EIB-Vizepräsident Thomas Östros sprach auf der Europäischen Woche für nachhaltige Energie 2024 darüber, wie die EIB die grüne Wende finanziell unterstützt.


Es gilt das gesprochene Wort.


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Sehr geehrte Frau Kommissarin, Frau Ministerin, meine Damen und Herren,

es ist mir eine große Freude, hier bei der Europäischen Woche für nachhaltige Energie zu sein. Ich möchte darüber sprechen, wie die Europäische Investitionsbank-Gruppe eine gerechte Energiewende zur Klimaneutralität unterstützt.

Zunächst möchte ich klar sagen: Europa muss beim europäischen Grünen Deal auf Kurs bleiben und schneller werden. Dabei dürfen wir aber niemanden im Stich lassen.

Für uns bei der Europäischen Investitionsbank, der Klimabank der EU, hat eine erfolgreiche grüne Wende hohe Priorität. Und wir meinen, dass wir weiter aufs Tempo drücken müssen. Um uns aus der Abhängigkeit von fossilen Energien zu lösen. Es geht auch darum, wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu bleiben und unsere strategische Autonomie, Sicherheit und Stabilität in einem immer komplexeren geopolitischen Umfeld zu stärken.

Die grüne Wende gelingt nur, wenn wir saubere und bezahlbare Energie liefern für unsere Industrie, unsere Autos und unsere Häuser. Das erfordert massive Investitionen in die Entwicklung bahnbrechender Netto-Null-Technologien, die auf fossiler Energie basierende Industrieprozesse ersetzen. Und die EIB steht bereit, ihren Teil dazu beizutragen.

Die Europäische Union hat einen robusten und umfassenden politischen und regulatorischen Rahmen für die grüne Wende. Jetzt ist es an der Zeit, dass wir liefern.

Die gute Nachricht: Europäische Unternehmen treiben die grüne Wirtschaftswende voran. Sie sehen darin eine große und neue Geschäftschance. 

Als Klimabank der EU fördert die EIB-Gruppe mit hoher Priorität die grüne Wende und den Ausbau neuer Technologien. Wir haben uns als Klimabank fest etabliert: Letztes Jahr vergaben wir über die Hälfte unserer Mittel für Klima- und Umweltprojekte. Das waren fast 50 Milliarden Euro unserer Gesamtfinanzierungen von 88 Milliarden Euro im Jahr 2023 – mehr als doppelt so viel wie vier Jahre zuvor (Zahlen von 2019).

Eine Erklärung für diesen Anstieg ist unser Engagement unter dem REPowerEU-Plan. Dafür haben wir bis 2027 weitere 45 Milliarden Euro an Krediten und Eigenkapitalfinanzierungen zugesagt, für saubere Energie und Fertigungskapazitäten für hochmoderne strategische Netto-Null-Technologien und -produkte. Diese Finanzierungen kommen zu unserem normalen Geschäft im Energiesektor hinzu.

2023 unterzeichnete die EIB Projekte im Volumen von 21 Milliarden Euro, die zu den Zielen von REPowerEU beitragen. Das ist mehr als doppelt so viel, wie die Bank früher im Schnitt an den europäischen Energiesektor vergab. Und es sind vier Milliarden Euro mehr als 2022.

Ich möchte betonen: Das sind nicht einfach nur Zahlen. Dahinter stehen reale Projekte. Projekte, mit denen wir uns aus der Abhängigkeit von russischem Öl und Gas lösen. Projekte, die Europas Wirtschaft stärker und resilienter machen.

Einige konkrete Beispiele:

  • Wir finanzieren die größte Fabrik für Solarmodule in Italien,
  • die erste Gigafabrik für die zirkuläre Batterieproduktion in Schweden,
  • Offshore-Windparks in den baltischen und nordischen Ländern,
  • die Dekarbonisierung der Schwerindustrie in Deutschland,
  • neue Projekte für grünen Wasserstoff und Infrastruktur auf der Iberischen Halbinsel,
  • grünen Stahl in Nordschweden und
  • die Modernisierung des polnischen Stromnetzes.

