- Neuer Informationsspeicher hilft, Katastrophenrisiken in Einklang mit Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zu verringern
- Konsolidierung von Good Practices und Erkenntnissen in Raumplanung und Arbeitsschutz der letzten zehn Jahre in Europa und anderen Regionen
Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen, Dürren und Stürme, aber auch technologische Gefahren wie Industrie- und Chemieunfälle gefährden Menschenleben, Ökosysteme und Volkswirtschaften und haben mitunter langfristige Folgen. Solche Katastrophen können die Sicherheit und Stabilität unserer Gesellschaften in wenigen Minuten erschüttern. Klimabedingte Wetterextreme verschärfen diese Risiken. Gefährdet sind alle Länder – auch die mit dem höchsten Entwicklungsstand – vor allem dann, wenn Maßnahmen für integriertes Flächenmanagement, Arbeits- und Umweltschutz und zur Beteiligung der Öffentlichkeit fehlen. Die jüngste Explosion von Lagerhäusern in Beirut (2020), der Dammbruch in Brasilien (2019) und die durch Hurrikan Harvey (2017) bedingten Explosionen in einer Chemiefabrik in Texas erinnern nur zu gut daran, welche verheerenden Zerstörungen ohne koordinierte Vorsorge mit großen Katastrophen einhergehen.
Nur durch Katastrophenvorsorge werden Menschen, Gemeinschaften und Umwelt krisenfester. Deshalb haben die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) kürzlich einen Informationsspeicher für Good Practices und Erkenntnisse in Raumplanung und Arbeitsschutz eingerichtet. Diese Online-Plattform erleichtert es Ländern, Behörden und Sachverständigen, Wissen, Good Practices und Erkenntnisse in puncto Katastrophenvorsorge auszutauschen. Sie führt Informationen zusammen, die die UNECE-Länder und andere Akteure in den vergangenen zehn Jahren gesammelt haben und die Bereiche Raumplanung, Arbeitsschutz, Standortwahl für Industrie- und Chemieanlagen, Umweltprüfungen, Beteiligung und Information der Öffentlichkeit, Katastrophenvorsorge sowie grenzüberschreitende Zusammenarbeit betreffen.
Der Informationsspeicher ist das Ergebnis einer jahrelangen Zusammenarbeit zwischen der EIB und der UNECE. 2020 haben sich beide Einrichtungen erneut zusammengetan, um für Katastrophenrisiken zu sensibilisieren, die von der Natur und Technologien ausgehen. Gemeinsam haben sie unterstrichen, wie wichtig eine gute und integrierte Planung sowie Arbeitsschutzmaßnahmen sind, um Gemeinschaften und Umwelt sicherer und nachhaltiger zu machen. Der Informationsspeicher konsolidiert die bisherige gemeinsame Arbeit und baut darauf auf. So haben beide Einrichtungen u. a. bereits einen Leitfaden für Raumplanung, Standortwahl für gefährliche Aktivitäten und damit verbundene Sicherheitsaspekte entwickelt, ein Video über die Vorteile einer besseren Koordinierung von Raumplanung und Arbeitsschutz erstellt und 2016 und 2018 zwei Seminare zu Raumplanung und Arbeitsschutz organisiert. Damit haben sie die grenzüberschreitende und sektorübergreifende Zusammenarbeit, die Anwendung von Verfahren für Raumplanung, Umwelt- und Arbeitsschutz sowie den Dialog zwischen den UNECE-Ländern erheblich verbessert.
Die im Informationsspeicher erfassten Good Practices und Erkenntnisse zeigen, welche Anstrengungen Länder und Organisationen unternehmen, um Katastrophenrisiken zu verringern und ihre potenziellen Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen, die Lebensgrundlagen und die Umwelt im eigenen Land und darüber hinaus zu mindern. Damit trägt die Plattform maßgeblich zu einer besseren Katastrophenresilienz und einer nachhaltigen Entwicklung im Sinne der einschlägigen UNECE-Instrumente bei. Dazu gehören das Übereinkommen über die grenzüberschreitenden Auswirkungen von Industrieunfällen, das Übereinkommen über die Umweltverträglichkeitsprüfung im grenzüberschreitenden Rahmen und das zugehörige Protokoll über die strategische Umweltprüfung, das Übereinkommen über den Zugang zu Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und den Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten sowie die Instrumente, die vom Ausschuss für Stadtentwicklung, Wohnbau und Raumnutzung entwickelt wurden.
Der Informationsspeicher enthält wichtige Fallstudien, wie Länder zur Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, darunter zu Ziel 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden), und zum Sendai-Rahmen für Katastrophenvorsorge 2015–2030 beitragen. Sie illustrieren, wie Rechtsvorschriften, Strategien, Pläne/Programme, Maßnahmen und innovative Instrumente Mensch und Umwelt gegen Gefahren und Risiken wappnen können und Städte und Siedlungen sicherer, widerstandsfähiger und nachhaltiger machen.
Aktuell enthält der Informationsspeicher über 40 Beispiele aus 25 Ländern, darunter zahlreiche aus Ost- und Südosteuropa, dem Kaukasus und Zentralasien. Beiträge aus 14 Ländern thematisieren die Beteiligung und vor allem die Information der Öffentlichkeit. Im Laufe der Zeit dürften weitere Fallstudien in den Informationsspeicher aufgenommen werden.
Diese Initiativen untermauern die Ziele des Klimabank-Fahrplans der EIB und ihrer Klimastrategie, die Projekte resilienter machen sollen. „Durch ihr Risikomanagement gewährleistet die Bank, dass mit ihren Projekten zusammenhängende Infrastrukturen, Gemeinschaften und Ökosysteme besser gegen Krisen gewappnet werden. Finanzierungen für Katastrophenvorsorge und Katastrophenresilienz, klimafeste städtische und ländliche Infrastruktur und Initiativen für einen besseren Wiederaufbau stehen im Mittelpunkt unseres Handelns. Deshalb sind wir stolz auf die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der UNECE. Ich möchte die Länder ermutigen, diese beeindruckenden Fallstudien in vollem Umfang zu nutzen, um ihre integrierten Strategien zur Planung zukunftsfähiger, krisenfester Städte zu verbessern.“ – Adina Relicovschi, Leiterin Grundsatzfragen Umwelt, Europäische Investitionsbank
„Mithilfe der Europäischen Investitionsbank, die zu unseren wichtigsten Partnern gehört, fördert die UNECE die Zusammenarbeit in der gesamten Region. Sie setzt sich dafür ein, dass der soziale und wirtschaftliche Fortschritt mit einem besseren Katastrophenrisikomanagement und mehr Umweltverantwortung einhergeht. Mit ihren rechtlichen und normativen Instrumentarien hilft die UNECE ihren Mitgliedstaaten, Katastrophenrisiken zu verringern, die Widerstandsfähigkeit zu stärken und Katastrophen besser zu bewältigen. Wir haben erfolgreich die erste zentrale Datenbank für Good Practices und Erkenntnisse in den Bereichen Stadtplanung, Arbeitsschutz, Umweltprüfung, Öffentlichkeitsbeteiligung und Katastrophenvorsorge eingerichtet. Darauf sind wir sehr stolz. Ich möchte unsere Mitgliedstaaten nachdrücklich ermutigen, diese Informationen zu studieren und zu überlegen, ob sie damit eine besser integrierte Strategie für diese Bereiche entwickeln können. Ich freue mich darauf, die Länder durch die weitere Zusammenarbeit innerhalb der UNECE und mit Partnern wie der Europäischen Investitionsbank zu unterstützen.“ Marco Keiner, Direktor der Abteilung Umwelt bei der UNECE