinanzierungsleitlinien und dem Klimabank-Fahrplan 2021–2025, der den europäischen Green Deal unterstützt, hat sie das Volumen aber noch gesteigert. In den letzten drei Jahren hat die EIB Stromnetze mit durchschnittlich 3,9 Milliarden Euro pro Jahr finanziert.
So erwarb sie etwa grüne Hybridanleihen des spanischen Übertragungsnetzbetreibers Redeia Corporación. Außerdem zeichnete sie Hybridanleihen von Tauron und Energa, um Investitionen in das polnische Stromverteilungsnetz zu finanzieren. Die EIB fördert die Modernisierung und den Ausbau von Stromverteilnetzen, wie dem des staatlichen tschechischen Verteilungsunternehmens ČEZ, und sie hat jüngst das spanische Unternehmen Iberdrola bei der Modernisierung und Digitalisierung seiner Verteilnetze unterstützt. Die Bank investiert auch in grenzüberschreitende Netzverbunde von gemeinsamem europäischem Interesse wie den Celtic Interconnector zwischen Frankreich und Irland, und NeuConnect zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich, der ersten Verbindung zwischen den beiden größten Energiemärkten Europas. Die Finanzierungen der EIB können mit Zuschüssen kombiniert werden, etwa unter der Connecting-Europe-Fazilität (CEF). Das Programm fördert den Aufbau von nachhaltigen und effizient miteinander verbundenen transeuropäischen Netzen in den Bereichen Verkehr, Energie und digitale Dienstleistungen.
Unter dem Klimabank-Fahrplan 2021–2025 will die EIB im entscheidenden Jahrzehnt 2021–2030 Investitionen von einer Billion Euro in Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit mobilisieren. Gleichzeitig wird sie den Anteil ihrer Finanzierungen für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit bis 2025 auf über 50 Prozent ihres jährlichen Finanzierungsvolumens erhöhen. Zu zukunftssicheren Netzen soll auch REPowerEU beitragen. Dieser ehrgeizige Plan wurde 2022 von der EU ins Leben gerufen und soll die Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen verringern. Die EIB unterstützt den Plan mit zusätzlichen Finanzierungen von 45 Milliarden Euro bis 2027. Die Mittel fließen direkt in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und bahnbrechende Technologien, aber auch in Netze, Speicherlösungen und moderne Netto-Null-Produkte. All das trägt wesentlich zum Grünen Deal für das klimaneutrale Zeitalter der Europäischen Kommission bei.