EIB-Präsident Werner Hoyer nahm am 4. Dezember an der COP28-Veranstaltung „Multilateral climate resilient debt clauses“ teil.
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Es gilt das gesprochene Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren,
einige mögen argumentieren, dass wir alle für unser eigenes Schicksal verantwortlich sind. Für unsere Erfolge und Misserfolge. Für unser Vermögen, aber auch für unsere Schulden.
Als Liberaler und Banker habe ich das selbst schon oft gehört. Aber ich habe in den letzten Jahrzehnten in der Außenpolitik und im Bankwesen zu viel erlebt.
Allzu oft ist unser Schicksal einfach das Produkt der Umstände: Geschichte, frühere Fehler, reiner Zufall oder Naturkatastrophen.
Zunehmend werden unsere Möglichkeiten durch – wie ich sie nenne – „unnatürliche Katastrophen“ untergraben. Tragödien, die durch den Klimawandel verursacht werden.
Und diese Tragödien treffen uns mit zunehmender Intensität und Häufigkeit. Niemand ist sicher – sehen Sie nur, was in reichen Regionen wie Kanada oder Hawaii letzten Sommer passiert ist.
Doch einige sind anfälliger als andere. Etwa kleine Inselstaaten, die Opfer unseres kollektiven Versagens sind.
Was ist also zu tun?
Zuallererst müssen wir das Problem anpacken, das dies verursacht: den Klimawandel. Die EIB hat deshalb die Finanzierung fossiler Brennstoffe schrittweise eingestellt und investiert Rekordbeträge in erneuerbare Energien.
Zweitens: Wir müssen Solidarität zeigen. Das tun wir mit unseren Klimaklauseln. Wir geben unseren Partnern eine Atempause, indem wir Kreditrückzahlungen stunden, wenn eine Katastrophe eintritt.
Warum tun wir das? Nicht etwa, weil wir edel oder großzügig sind. Wir sind eine Bank. Und eine Bank ist nur dann erfolgreich, wenn sie das Vertrauen ihrer Partner und Kunden genießt.
Wir wollen auch nicht, dass der Klimawandel die Ernährungs- und Wasserunsicherheit, Konflikte und Massenmigration verschärft. Ein lebenswerter Planet liegt im Interesse unserer Anteilseigner – der EU-Mitgliedstaaten. Den schaffen wir aber nur, wenn sich die ganze Welt dem Kampf gegen den Klimawandel anschließt.
Allerdings wird die Welt das nur tun, wenn wir zeigen – nicht mit Worten, sondern mit Taten –, dass wir alle an einem Strang ziehen. Deshalb müssen wir die Chancen der grünen Wende teilen. Und auch die Risiken und Kosten der Erderwärmung.
Aus diesem Grund hat die Europäische Investitionsbank begonnen, in ihren Finanzierungsverträgen über Klimaklauseln Stundungen anzubieten. Nicht weil wir Engel sind, sondern weil wir Banker sind. Und ein guter Banker begegnet seinen Kunden auf Augenhöhe.
Vielen Dank!