Nadia Calviño stellte am 19. Februar 2025 auf einer Pressekonferenz in Madrid die Jahresergebnisse 2024 für Spanien vor.
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Guten Morgen,
vielen Dank, Lucas, und vielen Dank an die Europäische Kommission, dass wir unsere Jahresergebnisse auch dieses Mal wieder in dieser wunderbaren Umgebung vorstellen dürfen.
An meiner Seite sind heute der Leiter Finanzierungsoperationen der EIB-Gruppe Jean Christophe Laloux, der Chief Investment Officer des Europäischen Investitionsfonds Marco Marrone, die Verantwortliche für öffentliche Finanzierungen der Gruppe in Spanien María Serrano und der Leiter des Büros der Gruppe in Spanien Fernando Torija. Wir stellen Ihnen das Ergebnis für das Geschäftsjahr 2024 vor, das sowohl quantitativ als auch qualitativ überaus positiv war:
- Wir haben insgesamt 89 Milliarden Euro investiert, davon 90 Prozent in der EU
- Wir haben Rekorde bei grünen Finanzierungen, Energie, Innovation, Risikokapital und Investitionen in Kohäsionsregionen eingefahren
- Wir haben unseren Beitrag zu Sicherheit und Verteidigung verdoppelt
- Wir haben Schlüsselprojekte für Spanien und Europa finanziert
- Und wir haben die strategische Ausrichtung der Gruppe gestärkt, um in einem historisch wichtigen Moment und einem komplexen geopolitischen Umfeld unser Bestmögliches für Europas Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit zu tun
Kurz gesagt: Wir haben 2024 alles in die Wege geleitet, um die EU in ihrem neuen politischen Zyklus optimal zu begleiten.
Spanien gehörte 2024 erneut zu den Ländern, die die meisten Mittel von der EIB-Gruppe erhalten haben. Mit mehr als 12,3 Milliarden Euro haben wir Gesamtinvestitionen von 45 Milliarden Euro angestoßen. Das sind rund 3 Prozent des spanischen Bruttoinlandsprodukts.
Oberste Priorität der EIB ist und bleibt die Konsolidierung unserer Rolle als Klimabank.
Von 10 Euro, die wir in Spanien investiert haben, sind 6 in die grüne Wende geflossen – insgesamt ein Rekordbetrag von über 7,2 Milliarden Euro.
Uns allen ist klar – gerade hier in Spanien –, dass der Klimawandel immer höhere Kosten verursacht. Und den Menschen wird zunehmend bewusst, wie wichtig Investitionen in Klimaschutz und Klimaresilienz sind.
Mit jedem Euro, den wir in Klimaschutz investieren, sparen wir 5 bis 7 Euro an Wiederaufbaukosten – vom Verlust an Menschenleben und anderen irreversiblen Schäden ganz zu schweigen.
In diesem Zusammenhang möchte ich die schnelle Unterstützung der EIB-Gruppe für die Autonomen Gemeinschaften Valencia und Kastilien-La Mancha betonen, die im Oktober besonders stark von den Überschwemmungen betroffen waren.
Vom ersten Moment an standen wir in Kontakt mit den regionalen und nationalen Behörden und haben mit den nötigen Ressourcen geholfen, die Infrastruktur wieder aufzubauen, und das nachhaltiger als vorher.
Wir stehen im ständigen Austausch mit der Zentralregierung und den betroffenen Regionen, damit die Mittel dort ankommen, wo sie am dringendsten benötigt werden. Sämtliche Finanzierungsanträge werden von uns schnellstmöglich bearbeitet.
Wir finanzieren aber nicht nur den Wiederaufbau nach Katastrophen, sondern generell wichtige Infrastrukturprojekte.
In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass Spanien das EU-Land ist, das von der EIB-Gruppe 2024 die meisten Mittel für den Energiesektor erhalten hat: mehr als 5 Milliarden Euro. Mit dieser Summe bringen wir Investitionen von über 15 Milliarden Euro auf den Weg.
Konkret haben wir 2024 doppelt so viel in Übertragungs- und Verteilnetze sowie in Energiespeicher investiert – alles Bereiche, die enorm wichtig für unsere Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit sind.
Es liegt doch auf der Hand: Europa muss mehr in seine Energiesicherheit, in Infrastruktur und in besonders betroffene Sektoren investieren. Auch Investitionen in technologische Forschung und Innovation für die grüne Wende sind wichtig.
