EU-Darlehen erleichtert armenischen KMU Zugang zu Finanzierungen

Das lokale Agrarunternehmen Green Farmer baut in der semiariden Provinz Kotayk in Zentralarmenien auf 20 Hektar Gewächshausfläche Kirschtomaten in Hydrokultur an. Tomaten zählen zu den wichtigsten Agrarexporten Armeniens. Nicht einmal eine Stunde von Green Farmer in der Stadt Hrazdan entfernt liegt der Tempel Garni aus dem ersten Jahrhundert. Er beeindruckt mit einer griechisch-römischen Kolonnade, die 2019 von einem anderen armenischen Exportschlager besucht wurde: Kim Kardashian ganz in schwarz und mit üppiger silberner Halskette.

Die Nähe zu einem antiken Tempel, der ursprünglich dem armenischen Sonnengott Mihr geweiht war, kann einer sonnenhungrigen Kulturpflanze wie der Tomate sicher nicht schaden. Wichtigster Standortvorteil waren jedoch das Klima und das nahegelegene Gaskraftwerk, das Wärme zum Beheizen der Gewächshäuser liefert.

Green Farmer, gegründet 2018, beschäftigt heute rund 230 Mitarbeitende und produziert in seinen Gewächshäusern mit modernster Technologie aus Italien und den Niederlanden jährlich 8 000 bis 9 000 Tonnen Tomaten für den Export vor allem nach Russland und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Der Start des Projekts verlief jedoch holprig: Das Unternehmen fand zunächst keine Bank, die ihm das nötige Startkapital von fast zwölf Millionen US-Dollar leihen wollte.

Ein Kredit bringt die Wende

Das änderte sich, als Green Farmer auf die Ardshinbank aufmerksam wurde. Das lokale Kreditinstitut arbeitete damals mit der armenischen Zentralbank zusammen, um EU-Mittel für die Entwicklung des Privatsektors des Landes zu nutzen. Mit Unterstützung der Europäischen Kommission stellte die Europäische Investitionsbank der armenischen Zentralbank in den Jahren 2014, 2016 und 2018 insgesamt drei Darlehen über jeweils 50 Millionen Euro mit zehnjähriger Laufzeit bereit. Damit erhielten Kleinunternehmen über das armenische Bankensystem leichteren Zugang zu günstigen Finanzierungen. Das Geld der EIB half Green Farmer, mit 4,2 Millionen US-Dollar einen Teil der Projektkosten zu decken und weitere Kredite aufzunehmen, um die Aprikosen-, Kirsch- und Apfelplantagen in der Provinz Ararat mit einer Frostschutzanlage und einem Hightech-Hagelschutznetz auszustatten. Letzteres schützt die Obstbäume nicht nur vor Hagel, UV-Strahlen und Wind, sondern auch vor Vögeln und Schädlingen.

„Die Gründer konnten damals einfach nicht genug Geld auftreiben“, berichtet Robert Kotsinyan, Geschäftsführer von Green Farmer. „Die Idee, ein Darlehen aufzunehmen, war jedoch goldrichtig – wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden.“

Zurzeit experimentiert das Unternehmen mit dem Anbau von Salatgurken. Pläne, die Gewächshausfläche um 15 Hektar zu erweitern, verzögerten sich jedoch zunächst in der Coronapandemie und wurden nach Ausbruch des Ukrainekriegs ganz auf Eis gelegt. „Eine solche Expansion erscheint uns jetzt gerade sehr riskant“, so Kotsinyan.

Der Erfolg von Unternehmen wie Green Farmer und die reibungslose Vergabe von Mitteln der EIB an die Zentralbank und von dort an armenische Banken und deren Kunden haben die Bank der EU zu weiteren Finanzierungen ermutigt. 2023 soll eine neue Kreditlinie die wirtschaftliche Erholung und Resilienz Armeniens unterstützen und kleinsten, kleinen und mittleren Unternehmen sowie Midcap-Unternehmen den Zugang zu Krediten erleichtern. Die im Dezember 2022 genehmigte Fazilität wird schwerpunktmäßig grüne Projekte, unternehmerische Initiativen von Frauen und kleine Betriebe außerhalb der Hauptstadt Eriwan fördern.



Enge Zusammenarbeit

Die enge Zusammenarbeit mit der Zentralbank war ein Schlüssel zum Erfolg des Programms. „Die Kooperation mit der armenischen Zentralbank bietet uns eine hervorragende Gelegenheit, KMU und Midcap-Unternehmen des Landes umfassend und mit starkem Mehrwert zu unterstützen“, berichtet Kirill Stoychev. Er ist Kreditreferent bei der EIB Global, dem Geschäftsbereich der EIB für Projekte außerhalb der Europäischen Union. „Es gibt keinen ähnlich günstigen Mechanismus, der die EIB-Darlehen in die Landeswährung armenische Dram umwandeln könnte wie die Zentralbank.“

„Über die Zusammenarbeit mit der Zentralbank erreicht die EU kleinere Unternehmen über die Vertriebskanäle praktisch des gesamten Bankensektors. Gleichzeitig fließen die Mittel in strategisch wichtige Bereiche“, so Stoychev.

Die Geschäftsbeziehung zwischen der armenischen Zentralbank und der EIB reicht bis ins Jahr 2014 zurück. Dabei hat die EIB auch viel Beratung geleistet. 

„In Armenien sind wir kontinuierlich tätig“, weiß Michael Steidl aus der Beratungsabteilung der EIB Global. „Wir haben gemeinsam untersucht, wo es Möglichkeiten für Klimaschutzinvestitionen in der Landwirtschaft und im Tourismus gibt und wie Banken hier helfen könnten. Mit dem neuen Darlehen richten wir uns gezielt an den digitalen Sektor und an Unternehmerinnen.“

Die Beratungsarbeit der EIB für die Zentralbank wird aus dem Treuhandfonds für technische Hilfe in der Östlichen Partnerschaft finanziert, einem von EU-Mitgliedstaaten finanzierten Treuhandfonds.