Weitere Ziele: Vertiefung der Kapitalmärkte und Abwicklung notleidender Kredite
Die Wiener Initiative stützte während der weltweiten Finanzkrise das Bankensystem in den europäischen Schwellenländern. Nun setzt sie auf ein Wachstumsmodell für die Region, um Innovationen zu fördern und die Produktivität anzukurbeln.
Mit dem neuen Ansatz will sie frische Impulse für das Wachstum in der Region geben und die Angleichung an EU-Länder mit einem höheren Einkommensniveau vorantreiben.
Auf einer Plenarsitzung der Wiener Initiative in London sprachen sich die Teilnehmer für Pläne zur Stärkung der Kapitalmärkte in der Region aus – eine weitere wichtige Voraussetzung für ein nachhaltigeres und stabileres Wachstum.
Außerdem erarbeiteten sie Lösungen für die schnellere Abwicklung notleidender Kredite und diskutierten darüber, wie sich regulatorische Änderungen auf das grenzübergreifende Bankgeschäft auswirken und wie etwaige nachteilige Auswirkungen abgemildert werden könnten.
Die Wiener Initiative wurde während der Krise 2008–2009 ins Leben gerufen, um den Finanzsektor in den europäischen Schwellenländern zu stützen und in den Volkswirtschaften der Region weiterhin den Zugang zu Krediten zu gewährleisten.
Als öffentlich-private Plattform vereint sie internationale Finanzierungsinstitutionen (IFI), europäische Institutionen, Aufsichtsbehörden aus Heimat- und Gastländern sowie große Bankengruppen, die in Mittel-, Ost- und Südosteuropa vertreten sind.
Nachdem sich die Region erholt hat, befasst sich die Wiener Initiative mit den noch verbliebenen Aufgaben im Finanzsektor. Dazu zählen die Abwicklung notleidender Kredite und die Entwicklung des Kapitalmarkts.
Der neue Schwerpunkt der Wiener Initiative auf Innovation zeigt, dass Investitionen in diesem wichtigen Bereich in den mittel-, ost- und südeuropäischen Ländern noch zu kurz kommen. Dort gibt es hauptsächlich kleine Unternehmen, deren Innovationen durch die Markstrukturen und mangelnde Finanzierungsmittel ausgebremst werden.
Die Kapitalbildung und das Produktivitätswachstum haben nachgelassen, die Qualität und Quantität des Kapitalstocks liegen hinter denen wohlhabenderer Nachbarländer zurück (Investitionsbericht der EIB).
Die Teilnehmer der Wiener Initiative sind sich einig: „Ein neues, ausgewogeneres Wachstums- und Finanzierungsmodell, dessen Schwerpunkt auf Innovation und höherer Produktivität liegt, wird dringend gebraucht.“
Eine neue Arbeitsgruppe der Wiener Initiative wird untersuchen, welche Rolle verschiedene Finanzierungsquellen dabei spielen, unterschiedliche Arten von Innovation zu unterstützen. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf Bankfinanzierungen. Die Gruppe beschäftigt sich insbesondere mit der Übernahme und Anpassung bestehender Technologien, die für ein Unternehmen oder den lokalen Markt neu sind.
Außerdem setzt sie sich für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen IFI, Banken und alternativen Geldgebern – auch aus dem Risikokapitalsektor – ein, um so den Investitionsbedarf innovativer Unternehmen zu decken und Marktlücken sowie vorrangige strategische Bereiche zu ermitteln. Die Gruppe wird ihre Vorschläge im April 2019 vorlegen.
Daneben billigte die Wiener Initiative Vorschläge für den Ausbau der Kapitalmärkte in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, der für ein langfristiges Wachstum entscheidend ist. Die Vorschläge werden in einem neuen Bericht vorgestellt, den die von der Europäischen Kommission angeführte Arbeitsgruppe zur Kapitalmarktunion erstellte. (Bericht in Kürze hier verfügbar.)
Laut dem Bericht sind „besser entwickelte Kapitalmärkte eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Investitionen aus inländischen und ausländischen Quellen finanziert werden“.
In dem Bericht werden die Kapitalmärkte Mittel-, Ost- und Südosteuropas gründlich durchleuchtet. Die wichtigsten Herausforderungen für die Entwicklung einzelner Kapitalmärkte werden bewertet, und es werden strategische Empfehlungen abgegeben, wie das Potenzial lokaler Märkte im EU-Kontext ausgeschöpft werden kann.
Die effiziente Verwendung von multilateralen Finanzierungsmitteln in Mittel-, Ost- und Südosteuropa ist ein wichtiges Ziel der Wiener Initiative. Vor diesem Hintergrund erkannte sie den Fortschritt der Arbeitsgruppe im Bereich der Finanzierungsinstrumente an. Die Arbeitsgruppe fasst zusammen, welche Erfahrungen verschiedene Anspruchsgruppen mit den Finanzierungsinstrumenten von IFI machten. Sie legt Vorschläge zur Verbesserung des bestehenden Produktportfolios vor und zeigt auf, in welchen potenziellen neuen Geschäftsbereichen noch mehr Bedarf an IFI-Produkten besteht. Ihr Abschlussbericht wird dem Lenkungsausschuss der Wiener Initiative spätestens im Oktober 2018 vorgelegt.
Bei ihrer Sitzung in London begrüßte die Wiener Initiative auch den stetigen Rückgang der notleidenden Kredite in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Dieser ist zum Teil den Reformen zu verdanken, die sie mit ihrer Initiative gegen notleidenden Kredite unterstützt hatte.
Der strenge Regulierungsrahmen, der in Europa für notleidende Kredite gilt, dürfte sich in Zukunft positiv auswirken und zu einer schnelleren Abwicklung der Kredite in Mittel-, Ost- und Südosteuropa beitragen.
In diesem Zusammenhang befürwortete die Wiener Initiative die kürzlich von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) veröffentlichten Templates für notleidende Kredite. Mit den Templates will die EBA dafür sorgen, dass potenziellen Investoren bessere und standardisierte Daten zur Verfügung stehen. Dadurch sollen mehr internationale Investoren in notleidende Kredite für die Märkte in der Region gewonnen werden.