Spanien kommt in diesem Bereich eine wichtige Rolle zu, und ich bin stolz darauf, dass die EIB-Gruppe einen entscheidenden Beitrag dazu leistet, wie die Zahlen belegen. Mit den von uns finanzierten Projekten stärken wir die Energiesicherheit entlang der gesamten Wertschöpfungskette: von der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen über Energieeffizienz, Verteilnetze und Cleantech-Innovationen bis hin zu Komponenten für erneuerbare Energiesysteme.
2024 investierte die EIB auch einen Rekordbetrag in die Wasserinfrastruktur in Spanien – zehn Mal so viel wie im Schnitt der vergangenen Jahre. Eines dieser Projekte, für eine bessere Wasserversorgung in Barcelona, konnte ich letztes Jahr besichtigen.
Derzeit arbeiten wir an einem Wasserprogramm, das Europa künftig mit knapp 4,5 Milliarden Euro helfen soll, sich gegen die immer häufigeren Dürren und Überschwemmungen zu wappnen.
Im Bereich der sozialen Infrastruktur finanziert die EIB Projekte in Bereichen, die für das Wohl der Menschen vorrangig sind.
2024 floss ein Drittel der EIB-Gelder für Spanien in den Wohnungsbau – insgesamt eine Rekordsumme von 1 Milliarde Euro. Die Mittel wurden mithilfe verschiedener Finanzinstrumente über die wichtigsten Banken, Regionen und Kommunen vergeben.
Damit haben wir vieles möglich gemacht: Kredite an kleine Bauträger für bezahlbaren Wohnraum, grüne Hypotheken unserer Partnerbanken für den Kauf und die Sanierung von Wohnungen sowie Sozialbauprojekte wie in Valencia und Barcelona, die ich letztes Jahr ebenfalls besucht habe.
Eine spürbare Wirkung zeigen unsere Investitionen auch in der Gesundheitsversorgung. Hier finanzieren wir Krankenhäuser und Gesundheitszentren für mehr als vier Millionen Menschen in Spanien sowie Vorreiterprojekte für biomedizinische Forschung und Innovation.
Dazu einige konkrete Beispiele: Letze Woche haben wir einen Kredit an die Firma Amadix bekannt gegeben, für ihr innovatives Projekt zur Krebsfrüherkennung. Dazu kommen noch weitere Finanzierungen in diesem Bereich. Außerdem haben wir die Investitionen der Autonomen Gemeinschaft Madrid in eine bessere medizinische Grundversorgung finanziert, und in Kürze werden wir eine Vereinbarung mit der Regionalregierung von Galicien für die Sanierung des Universitätskrankenhauses von La Coruña unterzeichnen.
Auch in die Bildung investieren wir, und zwar mehr als in den Vorjahren. Über 540 Millionen Euro haben wir für Schulen in Andalusien, Katalonien, Kastilien und León, Galicien, Madrid und Valencia vergeben, und über Partnerschaften wie mit dem spanischen Fintech Quotanda fördern wir Umschulungen und Jugendbeschäftigung.
Eine deutliche Wirkung auf das Leben der Menschen haben auch unsere Investitionen in nachhaltige Verkehrsnetze für eine bessere Mobilität in Städten. Knapp 1 Milliarde Euro waren es 2024.
Beispiele sind die größeren Elektrobus-Flotten in Madrid und Valencia, das Hochgeschwindigkeits-Bahnprojekt „Y Vasca“, unsere Finanzierungen an Aena für Flughäfen wie in Palma de Mallorca und die bessere Hafen-Infrastruktur in Bilbao.
2024 vergab die EIB-Gruppe mehr als 2,4 Milliarden Euro für wegweisende Innovationsprojekte in Spanien. Die Mittel flossen in den wissenschaftlichen und medizinischen Bereich, in die Verbesserung industrieller Prozesse und in die Biotechnologie.
Der Europäische Investitionsfonds (EIF) ist an zwölf Risikokapitalfonds beteiligt, die innovative Unternehmen unterstützen. Das reicht vom Technologietransfer von Universitäten und Forschungseinrichtungen bis zur Frühförderung spanischer Start-ups in so wichtigen Bereichen wie künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Robotik, Weltraum und Healthtech.
