Die Rede von EIB-Präsident Werner Hoyer beim UN-Bildungsgipfel „Transforming Education“ am 19. September 2022
Es gilt das gesprochene Wort
Meine Damen und Herren,
wir sind hier, um über Bildung zu sprechen. Wenn ich eines über die Jahre gelernt habe, dann das: Die Grenzen des menschlichen Erfindergeistes sind längst nicht erreicht – falls er überhaupt Grenzen hat. Bei der Europäischen Investitionsbank begegne ich diesem Erfindergeist andauernd. Ich spreche von Quantenrechnern, schwimmenden Mega-Windparks, Durchbrüchen bei der Impfstoffentwicklung und Lösungen weltweit, um Produktionsaktivitäten in Gang zu bringen.
Und was hat diese Wunder erst ermöglicht? Bildung. Bildung setzt das Potenzial des menschlichen Geistes frei.
Bildung war der Weg, über den Söhne und Töchter aus Einwandererfamilien Großes in der Wissenschaft erreichten.
Bildung war die Leiter, auf der Kinder aus bescheidenen Verhältnissen emporstiegen und einige der größten Aufgaben der Menschheit lösten.
Bildung führte Nationen aus extremer Armut, sie ist der große Gleichmacher, der die Kluft zwischen Industrieländern und dem globalen Süden verkleinert.
Das sind nicht nur Worte. Bei der EIB handeln wir.
Wir gehören zu den größten Geldgebern für Bildung weltweit und haben in diesem Jahrhundert schon über 50 Milliarden US-Dollar für Schulen, Universitäten und Forschungszentren zugesagt.
Wie gelingt uns das? Wir holen den Privatsektor mit ins Boot. Im Jahr 2018 haben wir erstmals eine sogenannte Nachhaltigkeitsanleihe am Kapitalmarkt platziert, abgekürzt SAB für Sustainability Awareness Bond. Eine SAB ist eine in ihrer Art einzigartige Anleihe, mit der Projekte finanziert werden, die eine hohe soziale und ökologische Wirkung erzielen. Im letzten Jahr flossen 14 Prozent der Zuteilungen aus diesen Anleihen in Bildungsprojekte. Wie erfolgreich das Anleiheprogramm ist, zeigt unsere SAB-Emission von 4 Milliarden US-Dollar vor wenigen Wochen.
Dabei geht es nicht nur um Infrastruktur! Wenn wir die Projekte auswählen, in die das Geld aus den Anleihen fließt, schauen wir vor allem darauf, ob sie den Zugang zu einer chancengerechten Bildung für alle verbessern.
Natürlich können wir nie genug tun. Weltweit wird zu wenig in Bildung investiert. Gleichzeitig entwickelt sich die Bildung schnell weiter. Außerdem sind die Investitionen ungleich verteilt.
Jahr für Jahr entfallen von den 4,7 Billionen US-Dollar, die weltweit für Bildung ausgegeben werden, nur 0,5 Prozent auf einkommensschwache Länder, 65 Prozent aber auf Länder mit hohem Einkommen.
Leider haben die Pandemie und die aktuellen Schocks in der Weltwirtschaft die Ungleichheiten beim Zugang zu Bildung nur noch verschärft.
Mit dem Start der EIB Global in diesem Jahr machen wir uns stark dafür, diese Situation jenseits der Grenzen Europas mit Nachdruck zu bekämpfen. Dabei denken wir auch an die Rolle der Digitalisierung.
Die multilateralen Entwicklungsbanken stehen in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass Bildung weltweit Priorität erhält. Sie müssen mehr internationale Gelder mobilisieren – durch klassische und durch innovative Finanzierungsinstrumente.
Hier und heute sage ich Ihnen: Wir sind fest entschlossen, dieser Verantwortung gerecht zu werden.
Vielen Dank!