Serbien investiert in Spitzenforschung zu virtueller Realität, E-Health und Biomedizintechnik – neue Labore an der Fakultät für Elektrotechnik der Universität Belgrad eröffnet
Noch vor Kurzem hätte es abwegig geklungen, Serbien als Forschungsstandort für virtuelle Realität, E-Health oder künstliche Intelligenz zu bezeichnen. Jetzt nicht mehr, denn im Sommer wurden drei neue Labore im Innovationszentrum der Fakultät für Elektrotechnik an der Universität Belgrad eröffnet. Nun kann der serbische Forschungsnachwuchs die Grenzen der Wissenschaft in diesen Zukunftsfeldern im eigenen Land verschieben.
Mit den neuen Laboren schlägt das Innovationszentrum, das 2006 als Spin-off der Fakultät für Elektrotechnik gegründet wurde, ein neues Kapitel auf. Forschungskräfte aus Wissenschaft und Industrie sollen dort künftig gemeinsam Innovationen in der Elektrotechnik und Informationstechnologie hervorbringen.
Die neuen Labore „sind mit hochmodernen Sensorsystemen und Computeranlagen ausgestattet. Damit können wir unsere wissenschaftliche Forschung vorantreiben und an Projekten arbeiten, für die wir Spitzentechnologien nutzen“, erklärt Ilija Radovanovic, der stellvertretende Direktor des Innovationszentrums.
Die teuren Geräte sollen in den Bereichen virtuelle Realität, E-Health, Biomedizintechnik sowie Industrieautomation und ‑steuerung genutzt werden. Finanziert wurden sie von der Europäischen Investitionsbank, aus der EU-Heranführungshilfe, von der Entwicklungsbank des Europarates und vom serbischen Staat.
„Wir haben 200 Millionen Euro in die Forschung und Entwicklung in Serbien investiert und sind stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben. Serbien hat in puncto Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und moderne Technologien einen großen Sprung nach vorne gemacht“, sagt Dubravka Negre, die das Regionalbüro Westbalkan der Europäischen Investitionsbank leitet. „Wir müssen unsere Nachwuchskräfte frühzeitig fördern, damit sie mit professioneller Unterstützung Ideen entwickeln und ihre beruflichen Ziele im eigenen Land verfolgen können.“
Ein guter Mix: Talent, Know-how und Kreativität
Der besondere Vorteil des Innovationszentrums und seiner neuen Labore ist der multidisziplinäre Ansatz. Damit können Anwenderlösungen für ganz konkrete Projekte und Zwecke entwickelt werden.
„Ein solcher multidisziplinärer Ansatz ist nur in einem Forschungsumfeld möglich, das die Wissenschaft in den Dienst von Industrie und Gesellschaft stellt“, ist Radovanovic überzeugt. „So fördern wir den wissenschaftlichen Nachwuchs. Bei uns können die jungen Menschen ihre Kreativität und ihr Können einbringen und sich den großen wissenschaftlichen und technologischen Herausforderungen unserer Zeit stellen.“
Seit seiner Gründung hat sich das Innovationszentrum an mehr als 150 Projekten beteiligt und dabei mit nationalen und internationalen wissenschaftlichen Einrichtungen und Forschungsinstituten sowie Vertretern der Industrie zusammengearbeitet.
„Wir wollen hier auch künftig Talente zusammenbringen und ihr Wissen, ihre Erfahrung, Ideen und Kreativität bündeln“, so Radovanovic. „Wir wollen ein Umfeld schaffen, in dem sie an Innovationen arbeiten, neue Erkenntnisse und Lösungen hervorbringen und sich weiterentwickeln können.“
Neue Kompetenzen für eine neue Zeit
Mit Investitionen und Projekten wie diesem ist Serbien auf die Weltkarte der Innovationsstandorte gerückt. Für viele internationale Unternehmen und Universitäten ist das Zentrum heute eine gute Adresse, wenn sie kluge Köpfe für die Forschung an potenziellen Marktinnovationen suchen. Damit bieten sich den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die gleichen beruflichen Chancen und Herausforderungen wie andernorts in Europa.
Die Anwendungsfelder für die Ergebnisse ihrer Forschung sind vielfältig und reichen von Software über Gesundheit und Medizin bis hin zu Sport und Freizeit, Marketing und Bildung. Aktuell arbeitet das Innovationszentrum an technologischen Innovationen für die Industrie 4.0 – also die Digitalisierung der Industrieprozesse – und für die Gesellschaft 5.0, die den Ausgleich von wirtschaftlichem Fortschritt und sozialer Entwicklung anstrebt.
„Wir sind offen für neue wissenschaftliche und kommerzielle Kooperationen. Wir wollen unser Partnernetz ausbauen und den Wissensaustausch in allen möglichen Innovationsbereichen verstärken – ob künstliche Intelligenz, Informationstechnologie, Internet der Dinge, Biomedizintechnik, virtuelle Realität oder anderes mehr“, sagt Radovanovic. „Unsere Labore sollen ein Ort werden, an dem Ingenieure, Forschende, Studierende, Einrichtungen, Unternehmen und Start-ups zusammenkommen, um die wissenschaftliche Forschung voranzutreiben und innovative Ideen zu entwickeln.“
Die neuen Labore zeigen: Serbien stellt sich dem technologischen Fortschritt und drückt dem neuen Zeitalter der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Industrie seinen eigenen Stempel auf.