Kleine und mittlere Unternehmen – jung, innovativ, wachstumsstark – leisten in der EU den größten Beitrag zum Beschäftigungs- und Produktivitätswachstum. Wegen der Risiken ihrer Geschäftsmodelle sind Banken aber meist nicht bereit, benötigte Investitionen zu finanzieren.
Je nach Entwicklungsphase greifen diese Firmen dann oft auf verschiedene Eigenkapitalformen (Risikokapital, Private Equity usw.) oder auf Quasi-Eigenkapital zurück. Allerdings bleibt das Eigenkapitalangebot für kleine und mittlere Unternehmen unterhalb des gesellschaftlich erwünschten Niveaus.
Kernpunkt 1
Durch die Unterstützung der Eigenkapital- und Quasi-Eigenkapital-Märkte gelingt es der EIB-Gruppe,
- relevante Marktlücken zu schließen
- wesentlich zum Marktvolumen sowie zur Marktentwicklung und Best Practice beizutragen
Der EIF
- spielt in den unterversorgten Segmenten Risiko- und Wachstumskapital (einschließlich Scale-ups) der europäischen Risikokapitalmärkte eine Schlüsselrolle
- leistet wichtige Unterstützung in EU-Ländern mit weniger reifen und unterversorgten Segmenten für Risikokapital und Private Equity
- trägt durch Hilfe bei der Strukturierung zur Entwicklung der Risikokapital- und Private-Equity-Märkte in der EU bei
- kann dieselben Vorteile bieten wie rein privates Risikokapital
Die EIB
- ist der größte Venture-Debt-Anbieter in der EU
- ihre Quasi-Eigenkapital-Kunden hätten zwar mehr Eigenkapital beschaffen können, aber zu schlechteren Konditionen
- ohne das Quasi-Eigenkapital der EIB wären die geförderten Projekte in kleinerem Umfang oder verzögert durchgeführt worden
Kernpunkt 2
Indirekte Eigenkapital- und Quasi-Eigenkapital-Investments
- sind sehr heterogen
- unterscheiden sich in den einzelnen Unternehmensphasen erheblich in puncto Relevanz, Zusätzlichkeit und Wirkung
- tragen auch unterschiedlich zur finanziellen Nachhaltigkeit der Gruppe bei
Über Fonds geleitete EIF-Investments in Risiko- und Wachstumskapital (rund 70 Prozent seines Eigenkapitalportfolios) sind hochrelevant, ergänzen den Markt und entfalten eine signifikante übergeordnete Wirkung. Allerdings tragen sie weniger zur finanziellen Nachhaltigkeit der Gruppe bei.
- Bei Unternehmen in der Risikokapital- und Wachstumsphase ist die Finanzierungslücke ausgeprägter als in der Buyout-Phase.
- Für Unternehmen in der Frühphase ist der finanzielle Zusatznutzen der EIF-Förderung größer.
- Bei Firmen in früheren Risikokapital- und Wachstumsphasen erzielt der EIF eine stärkere Wirkung für Wachstum, Beschäftigung und Innovation.
EIF-Investitionen in der Buyout-Phase (30 Prozent seiner Eigenkapitalgeschäfte) betreffen reifere Unternehmen. Ihr übergeordneter Beitrag ist insgesamt zwar kleiner, aber im Vergleich zu Investments in der frühen Phase tragen sie signifikant zur finanziellen Nachhaltigkeit des Portfolios bei. Investitionen über Fonds in Unternehmen in der Spätphase
- weisen im Zeitverlauf eine stabilere Performance auf
- sind – über alle Fonds betrachtet – mit einem geringeren Risiko verbunden
- erreichen schneller einen positiven Cashflow
Kernpunkt 3
Einige Elemente der internen Prozesse der EIB-Gruppe behindern die effiziente Durchführung direkter Quasi-Eigenkapital-Operationen.
Kunden im Quasi-Equity-Segment unterscheiden sich grundlegend von klassischen EIB-Darlehensnehmern.
- Aufgrund ihres dynamischen Geschäftsmodells bewegen sie sich in einem schnelllebigen Umfeld mit hoher Unsicherheit.
- Die Firmen haben besondere Bedarfe, und die EIB befindet sich hier noch auf der Lernkurve.
Die Zeitspanne bis zur Unterzeichnung und Auszahlung einer Quasi-Eigenkapital-Finanzierung dauert deutlich länger als am Markt üblich.
- Eine Venture-Debt-Finanzierung aus privaten Quellen wird nach rund acht Wochen unterzeichnet. Bei der EIB dauert es mehr als ein Jahr.
- Aus Kundensicht sind die Prozesse der EIB für ihre Bedarfe zu schleppend.
Die Standardprozesse der EIB sind für Quasi-Eigenkapital-Kunden oft überaus aufwendig.
- Das führt zu einer adversen Selektion von Kunden und gelegentlich zu unzufriedenen Kunden
- Bei Venture-Debt- und thematischen Produkten ist eine hohe Schwundquote zu verzeichnen, sodass die Kosten wegen Operationen, die letztlich nicht zustande kommen, steigen.
Kernpunkt 4
Der EIF bietet über den gesamten Konjunkturzyklus hinweg stabile und vorhersehbare Unterstützung, aber
- die Zeit, die die Bank für die Vergabe des Eigenkapitals und den Portfolioaufbau benötigt,
- was ein inhärentes Merkmal des indirekten Eigenkapitalmodells ist,
- stellt infrage, ob sich indirekte Kapitalbeteiligungen für Initiativen eignen, die Unternehmen im Fall wirtschaftlicher Schocks schnell mit Geld versorgen sollen.
Mit seinen stabilen und vorhersehbaren Finanzierungen leistet der EIF wertvolle Unterstützung für die Risikokapitalmärkte, auch in konjunkturschwachen Zeiten und Krisen.
Bei neuen Initiativen
- vergehen im Schnitt 310 Tage zwischen der Prüfungsgenehmigung und der Unterzeichnung
- dauert es nach der Zusage wie am Markt üblich rund drei Jahre, bis der Fondsmanager ein Eigenkapitalportfolio im Wert von 75 Prozent der gesamten Kapitalzusagen aufgebaut hat
- müssen – wenn es sich um antizyklische Maßnahmen handelt – häufig neue externe Mandate eingerichtet und operationalisiert werden, was zusätzlich Zeit in Anspruch nimmt
Empfehlungen
#1 : Die EIB-Gruppe sollte in ihren Analyse-, Entscheidungs- und Berichtsprozessen, die die Verteilung ihres indirekten Beteiligungsportfolios auf die verschiedenen Entwicklungsphasen (Risikokapital, Wachstumskapital und Buyout-Operationen) betreffen, die Heterogenität der Wirkungsmuster und der finanziellen Performance berücksichtigen.
#2 : Die EIB sollte eine Überprüfung ihrer derzeitigen operativen Prozesse für direktes Quasi-Eigenkapital vornehmen und alternative operative und institutionelle Lösungen für diese Produkte entwickeln, um besser auf die spezifischen Bedürfnisse junger, innovativer Unternehmen eingehen zu können. Dies könnte die Kluft verringern, die bei Quasi-Eigenkapital in puncto Flexibilität und Time-to-Market zwischen der EIB und der allgemeinen Marktpraxis besteht.
#3 : Die EIB-Gruppe sollte in ihre KMU-Berichterstattung auch Operationen mit KMU-Fokus einbeziehen, die nicht unter das übergeordnete Finanzierungsziel „KMU“ fallen.