Vielerorts werden nun schmutzige Dieselgeneratoren durch Solaranlagen ersetzt. Ein Programm für erneuerbare Energien macht es möglich.
Abdulmumin Doka schaudert, wenn er an die giftigen Abgase denkt, mit denen der Dieselgenerator noch vor Kurzem sein Haus zuräucherte. Von den hohen Wartungskosten ganz zu schweigen.
Aber damit ist es vorbei. Denn Doka hat jetzt eine kleine Solaranlage auf dem Dach seines Hauses im nordnigerianischen Tofa. Die Anlage liefert verlässlich Strom für Licht und Haushaltsgeräte.
„Meiner Familie und mir geht es jetzt besser“, sagt Doka. „Ich schlafe nachts ruhiger, weil ich mich im Haus sicherer fühle.“ Es ist eines von über 4 500 Häusern in Subsahara-Afrika, die dank der Renewable Energy Performance Platform (REPP) mit Solaranlagen ausgestattet werden konnten.
Die Plattform wurde 2015 von der Europäischen Investitionsbank (EIB) und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) geschaffen – im Zuge der UN-Initiative Nachhaltige Energie für alle. Das Vereinigte Königreich stellte über sein Ministerium für Unternehmen, Energie und Industriestrategie im Rahmen des Programms International Climate Finance 2015 einen ersten Betrag von 67 Millionen US-Dollar dafür bereit und weitere 128 Millionen US-Dollar im Jahr 2018. Innerhalb von fünf Jahren soll die Plattform mindestens zwei Millionen Menschen in Afrika Zugang zu einer besseren Energieversorgung verschaffen. Bislang hat sie rund 45 Millionen US-Dollar für Erneuerbare-Energien-Projekte in 13 Ländern südlich der Sahara zugesagt. Die einzelnen Projekte betreffen ganz unterschiedliche Energietechnologien, darunter Solarkraft und Wasserkraft.
Weniger Hürden für Energieprojekte in Afrika
„Die große Stärke der Plattform ist ihre Flexibilität im Umgang mit den Hürden, vor denen Unternehmen bei Energieprojekten stehen“, sagt Daniel Farchy, der bei der EIB Infrastruktur- und Klimafinanzierungen betreut und der Leitung der REPP angehört. „Zugang zu Energie ist unerlässlich für die wirtschaftliche Entwicklung. Dank der Plattform können letztlich Hunderttausende Menschen mit sauberem Strom versorgt werden“, so Farchy.
Viele Haushalte in Afrika sind ganz ohne Strom, mehr als eine halbe Milliarde Menschen sind auf schmutzige, teure Dieselgeneratoren angewiesen. Nirgendwo auf der Welt ist der Anteil der Haushalte mit Stromanschluss so niedrig wie in den Ländern südlich der Sahara. In manchen ländlichen Gebieten hat kaum jeder zwanzigste Haushalt Strom.
Dirk Roos, bei der EIB für Energiewendeprogramme zuständig und Mitglied des REPP-Investitionsausschusses, sieht großes Potenzial in Afrika, aber auch große Herausforderungen: „Es ist der einzige Erdteil, auf dem die Zahl der Menschen steigt, die ohne Strom und in extremer Armut leben“, sagt er.
„Man konzentriert sich bei der Lösung des Problems zu sehr auf große fossile Kraftwerke, da fließt zu viel Geld rein. Dabei werden vor allem kleine, dezentrale Anlagen benötigt, die Strom aus erneuerbaren Energien liefern.“
„Die kleinen, über die REPP finanzierten Anlagen bringen echte Verbesserungen im Alltag“, findet auch Geoff Sinclair, Managing Director des Projektfinanzierers Camco Clean Energy, der die Plattform betreibt. Seiner Meinung nach könnten die Industrieländer noch viel mehr tun, um die Energieerzeugung und ‑verteilung in Afrika voranzubringen. „Sie haben die Mittel dazu“, sagt er.
„Afrikas Energieproblem geht die ganze Welt an“, meint Sinclair. Nicht nur aus humanitären Gründen, sondern auch aus ökologischen. Er verweist auf die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, in denen der Zugang zu Energie für alle verankert ist. „Wir werden die UN-Entwicklungsziele und die Pariser Klimaziele nur erreichen können, wenn Afrika in eine Zukunft mit sauberer, nachhaltiger Energie blicken kann.“
Es fehlt an Startkapital und Wissen
Was den Energiesektor in Afrika bremst, ist oft der Mangel an Startkapital und Wissen, ohne das junge Unternehmen keine Chance haben. Kleine Projekte mit hohen Anlaufrisiken – das ist vielen Investoren zu riskant.
Mit Camcos Hilfe erhalten Start-ups und Projektentwickler über die REPP Finanzierungsmittel und Beratung, damit sie ihre Energieprojekte umsetzen können.
„Im Grunde beseitigt die Plattform Hürden, die verhindern, dass private Investoren in erneuerbare Energien in Afrika investieren“, erklärt Sinclair. „Wir zeigen, welches Wachstumspotenzial der Sektor hat und raten Anlegern, dort zu investieren!“
Doka aus Nigeria empfiehlt seinen Freunden und Nachbarn jedenfalls die heimische Solaranlage. Außerdem plant er eine Überraschung für seine Familie:
„Das Leben daheim ist jetzt wirklich angenehmer. Und um das richtig zu genießen, überlege ich jetzt sogar, einen Fernseher anzuschaffen.“