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Präsidentin Nadia Calviño beim ersten Treffen für mehr bezahlbares und nachhaltiges Wohnen

18 Juli 2024

Eröffnungsrede von EIB-Präsidentin Nadia Calviño beim ersten Event für mehr bezahlbares und nachhaltiges Wohnen in der EU

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Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde,

ich freue mich sehr, Sie zu diesem [Wohnungs-] Event begrüßen zu dürfen. Es ist das erste einer Reihe von Arbeitstreffen zu einer Top-Priorität der Europäischen Investitionsbank-Gruppe. Und ich glaube, es ist auch eine Top-Priorität für die Menschen, Unternehmen und Regierungen in Europa. Zumindest seit einigen Jahren, denn die Baukosten sind gestiegen und die bestehenden Gebäude erfüllen immer weniger unsere Klimaschutzanforderungen.

Dass das Thema Wohnen sowohl für die Menschen in Europa als auch für Regierungen und die europäischen Institutionen eine Top-Priorität ist, zeigt sich auch daran, dass heute, während wir uns auf dieses Event vorbereitet haben, Kommissionspräsidentin von der Leyen in ihrer Rede vor dem Europäischen Parlament – das sich übrigens sehr klar für sie ausgesprochen hat – das Thema Wohnen als eine der politischen Prioritäten genannt hat.

Im nächsten Mandat der Kommission wird sie für den Bereich Wohnen ein eigenes Kommissionsmitglied ernennen. Sie wird in enger Partnerschaft mit der Europäischen Investitionsbank-Gruppe erstmals einen europäischen Plan für bezahlbares Wohnen aufstellen. Und sie will eine gesamteuropäische Investitionsplattform für bezahlbares und nachhaltiges Wohnen einrichten, um in diesem Bereich mehr öffentliche und private Investitionen anzulocken.

Diese Veranstaltung kommt also genau zur richtigen Zeit, und ich freue mich sehr, dass mehr als 300 Teilnehmende dabei sind – einige von Ihnen hier in Präsenz, viele online aus Ministerien der verschiedenen Länder, Finanzministerien, Wohnungsbauministerien, nationalen Förderbanken, Städten und Kommunen, Wohnungsbaugesellschaften, aber auch Expertinnen aus der Baubranche und natürlich unsere Partner bei der Europäischen Kommission.

Unsere Partnerschaft ist absolut entscheidend, um dafür zu sorgen, dass Gesetzgebung und Finanzierung bei dieser enormen Herausforderung perfekt ineinandergreifen. Sie werden heute über Beispiele, nationale Programme und Ideen sprechen. Ich hoffe, dass wir nach dem Treffen eine Reihe von Ideen haben, wie wir diese gesamteuropäische Plattform aufbauen und die Investitionslücke schließen können. Und ich bin sicher, dass viele ihre Erfahrung einbringen und im Hinblick auf diese europäische Herausforderung ihre Einschätzung mit uns teilen werden.

Die Hälfte der Wohngebäude in Europa wurden vor 1980 gebaut. Es muss in großem Umfang in Energieeffizienz investiert werden, aber nur fünf Prozent der Bestandsgebäude wurden bislang modernisiert. Allein für solche Modernisierungen sind jährliche Investitionen von geschätzt 275 Milliarden Euro erforderlich – nur für die nötigen Sanierungen und das Nachrüsten der Gebäude mit besserer Isolierung, besseren Heiz- und Kühlsystemen, Anlagen für die Erzeugung und Speicherung von Strom und so weiter.

Der Bedarf ist riesig, deshalb brauchen wir einen gemeinsamen Ansatz. Daran wollen wir heute arbeiten, an einem konstruktiven und kooperativen Arbeitsprozess für eine gesamteuropäische Lösung. Dabei sprechen wir über technologische Innovationen in der Baubranche, neue Materialien, Kreislaufwirtschaft, neue Technologien und die Digitalisierung von Prozessen für mehr Produktivität in der europäischen Baubranche, damit die Kosten für Europas Unternehmen sinken und unsere Wettbewerbsfähigkeit steigt.

Der zweite Punkt ist die Sanierung der Bestandsimmobilien. Ich habe ja gerade schon angesprochen, dass der Bedarf der Unternehmen und Länder in Europa riesig ist. Er unterscheidet sich je nach geografischen Gegebenheiten, Klimazonen und der Geschichte der einzelnen Länder, ist aber in allen Mitgliedsstaaten enorm groß. Das sagen mir alle Finanzministerinnen und -minister und alle Regierungsspitzen der EU, seit ich die Führung der Europäischen Investitionsbank übernommen habe.

