Ob Coronapandemie oder Klimakrise – mit digitaler Technik kann Afrika krisenfester und nachhaltiger werden. Und so funktioniert es.
Coronakrise und Klimawandel stellen die Menschen weltweit vor enorme Herausforderungen. Vor allem in Entwicklungsländern. In Afrika lässt sich der Doppelkrise nur mit Investitionen beikommen, die beides parallel bekämpfen.
Die Europäische Investitionsbank hat rasch und entschlossen auf die coronabedingte Gesundheits- und Wirtschaftskrise in Entwicklungsländern reagiert: Als Team-Europe-Partner stellte sie 6,7 Milliarden Euro für Nicht-EU-Länder bereit, davon drei Milliarden Euro in Afrika. Mit dem Geld wollen wir in erster Linie die Gesundheitsversorgung stärken, aber auch der Wirtschaft unter die Arme greifen, allen voran den kleinen und mittleren Unternehmen.
In der Covid-19-Krise haben sich neben der Quarantäne auch digitale Technologien als gute Helfer erwiesen. Problematisch ist dabei jedoch die digitale Kluft. In Afrika haben 900 Millionen Menschen kein Internet und können daher keine Informations- oder Telemedizin-Angebote nutzen.
In einer großen Studie wollten wir gemeinsam mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen herausfinden, mit welchen digitalen Lösungen Afrika die Coronakrise bewältigen kann und wie viel dafür ungefähr investiert werden muss. In unserem Bericht „Africa’s digital solutions to tackle COVID-19“ stellen wir mehr als 100 hochwirksame digitale Lösungen vor, darunter eine Selbstdiagnose-App, die bereits in 15 afrikanischen Ländern verfügbar ist.
Nach Schätzungen der Europäischen Kommission könnte Afrika sein Bruttoinlandsprodukt um mehr als ein Prozent erhöhen, wenn sich die digitale Abdeckung um zehn Prozent verbessert. In Einklang mit der EU-Strategie für die digitale Transformation in Afrika räumt die Europäische Investitionsbank Digitalprojekten auf dem Kontinent Vorrang ein. In den letzten fünf Jahren haben wir dafür mehr als 600 Millionen Euro genehmigt.
Doch mit Geld allein ist es nicht getan. Jetzt, da die Folgen der Krise durchschlagen, sind multilaterale Partnerschaften wichtiger als je zuvor. Bei der Digitalisierung und in jedem anderen Bereich der Entwicklung. Zum Beispiel Plastikmüll: Schon heute treiben Unmengen davon in unseren Ozeanen, und durch Einwegmasken und andere Schutzausrüstung wird es noch schlimmer. Schätzungen des WWF zufolge könnten jeden Monat zehn Millionen Masken im Meer landen. Deshalb ist die Clean Oceans Initiative wichtiger denn je. An dieser vor zwei Jahren von der Europäischen Investitionsbank, der AFD und der KfW ins Leben gerufenen Initiative beteiligen sich inzwischen auch das ICO und die CDP. Das ist auch gut so. Denn die Vermüllung der Meere ist ein Riesenproblem, das wir mit aller Kraft gemeinsam angehen müssen.
Digitale Lösungen für den Klimaschutz
Der Doppelkrise aus Corona und Klimawandel können wir mit einer dualen Lösung aus Digitalisierung und Klimaschutz begegnen. Digitale Technik kann zur nachhaltigen Entwicklung in Afrika beitragen, vor allem im Energiebereich.
Als Klimabank der EU hilft die Europäische Investitionsbank dem Mobilfunkanbieter Orange beim Ausbau der Netzabdeckung in Guinea. Dabei hat das Unternehmen nicht nur die wachsende Nachfrage im Blick, sondern es will seine Anlagen auch zuverlässig mit Strom versorgen. Mithilfe von Solarmodulen betreibt Orange Guinée netzunabhängige Masten, um auch ländliche Gebiete zu erreichen und die Städte noch besser zu versorgen. Die Europäische Investitionsbank unterstützt das Projekt mit 30 Millionen Euro. Solche solarbetriebenen Mobilfunkantennen brauchen außerdem kaum noch Diesel. Der Verbrauch könnte dadurch um mehr als 80 Prozent zurückgehen.
Projekte für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz stehen auf unserer Prioritätenliste ganz oben. Ab Ende 2020 richten wir alle unsere Geschäftsaktivitäten an den Grundsätzen und Zielen des Pariser Abkommens aus. Und ab 2025 fließen 50 Prozent unserer Finanzierungen in den Klima- und Umweltschutz.
Bis zum Ende dieses Jahrzehnts will die Europäische Investitionsbank weltweit eine Billion Euro für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit mobilisieren. Doch durch Corona wird das nun schwieriger. Denn durch die Krise müssen viele Unternehmen ihre Investitionen wahrscheinlich zurückfahren, verschieben oder ganz darauf verzichten – schlecht für die langfristigen Wachstumsaussichten.
Das dürfen wir nicht zulassen. Schon gar nicht in den Entwicklungsländern. Digitale Technik und saubere Energie sorgen für Beschäftigung und Wirtschaftswachstum. Und nur so kommen wir aus der Corona- und der Klimakrise heraus. Dafür müssen wir jetzt investieren.