Diese Unterstützung durch den EIF für innovative Unternehmen hat enorme Bedeutung: Einer von fünf Euro für Beteiligungsfonds in Spanien stammte 2024 vom EIF.
Vergangenes Jahr hat der EIF seine Finanzierungen für spanische Start-ups verdoppelt. Dabei deckt er den gesamten Wachstumszyklus der Unternehmen ab.
Besonders erwähnenswert ist der Erfolg der European Tech Champions Initiative in Spanien, die über Beteiligungsfonds Start-ups in Europa auf Wachstumskurs bringen soll. Letztlich sollen die Ideen, Technologien und innovativen Unternehmen, die Europa hervorbringt, auch hier bleiben und gedeihen.
2024 ging mithilfe des EIF der erste spanische Megafonds, Kembara, an den Start. Mit einem Volumen von 1 Milliarde Euro will der Fonds Unternehmen in ganz Europa unterstützen. Diese Finanzierung hat Wirkung gezeigt und Spaniens Risikokapitalmarkt in Schwung gebracht.
Für 2025 haben wir einen zweiten spanischen Megafonds im Visier.
Die Start-ups in Spanien profitieren darüber hinaus von Fonds in anderen Ländern, die ebenfalls Mittel erhalten haben.
Die Initiative hat auch eine Investition in TravelPerk ermöglicht. Dieses innovative Unternehmen aus Spanien bietet digitale Lösungen für Geschäftsreisen.
Damit haben wir bereits knapp 300 Millionen Euro in drei spanische Start-ups investiert, die dank dieser Initiative der EIB-Gruppe wachsen und gedeihen können.
Die EIB steht jedoch nicht nur Start-ups zur Seite, sie ist auch die Bank der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).
2024 vergab die EIB-Gruppe über die wichtigsten spanischen Banken und andere Finanzierungspartner mehr als 2,7 Milliarden Euro für Projekte von 186 800 KMU und Midcap-Unternehmen – und das zu guten Konditionen. Damit trugen wir zum Erhalt von 2,4 Millionen Arbeitsplätzen bei.
Rund 20 Prozent der KMU, die der EIF in Europa fördert, sind in Spanien angesiedelt. Daran zeigt sich, wie wichtig Spanien für die EIB-Gruppe ist und welche Wirkung unsere Finanzierungen hier haben. Dabei liegt der Schwerpunkt zunehmend auf der sozialen Wirtschaft. Auf mehr Integration, Mikrofinanzierungen und weiblichem Unternehmertum. Wir helfen Studierenden, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Und wir fördern Unternehmen im ländlichen Raum, wo die EIB-Gruppe eine immer wichtigere Rolle spielt.
Der wirtschaftliche und soziale Zusammenhalt ist eine weitere strategische Priorität der EIB-Gruppe. So haben wir Finanzierungen von 6,13 Milliarden Euro in Regionen mit einem Pro-Kopf-Einkommen unterhalb des EU-Durchschnitts vergeben – eine Rekordsumme, die der Hälfte unseres gesamten Finanzierungsvolumens in Spanien entspricht. So erreichen wir mit unseren Investitionen das gesamte Land und bringen grüne Projekte, Innovationen, die landwirtschaftliche Entwicklung und den Ausbau der Infrastruktur voran.
Auf der Karte sehen Sie einige Projekte, die gut veranschaulichen, was wir 2024 in Spanien geleistet haben.
- Hochgeschwindigkeits-Bahnprojekte wie „Y Vasca“
- Landesweite Modernisierung der Stromnetze
- Erzeugung und Speicherung erneuerbarer Energien im Pumpspeicherkraftwerk Salto de Chira auf Gran Canaria, das zusätzlich Sonnenenergie und eine Entsalzungsanlage einbindet
- Entwicklung von Blutanalysen zur Krebsfrüherkennung – ein Bereich, in den wir weiter investieren werden
- Hirnimplantate zur Behandlung neurologischer Krankheiten wie Parkinson
- Bau von bezahlbaren, nachhaltigen Wohnungen
- Fortgeschrittene Herstellung von Windkraftkomponenten
- Investition in ein Zentrum für immunologische Forschung
- Wasserversorgungsinfrastruktur
- Biologische Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft
- Einsatz von Satelliten auf niedrigen Umlaufbahnen
- Und wie schon gesagt, Unterstützung von mehr als 186 000 KMU über Vereinbarungen mit den wichtigsten Finanzinstituten des Landes
- Hinzu kommen Projekte mit Unternehmen im Automobilbereich, ein wichtiger technologischer und industrieller Sektor unseres Landes
Zum Schluss möchte ich kurz auf unsere Prioritäten für 2025 eingehen.