Der dritte Punkt ist die Entwicklung von bezahlbarem und nachhaltigem Wohnraum in Zusammenarbeit mit nationalen Partnern ebenso wie mit anderen europäischen und internationalen Partnern. Wie ich bereits gesagt habe: Wir verfolgen mehrere Ziele. Was wir hier von Anfang an im Blick haben, ist die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft. Wir wollen die Energiekosten und den CO2-Fußabdruck von Wohnimmobilien senken; das ist entscheidend, um die Pariser Emissionsziele zu erreichen und natürlich auch um europäischen Familien bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können – mit einem besonderen Fokus auf die jüngeren Generationen.

Ich hoffe, dass das heutige Treffen – das erste von vielen – bereits gute Beispiele zutage fördert, Best Practices, die wir entsprechend skalieren können, um der Herausforderung gerecht zu werden, vor der Europa steht.

Die Europäische Investitionsbank-Gruppe investiert massiv in den Wohnungsbau. Allein in den vergangenen fünf Jahren haben wir rund 13,4 Milliarden Euro für bezahlbares und nachhaltiges Wohnen bereitgestellt. Diese Woche haben wir einen Kredit über 490 Millionen Euro für Wohnraum in Katalonien unterzeichnet. Erst gestern hat unser Verwaltungsrat neue Investitionen in bezahlbares und nachhaltiges Wohnen in Schweden, Deutschland und Rumänien genehmigt. Sie werden heute mehr über das Kreditprogramm für die energetische Modernisierung von Wohnimmobilien in Irland erfahren, das die Europäische Investitionsbank unterstützt. Wir wollen all diese Beispiele untersuchen und dafür sorgen, dass nicht jede und jeder von uns das Rad neu erfindet. Stattdessen wollen wir all diese Anstrengungen und Investitionen zusammenführen und voneinander lernen, damit wir wirklich europäische Lösungen finden und skalieren können.

Das ist ein sehr wichtiges Konzept. Das habe ich eingangs gesagt. Und damit will ich auch schließen. Skalierung ist in diesem Bereich entscheidend. Die Projekte, die wir bisher finanziert haben, können zig Häuser oder auch Hunderte Häuser abdecken, aber wir sprechen hier von Millionen Häusern in Europa, die nachgerüstet oder saniert werden müssen. Der Bedarf ist enorm, aber wir haben hier auch die großartige Chance, neue Größenordnungen in einem Bereich zu erlangen, der zur Kapitalmarktunion beitragen kann. Das ist eine weitere Priorität. Europas Politikerinnen und Politiker sind sich einig: Wir müssen die Integration des europäischen Kapitalmarkts vorantreiben. Die Europäische Investitionsbank-Gruppe selbst ist ein Instrument für die Kapitalmarktunion. Wir begeben Anleihen mit einer gemeinsamen europäischen Handschrift. Wir lenken Ersparnisse in produktive Investitionen in der Europäischen Union, und wir – die EIB und unsere auf Risikofinanzierung spezialisierte Tochter, der Europäische Investitionsfonds – haben ideale Voraussetzungen, um zu stärkeren, tieferen und liquideren Kapitalmärkten in Europa beizutragen und den künftigen Investitionsbedarf des privaten Sektors zu finanzieren.

Aktuell gibt es die nötige Dynamik, um sowohl Wohnen als Top-Priorität anzugehen als auch die Vertiefung der Kapitalmarktunion. Deshalb ist es genau der richtige Zeitpunkt für dieses dringende erste Treffen. Denn wie ich bereits sagte: Dieses Treffen ist das erste von vielen. Wir werden auch auf bilateraler Ebene und in anderen Formaten mit Ihnen Kontakt aufnehmen, mit dem öffentlichen Sektor, mit dem privaten Sektor. Es geht darum, die aktuelle Dynamik zu nutzen und die Erwartungen der Menschen in Europa zu erfüllen. Und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass Europa vor allem für jüngere Generationen das lebenswerteste und erfolgreichste Umfeld bleibt.

Jetzt wünsche ich Ihnen einen produktiven Austausch. Moderator des heutigen Treffens ist David Yormesor aus dem Kommunikationsteam der Europäischen Investitionsbank, den Vorsitz hat Vizepräsident Ioannis Tsakiris, der bei uns im Haus die Aufsicht über die Top-Priorität Wohnen hat.

Frohes Schaffen und vielen Dank!