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Die Unternehmensinvestitionen in der Europäischen Union präsentieren sich stabiler als erwartet, trotz schwächelnder Wirtschaft, verschärfter Kreditbedingungen und wachsender Unsicherheit. Die Bedingungen sind zwar schwierig, doch die Unternehmen wissen, dass sie die ausgebliebenen Investitionen der letzten drei Jahre nachholen müssen, gerade in kritischen Bereichen wie Digitalisierung, Klimawandel und grüne Wende. Das sind die Ergebnisse der jüngsten Investitionsumfrage der EIB.

Zwei Faktoren stützen die Investitionstätigkeit. Die Firmen konnten dank der starken Nachfrage nach der Pandemie Reserven aufbauen, und die staatlichen Maßnahmen haben viele von ihnen gegen die schlimmsten Folgen der Lockdowns und anderer Eingriffe in die Wirtschaft abgeschirmt. Jetzt, da die Reserven schrumpfen, könnten höhere Zinsen und ungünstigere Kreditbedingungen Investitionen ausbremsen.

Die europäischen Unternehmen müssen aber investieren, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen – in Europa und international. Sie stehen zunehmend unter Druck, ihr Geschäft in mehreren Schlüsselbereichen zu transformieren: Digitalisierung, Energieeffizienz und Resilienz gegenüber Handelsstörungen.

Hinzu kommt das Problem des Klimawandels. Die Unternehmen in der EU arbeiten daran, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren, und investieren in Klimainitiativen. Aber sie brauchen Unterstützung bei Innovation und Finanzierung. Der Energieschock nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat sie schwer getroffen. Sie haben darauf vor allem mit Energiespar- und Effizienzmaßnahmen reagiert und versuchen gleichzeitig, ihre höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben.

Der Bericht

Die Europäische Investitionsbank (EIB) erhebt mit ihrer Umfrage zur Investitionstätigkeit seit 2016 jedes Jahr Daten von rund 13 000 Unternehmen in der EU und den USA. In der EIB-Investitionsumfrage: Europäische Union untersucht sie Angaben zu Unternehmenscharakteristika und zur Leistung dieser Unternehmen, zur bisherigen Investitionstätigkeit, zu Finanzierungsquellen und -schwierigkeiten und zu sonstigen für die Unternehmen relevanten Themen wie Klimawandel und Digitalisierung.

Bericht herunterladen  

Zur Pressemitteilung  

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Überraschend robuste Investitionen

In einem von starker Unsicherheit und straffer Geldpolitik geprägten makroökonomischen Umfeld haben sich die Unternehmensinvestitionen trotz aller Widrigkeiten besser entwickelt als erwartet.

  • Der Anteil der EU-Firmen, die im vergangenen Jahr investierten (85 Prozent), erreichte wieder das Vor-Corona-Niveau. Pro Beschäftigten investierten die Firmen sogar mehr als vorher.
  • Zum Zeitpunkt der Befragung im Frühjahr 2023 beurteilten die Unternehmen ihre Investitionspläne noch positiv, trotz der verschärften Kreditbedingungen und eines schwächeren Wachstums. Der Unterschied zwischen den Anteilen der Unternehmen, die ihre Investitionen 2023 erhöhen beziehungsweise verringern wollten, betrug 14 Prozent.

Bisher wird die Investitionstätigkeit von der starken Finanzlage der Unternehmen und den staatlichen Hilfsmaßnahmen während der Pandemie gestützt.

  • 16 Prozent der europäischen Unternehmen nutzten außerdem staatliche Zuschüsse und finanzierten damit 26 Prozent ihrer Gesamtinvestitionen. Im vorigen Jahr hatten noch 21 Prozent der Unternehmen Zuschüsse erhalten.
  • Die europäischen Unternehmen schätzen den Zugang zu interner Finanzierung weiter positiv ein: 7 Prozent mehr erwarten eine Verbesserung als eine Verschlechterung über die nächsten 12 Monate.

