Einrichtung eines wirksamen Rahmens für die Sanierung und Abwicklung notleidender Kredite 

Teilnehmer eines Workshops der Wiener Initiative 2.0 forderten entschlossene, rasche und zielgerichtete Maßnahmen für den Umgang mit notleidenden Krediten in Mittel- und Südosteuropa. Sie nahmen gleichzeitig Fortschritte in verschiedenen Rechtsräumen bei der Veräußerung und der Abschreibung notleidender Kredite zur Kenntnis.

Die Wiener Initiative ist ein Forum des privaten und des öffentlichen Sektors, das wichtige Internationale Finanzierungsinstitutionen, internationale Einrichtungen, öffentliche Stellen und private Banken zusammenbringt, um Antworten auf dringende Probleme des Finanzsektors in den aufstrebenden europäischen Volkswirtschaften zu koordinieren.

An diesem Treffen nahmen auch andere Marktakteure teil, darunter potenzielle Investoren und Beratungsdienstleister.

Notleidende Kredite sind ein wesentliches Hindernis für die Erholung bestimmter mittel- und südosteuropäischer Länder von der Finanzkrise.

Der Überhang an problembehafteten Vermögenswerten hindert die Banken daran, sich mehr auf den Ausbau des Neugeschäfts zu konzentrieren. Die Europäische Zentralbank wird in Kürze die Qualitätsprüfung der Vermögenswerte und die Stresstests für die systemrelevanten Banken der Eurozone abschließen. Teilnehmer des Workshops, der am 23. September 2014 in Wien stattfand, betonten jedoch, dass Maßnahmen auch außerhalb des Euroraums durchgeführt werden müssten.

Die Systemrelevanz der Tochtergesellschaften von in der Eurozone ansässigen Banken in Mittel- und Südosteuropa dürfte eine wirksame Koordinierung des Umgangs mit Problemkrediten fördern.

Als Ergebnis des Treffens wurde die Empfehlung ausgesprochen, länderspezifische Gruppen einzurichten, um die Haupthindernisse für die Abwicklung von Problemkrediten zu ermitteln und zu beseitigen und um mögliche Abhilfen vorzuschlagen. Diese Gruppen werden die Beiträge von Kreditsanierungsexperten der Geschäftsbanken, von Rechtsexperten, nationalen Regulierungsbehörden und IFIs nutzen.

Sie werden eine Reihe von Lösungsstrategien prüfen, von denen sich möglicherweise einige gegenseitig verstärken, und zwar:

  • Bessere Koordinierung von außergerichtlichen Umstrukturierungen existenzfähiger Unternehmen. Maßnahmen, um die Sanierung der Bilanzen der Darlehensnehmer zu beschleunigen, sollten ebenfalls entscheidend zur Lösung des Problems der notleidenden Kredite beitragen. Grundsätze für die Umstrukturierung, die durch Grundsätze des internationalen Berufsverbands für Sanierungsexperten, Insolvenz- und Konkursverwalter (International Association of Restructuring, Insolvency & Bankruptcy Professionals – INSOL) ergänzt werden, können dazu beitragen, länderspezifische Umstrukturierungsleitlinien in Mittel- und Südosteuropa auszuarbeiten und zu harmonisieren. Sechs auf dem Treffen in Wien vertretene Banken verpflichteten sich, in den nächsten Monaten solche Leitlinien aufzustellen, und sich danach an diese zu halten.[1] Sie riefen weitere ausländische oder inländische Banken auf, dasselbe zu tun, und die Regulierungsbehörden, einen günstigen Rahmen für die Umstrukturierungen zu schaffen.
  • Einrichtung von Vermögensverwaltungsgesellschaften, und zwar insbesondere da, wo eine umfassende Umstrukturierung des Bankensektors erforderlich ist. Angesichts knapper öffentlicher Mittel sollte es sich um Einrichtungen des privaten Sektors handeln.
  • Einrichtung anderer Kreditsanierungsinstrumente, und zwar im gemeinsamen Eigentum und finanziert von mehreren Mutterbanken, so dass Koordinationsschwierigkeiten vermieden werden.
  • Förderung der Veräußerung von problembehafteten Vermögenswerten. Darauf spezialisierte externe Investoren verfügen möglicherweise über umfangreiche Sanierungserfahrungen und Mittel, um die Einbringungssummen zu steigern und einen liquideren Sekundärmarkt für solche Aktiva einzurichten. Der Dialog zwischen Banken und Investoren sollte intensiviert werden. Dies könnte durch die Unterstützung von Dienstleistungsunternehmen vor Ort erleichtert werden. Investoren können ihrerseits von der Zusammenlegung von Portfolios mit vergleichbaren Merkmalen und Risikoprofilen profitieren.
  • Zusammenlegung grenzüberschreitender Vermögenswerte, um so eine kritische Größe zu erreichen. Die Gesamtgröße des Bestands an Problemkrediten in aufstrebenden europäischen Volkswirtschaften kann erheblich sein. Allerdings sind diese in kleineren nationalen Märkten eingeschlossen. Eine Harmonisierung der einzelstaatlichen Regeln und eine mögliche Zusammenlegung könnte in Betracht gezogen werden.
  • Die Beseitigung rechtlicher, regulatorischer und steuerlicher Hindernisse für den Abbau von Problemkrediten ist in einigen Ländern weiterhin eine dringende Aufgabe.

Die IFI bekräftigten ihre Unterstützung für diese Arbeit und setzen sich dafür ein, Problemkredite frühzeitig abzuwickeln, entsprechend ihren jeweiligen Mandaten durch technische Hilfe und Projektbeteiligungen.

Für jede neu eingerichtete Ländergruppe in den ausgewählten Ländern werden Aktionspläne für notleidende Kredite aufgestellt werden. Die Berichterstattung und die Überwachung der vorgeschlagenen Maßnahmen werden im Rahmen der Wiener Initiative geprüft. Die nächste größere Veranstaltung wird die Plenarsitzung der Wiener Initiative im November sein.

Weitere Informationen und aktuelle Veröffentlichungen sind abrufbar unter: www.vienna-initiative.com



[1]

Erste Bank Group AG, Unicredit Bank Austria AG, Raiffeisen Bank International, Société Générale, Intesa San Paolo und Alpha Bank AE.