Die EIB wird weiter ein entscheidender Impulsgeber für öffentliche und private Investitionen sein, die die strategischen Ziele Europas und die politischen Prioritäten der neuen Europäischen Kommission fördern. Im Zentrum stehen dabei fünf Punkte:
1. Energie
Erstens: Energie. Ich werde in den nächsten Monaten das „Salto de Chira“-Projekt auf Gran Canaria besuchen – ein symbolträchtiges Projekt, das sehr wichtig für die strategische Autonomie Spaniens und anderer Inselgebiete sein kann. Wir wollen dieses Jahr die Investitionen in grenzüberschreitende Verbindungsleitungen verstärken und außerdem den Ausbau der Erneuerbaren sowie die nötige Infrastruktur für Übertragung, Verteilung und Speicherung weiter fördern.
2. Innovation und Technologie
In Europa, und auch in Spanien, gibt es viele talentierte Köpfe, führende Forschungseinrichtungen und Top-Start-ups. Wir brauchen uns hinter anderen technologischen Supermächten nicht zu verstecken.
Bei der EIB arbeiten wir an einem TechEU-Programm, um private Investitionen in europäische Unternehmen und Projekte zu lenken und damit Lücken im Lebenszyklus von Unternehmen und bei Innovationen zu schließen. In Spanien laufen derzeit viele innovative Projekte für disruptive Technologien, und das sollte uns zuversichtlich stimmen. Die EIB-Gruppe wird in diesem Bereich ein strategischer Partner bleiben.
3. Soziale Infrastruktur, Förderung von Wohnraum
An dritter Stelle steht die soziale Infrastruktur und vor allem das Thema Wohnraum. Wie Sie wissen, arbeiten wir mit der EU-Kommission an einer europäischen Plattform für bezahlbares Wohnen. Wir wollen alle Schlüsselakteure für diese wichtige Aufgabe mobilisieren und konzentrieren uns dabei auf drei zentrale Bereiche: a) Entwicklung neuer Techniken und Materialien für den Wohnungsbau, b) energetische Sanierung von Bestandswohnungen in ganz Europa und c) Bau neuer bezahlbarer Wohnungen, vor allem für junge Menschen.
4. Landwirtschaft und Wasserwirtschaft
Wir werden diesen für Spanien so wichtigen Bereich noch stärker unterstützen.
Zusammen mit dem Zentrum für Technologieentwicklung und Innnovation (CDTI) investieren wir in den spanischen Agrar- und Ernährungsfonds Impact Bridge. Das haben wir diese Woche bekannt gegeben. Damit beteiligen wir uns erstmals an einem Fonds, der in Spanien nachhaltige, innovative KMU in diesem Sektor fördert.
5. Aufbau- und Resilienzfazilität
Wir sind bereits dabei, die neuen, mit EU-Mitteln ausgestatteten Instrumente umzusetzen. Dabei arbeiten wir mit dem Ministerium für Wirtschaft und Handel sowie den Autonomen Gemeinschaften zusammen.
In nur sechs Monaten haben wir diverse Schlüsselprojekte genehmigt – für Stromverteilnetze, Bildung, Gesundheit und Wasserversorgung, aber auch zur Unterstützung von KMU bei Innovations-, Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsprojekten.
Die Instrumente sind ein Erfolg. Das sieht man an der hohen Nachfrage. Und die stimmt uns zuversichtlich für den weiteren Einsatz der NextGeneration-Mittel in den spanischen Autonomen Gemeinschaften.
Damit habe ich die wesentlichen Punkte unserer Arbeit in meinem ersten Jahr als Präsidentin der EIB-Gruppe umrissen.
2024 war ein Jahr der Rekorde und der strategischen Neuausrichtung. Nur so können wir unserer Aufgabe als Bank der EU in dieser so entscheidenden Zeit voll und ganz gerecht werden.
Und jetzt freue ich mich auf Ihre Fragen. Vielen Dank!