Um nur einige wenige zu nennen.

Wir wollen und wir werden unseren Teil zur Förderung nachhaltiger Energien in Europa und weltweit beitragen.

Erstens, Investitionen in die Energieeffizienz von Gebäuden und Unternehmen bleiben für uns eine Priorität im Energiesektor.

Zweitens, die Europäische Investitionsbank wird weiter das gesamte Spektrum von Technologien für erneuerbare Energien fördern, außerdem Smart Grids, Digitalisierungs- und Speicherprojekte für deren Einbindung in die Energiesysteme.

Wir begrüßen und unterstützen die Arbeit der Europäischen Kommission und des belgischen Ratsvorsitzes zu den Stromnetzen. Sie ist zentral für die Energiewende.

Meine Damen und Herren,

ein Drittel der nötigen Einsparungen bei den Emissionen muss nach Schätzungen von Technologien kommen, die entweder noch nicht verfügbar sind oder zumindest kostenmäßig noch nicht wettbewerbsfähig. Das heißt: Wir müssen auf Technologien setzen, die noch nicht auf dem Markt sind. Wir müssen in Forschung, Entwicklung und Innovation investieren. In Experimente und Pilotprojekte.

Die EIB-Gruppe hat eine Bilanzsumme von 600 Milliarden Euro und ein Triple-A-Rating. Starke öffentliche Institutionen wie die unsere sind unverzichtbar, um den Privatsektor von Investitionsrisiken zu entlasten.

Gemeinsam können wir die bahnbrechenden Netto-Null-Technologien entwickeln, mit denen wir den Klimawandel wirklich bremsen können. Und vor allem können wir bestehende Technologien hochskalieren.

So, wie wir Offshore-Windparks finanzierten, als sie noch in den Kinderschuhen steckten, fördern wir jetzt Europas Technologieführerschaft in der neuen grünen Wirtschaft. Das gilt für die gesamte Finanzierungskette für saubere Technologien, von der Entwicklung über die Demonstration und den Scale-up bis hin zur Einführung. Dafür bieten wir eine breite Palette von Finanzprodukten und Beratungsleistungen.

In vielen Fällen arbeiten wir eng mit der Europäischen Kommission zusammen – beispielsweise unter InvestEU. Da gibt die Kommission uns Garantien, damit wir risikoreiche Projekte fördern können. So konnten wir beispielsweise Venture-Debt-Finanzierungen an Unternehmen wie Northvolt in Schweden oder Verkor in Frankreich vergeben, bevor sie Kredite bekamen. Wir begleiteten sie von den ersten Demonstrationsanlagen über die Hochskalierung bis zum Bau ihrer Gigafabriken.

Ein weiteres Beispiel dafür, wie wir zusammen mit Partnern die Kapitalkosten senken, Risiken abfedern und den Privatsektor an Bord holen, ist die EU-Catalyst-Partnerschaft, die wir mit der Europäischen Kommission und Breakthrough Energy auf den Weg gebracht haben. Gemeinsam wollen wir innovativen CO2-armen Technologien schneller zum Durchbruch verhelfen und ihre Kosten soweit drücken, dass sie mit fossilen Alternativen mithalten können. 

Kurzum: Als Geldgeber der EU ist die EIB-Gruppe ein mächtiges Instrument, um die grüne Wende in Europa zu schaffen. Für die Bürgerinnen und Bürger, die Unternehmen und Europas Wettbewerbsfähigkeit.

Wenn wir alle an einem Strang ziehen – in Partnerschaften zwischen öffentlichen und privaten Investoren und mit praktischen Lösungen – können wir die grüne Wende in Europa zu einem wirtschaftlichen Erfolg machen.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche und fruchtbare Konferenz.

Vielen Dank!