Teurere Kredite

Wenn die Unternehmen ihre finanziellen Reserven aufgebraucht haben, müssen sie sich extern nach Finanzierungen umsehen. Dann werden sie die Wirkung der teureren Kredite voll zu spüren bekommen. Zudem trübt sich ihr Ausblick auf das politische und wirtschaftliche Klima ein. Mehr EU-Firmen erwarten in den nächsten 12 Monaten eine Verschlechterung.

  • Der Anteil der Unternehmen mit Finanzierungsproblemen bleibt mit über 6 Prozent hoch. Je nach Land schwankt dieser Wert in der EU zwischen 3 Prozent und 18 Prozent.
  • Dramatisch gestiegen ist der Anteil der Firmen, die mit den Finanzierungskosten unzufrieden sind: von 5 Prozent auf 14 Prozent. Der Anteil der Firmen, die eine Verschlechterung ihrer externen Finanzierungsbedingungen erwarten, liegt um 9 Prozentpunkte über dem Anteil, der mit einer Verbesserung rechnet. Kleine Unternehmen sind dabei am pessimistischsten.
  • Das schwierigere finanzielle Umfeld drückt vor allem auf die Innovationen, wobei die Bedingungen für die innovativsten und damit riskantesten Unternehmen besonders ungünstig sind.

In den Wandel investieren

Der Siegeszug der Digitalisierung, die hohen Energiekosten und die grüne Wende zwingen die Unternehmen zu Investitionen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Neben der Verknappung und Verteuerung der Kredite geben 81 Prozent der Unternehmen an, dass sie kaum angemessen qualifizierte Beschäftigte finden, um ihre Investitionen voranzutreiben. Dennoch machen die Firmen Fortschritte, besonders bei Digitalisierung und Energieeffizienz. 

  • Im Bereich Digitalisierung schließen die EU-Unternehmen allmählich zu den USA auf. 70 Prozent nutzen mittlerweile mindestens eine moderne Digitaltechnologie. Doch die Früchte dieser verstärkten Investitionen müssen sie erst noch ernten. Ferner müssen die EU-Unternehmen bei der Schlüsseltechnologie künstliche Intelligenz am Ball bleiben, damit sie nicht hinter ihre US-Pendants zurückfallen (35 Prozent der US-Unternehmen arbeiten mit Big Data/künstlicher Intelligenz, 29 Prozent in Europa).
  • Auch beim Thema Energieeffizienz drücken die Unternehmen aufs Gas. Der Anteil der EU-Unternehmen, die in Energieeffizienz investiert haben, ist um 11 Prozentpunkte auf 51 Prozent gestiegen. 78 Prozent der europäischen Firmen haben auf die Entwicklungen an den Energiemärkten mit Energiesparmaßnahmen reagiert.
  • Die Energiekosten sind für 83 Prozent der EU-Unternehmen gestiegen – für 68 Prozent um mehr als 25 Prozent. In den USA waren davon nur 30 Prozent der Unternehmen betroffen. Die Strompreise in der Europäischen Union sind im Schnitt dreimal so hoch wie in den USA.

Dem Klimanotstand begegnen

Knapp ein Drittel (31 Prozent) der Unternehmen in der EU sehen in der Klimawende und der laufenden Umstellung auf grünere Energiequellen ein Risiko für ihr Geschäft. Dagegen begreifen 29 Prozent die grüne Wende als Chance.

  • Der Anteil der europäischen Firmen, deren Geschäft durch den Klimawandel bereits beeinträchtigt wird, ist seit dem Vorjahr um 7 Prozentpunkte gestiegen. Mittlerweile geben 64 Prozent der Firmen an, dass der Klimawandel physische Risiken für ihr Geschäft birgt.
  • 36 Prozent der EU-Unternehmen gehen gegen die Klimarisiken vor. Große Unternehmen sind dabei meist aktiver. Mit Versicherungen gegen physische Risiken wie Extremwetter sichern sich dagegen nur 13 Prozent der Firmen ab.
  • Mehr als die Hälfte der EU-Unternehmen (56 Prozent) hat investiert, um die Ursachen und Folgen des Klimawandels zu bewältigen. 54 Prozent planen dies für die nächsten drei Jahre. Diese Anteile sind deutlich höher als in den USA, wo erst 42 Prozent der Firmen bereits investiert haben und 40 Prozent dies planen.